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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Familie - aber welches Schicksal ist mir beschieden? Werde ich mich jemals verlieben?
    Sicherlich nicht in diesen unbeholfenen Jungen. Meine anfängliche Zuneigung ist rasch verflogen. Er ist zu schüchtern, um mit mir zu sprechen, er murmelt und tut, als wollten ihm keine Worte einfallen. In unserer Hochzeitsnacht hat er mich gezwungen, die Führung zu übernehmen, und ich schäme mich, dass ich den ersten Schritt tun musste. Ich bin mir vorgekommen wie ein schamloses Weib, eine Marketenderin, während ich doch angebetet werden wollte wie eine Heldin aus den Ritterromanzen. Aber wenn ich ihm nicht geholfen hätte, wohin wären wir dann gelangt? Nun komme ich mir wie eine Närrin vor und gebe ihm die Schuld für meine Beschämung. »In Spanien«, ach tatsächlich?! Er wäre mir so fern geblieben wie Westindien, wenn ich ihm nicht gezeigt hätte, wie es geht. Dummer, junger Laffe!
    Bei unserer ersten Begegnung hielt ich ihn für schön, ich verglich ihn mit einem Ritter aus den Romanen, einem Troubadour, einem Poeten. Ich glaubte, ich könnte die Dame im Turm sein, und er würde unter meinem Fenster Serenaden singen und mich mit Poesie verführen. Doch obschon er das Aussehen eines Poeten hat, so besitzt er nicht dessen Geist. Nie bringe ich mehr als zwei Worte aus ihm heraus, und ich bekomme allmählich das Gefühl, mich zu erniedrigen, wenn ich ihm gefallen möchte.
    Natürlich vergesse ich niemals, dass es meine Pflicht ist, diesen Jungen, diesen Arthur, zu ertragen. Ich hoffe auf ein Kind. Meine Bestimmung ist es, England als Bollwerk gegen die Mauren zu halten. Und diese Aufgabe werde ich erfüllen, was immer auch geschieht. Ich werde Königin von England sein und meine beiden Länder beschützen: das Spanien meiner Geburt und das England meiner Ehe.

 
 
L ONDON , W INTER 1501
 
    Arthur und Catalina, steif Seite an Seite an Bord der königlichen Barke stehend, wechselten kein Wort miteinander. Sie fuhren an der Spitze einer Reihe fröhlich bemalter Barken flussabwärts zu Baynard's Castle in London, wo sie für die nächsten Wochen Quartier nehmen sollten. Es war ein riesiger, rechteckiger Palast über der Themse, dessen Park bis zum Fluss hinabreichte. Der Londoner Bürgermeister, die Ratsherren, der gesamte Hofstaat folgten der königlichen Barke, und Musiker spielten zur Feier des Ereignisses, dass das Thronfolgerpaar seine Residenz im Herzen der Stadt bezog.
    Catalina fiel die Anwesenheit der vielen schottischen Gesandten auf, die gekommen waren, um über die Hochzeit ihrer neuen Schwägerin Prinzessin Margaret mit dem schottischen Thronfolger zu verhandeln. Wie jeder Herrscher benutzte auch König Heinrich seine Kinder im Spiel der Macht wie Schachfiguren. Arthur hatte die entscheidende Verbindung mit Spanien geschlossen, und Margaret, die erst zwölf Jahre zählte, würde den Freundschaftspakt mit Schottland besiegeln, der eine generationenlange Feindschaft beendete. Auch Prinzessin Mary würde verlobt werden, sobald sie alt genug wäre, entweder mit dem größten Feind oder mit dem engsten Freund des Landes. Catalina war froh, selbst schon von Kindheit an gewusst zu haben, dass sie eines Tages Königin von England werden würde. In ihrem Falle hatte es keinen Richtungswechsel, keine Bündnisänderung gegeben. Fast schon von Geburt an war sie zur künftigen Königin bestimmt gewesen. Dieses Wissen hatte ihr die Trennung von Heimat und Familie sehr erleichtert.
    Ihr fiel auf, dass Arthur die schottischen Lords sehr zurückhaltend grüßte, als sie zum Dinner im Westminster-Palast aufeinandertrafen.
    »Die Schotten sind unsere schlimmsten Feinde«, vertraute ihr Edward Stafford, der Herzog von Buckingham, leise auf Kastilisch an, als sie vor der Halle den Einzug der geladenen Gäste betrachteten. »Der König und der Prinz hoffen, dass diese Verlobung Prinzessin Margarets die Schotten endgültig an uns bindet. Keiner von uns kann jedoch vergessen, wie sehr sie uns immer zugesetzt haben. Wir alle sind im Bewusstsein aufgewachsen, dass unser ärgster und beharrlichster Feind im Norden sitzt.«
    »Aber es ist doch nur ein kleines, armseliges Königreich«, wandte Catalina ein. »Was könnten sie uns schon anhaben?«
    »Die Schotten schließen sich von alters her mit Frankreich zusammen«, erklärte der Herzog. »Jedes Mal, wenn wir mit Frankreich im Krieg liegen, bekräftigen sie die ›Auld Alliance‹ und fallen an unserer Nordgrenze ein. Ihr Volk mag zwar nicht viele Häupter zählen, und arm ist es

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