Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Königspaar gegeben, das fester verbunden war, dachte der König säuerlich, der mit seiner Frau und seiner Mutter in der königlichen Loge stand. Ihre Eltern trauten mir gerade so weit wie einer Schlange, während ich ihren Vater immer nur für einen halb maurischen Hökerer gehalten habe. Neunmal wurden sie miteinander verlobt. Diese Ehe wird unauflöslich sein. Ihr Vater kann sich nun nicht mehr hinauswinden. Nun wird er mich gegen Frankreich schützen, dies ist er seiner Tochter schuldig. Der bloße Gedanke an unser Bündnis wird die Franzosen in Schach halten und den Frieden sichern - und Frieden ist das, was wir so dringend brauchen.
Er warf einen Blick auf seine Frau. Ihre Augen standen voller Tränen, als der Erzbischof die gefalteten Hände ihres Sohnes und seiner Braut emporhob und mit seiner heiligen Stola umwickelte. Doch ihr Gesicht, schön und voller Gefühl, rührte den König keineswegs. Konnte er jemals ergründen, was sich hinter dieser lieblichen Maske verbarg? Was dachte sie über ihre Ehe, über die Vereinigung der Häuser York und Lancaster, durch die sie auf den Thron gelangt war, der ihr doch bereits ohne Heirat zugestanden hätte? Oder dachte sie womöglich an den Mann, der ihr als Gemahl lieber gewesen wäre? Des Königs Miene verfinsterte sich. Nie vermochte er die völlige Herrschaft über seine Frau Elizabeth zu erlangen. Und deshalb dachte er so wenig wie möglich an sie.
Neben ihnen betrachtete des Königs hartgesichtige Mutter, Margaret Beaufort, das junge Paar mit dem Anflug eines Lächelns. Dies war Englands Triumph, es war ihres Sohnes Triumph, aber vor allem war es ihr Triumph. Sie hatte eine Familie von Bankerten niedriger Geburt vor der Katastrophe bewahrt; sie hatte das mächtige Haus York herausgefordert; sie hatte einen herrschenden König gestürzt und Englands Thron gegen alle Widerstände gewonnen. Dies war ihr Werk. Sie hatte den richtigen Zeitpunkt bestimmt, zu dem ihr Sohn aus Frankreich zurückkehren sollte, um den Thron zu beanspruchen. Dank ihrer Bündnispolitik standen ihm für diesen Kampf genug Soldaten zur Verfügung. Und ihr Schlachtplan sorgte dafür, dass der Thronräuber Richard auf dem Felde von Bosworth den Tod fand. Jeder Tag ihres Lebens war eine Bestätigung ihres Sieges und die Hochzeit von Arthur und der spanischen Infantin der Höhepunkt dessen, wofür sie ein Leben lang gekämpft hatte. Die Braut würde Margaret Beaufort einen Enkel schenken, der gleichzeitig ein Spanier war und ein Tudor, ein zukünftiger König Englands, und auch dieser würde einen Sohn und Thronfolger zeugen, und so bis in alle Ewigkeit: Hier und heute würde das Fundament für die immerwährende Dynastie der Tudors gelegt.
Wie benommen sprach Catalina das Ehegelübde. Schwer wog der kalte Ring an ihrem Finger. Sie wandte ihr Gesicht dem Ehemann zu und empfing seinen kühlen Kuss. Erst als sie über den lächerlich hohen Steg schritt und das Meer von frohen Gesichtern erblickte, das sich von ihren Füßen bis zu den Mauern der Kathedrale erstreckte, wurde ihr bewusst, dass es nun vollbracht war. Und als sie aus dem kühlen Dämmer der Kirche in den hellen Wintersonnenschein traten und die Hochrufe der Menge auf Arthur und seine Braut vernahmen, begriff sie, dass sie nun endlich ihre Pflicht erfüllt hatte. Seit ihrer Kindheit war sie Arthur versprochen gewesen, und nun, endlich, hatte die Hochzeit stattgefunden. Seit sie drei Jahre zählte, war sie mit »Prinzessin von Wales« angeredet worden, und nun endlich hatte sie den Titel und den dazugehörigen Platz in der Welt eingenommen. Catalina schaute auf und lächelte, und die Menschen, trunken von kostenlosem Wein und dem Anblick des hübschen Mädchens, eingelullt von dem Versprechen, dass der Bürgerkrieg für alle Zeiten vorüber sei, da nun die Thronfolge gesichert war, brüllten vor Begeisterung.
***
Nun waren sie Mann und Frau, doch für den Rest des Tages wechselten sie kaum mehr als ein paar Worte miteinander. Auf dem formellen Hochzeitsbankett saßen sie zwar Seite an Seite, mussten jedoch ständig ihren Gästen zuprosten und den Hochzeitsreden lauschen; überdies spielten Musiker. Nach einem langen Mahl mit vielen Gängen gab es Gedicht- und Liedervorträge sowie ein Maskenspiel. Niemals war am englischen Hofe so viel Geld für eine Feier ausgegeben worden. Es war ein weitaus prächtigeres Fest als des Königs eigene Hochzeit, prächtiger sogar als seine Krönungszeremonie. Mit diesem Bankett bewies das
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