Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
jetzt zeugen.«
***
Es ist Morgen. Ich liege wach in der Dämmerung und lausche den zaghaften ersten Tönen der Vögel. Langsam geht die Sonne auf, und durch das Lattenwerk des Fensters erahne ich einen Schimmer blauen Himmels. Vielleicht wird dies ein warmer Tag, vielleicht wird es doch endlich Sommer.
Neben mir höre ich Arthurs ruhige Atemzüge. Ich fühle, wie mein Herz sich ihm voller Liebe zuneigt, ich lege meine Hand auf seine blonden Locken und frage mich, ob wohl eine Frau jemals ihren Mann so geliebt hat, wie ich ihn liebe.
Ich drehe mich ein wenig und lege meine andere Hand auf die warme Rundung meines Bauches. Kann es möglich sein, dass wir in dieser Nacht tatsächlich ein Kind gezeugt haben? Ruht dort, tief verborgen in meinem Leib, ein Baby, das Mary genannt werden wird, Prinzessin Mary, die Rose der Rose von England?
Nun höre ich die Schritte der Aufwartefrau in meinem Audienzzimmer. Sie legt Holz nach, harkt die glühenden Scheite zusammen. Immer noch regt Arthur sich nicht. Ich lege ihm sanft eine Hand auf die Schulter. »Wacht auf, Schlafmütze«, sage ich zärtlich. »Draußen machen sich bereits die Diener zu schaffen. Ihr müsst gehen.«
Er schwitzt, die Haut seiner Schulter ist kalt und feucht.
»Liebster?«, frage ich. »Fühlt Ihr Euch nicht wohl?«
Er öffnet die Augen und lächelt mich an. »Sagt nicht, dass es schon Morgen ist. Ich bin so müde, dass ich den ganzen Tag schlafen könnte.«
»Es ist Morgen.«
»Oh, warum habt Ihr mich nicht früher geweckt? Gerade morgens habe ich Euch am liebsten, und nun muss ich wieder bis zum Abend warten!«
Ich schmiege mein Gesicht an seine Brust. »Sagt das nicht. Auch ich habe verschlafen. Wir bleiben immer so lange wach. Und nun müsst Ihr gehen.«
Arthur drückt mich so fest, als wolle er mich niemals loslassen, doch ich höre bereits den Kammerherrn, der die äußere Tür öffnet, um heißes Wasser zu bringen. Ich zwinge mich dazu, mich von ihm zu lösen. Es ist, als würde ich ein Stück meiner eigenen Haut abreißen. Ich kann es nicht ertragen, von ihm getrennt zu sein.
Plötzlich fällt mir auf, dass er schweißgebadet ist; unsere Laken sind warm und feucht. »Ihr seid ja ganz heiß!«
»Das ist die Lust«, erwidert er lächelnd. »Ich werde wohl zur Messe gehen müssen, um mich abzukühlen.«
Er steht auf und wirft sich den Umhang über die Schultern. Dabei taumelt er ein wenig.
»Liebster, geht es Euch gut?«, frage ich.
»Mir ist nur ein bisschen schwindelig«, erwidert er. »Blind vor Lust, und das ist alles Eure Schuld. Auf bald, in der Kapelle. Betet für mich, Schatz.«
Ich stehe auf, entriegele die Tür zur Festungsmauer und lasse ihn hinaus. Leicht schwankend ersteigt er die steinernen Stufen, dann sehe ich, wie er die Schultern strafft und die frische Luft einatmet. Ich schließe die Tür hinter ihm und gehe wieder aufs Bett zu. Ich schaue mich um, aber niemand könnte Verdacht schöpfen, dass er hier gewesen ist. Nun klopft Doña Elvira und tritt zusammen mit einer Ehrenjungfer und mehreren Zofen ein, die einen Krug mit heißem Wasser und mein Kleid bringen.
»Ihr habt verschlafen, Ihr müsst wohl übermüdet gewesen sein«, sagt Doña Elvira tadelnd. Ich bin jedoch so friedlich gestimmt und glücklich, dass ich ihr nicht einmal antworte.
***
In der Kapelle konnten sie lediglich verstohlene, lächelnde Blicke wechseln. Nach der Messe ritt Arthur aus, und Catalina begab sich zum Frühstück. Danach war es Zeit für den Unterricht bei ihrem Kaplan. Catalina setzte sich mit ihm an den Tisch unter dem Fenster, nahm die Bibel und las in den Paulus-Briefen.
Margaret Pole trat in eben dem Moment ein, als Catalina ihr Buch zuklappte. »Der Prinz bittet um Euer Erscheinen in seinen Gemächern«, sagte sie.
Catalina erhob sich. »Ist etwas geschehen?«
»Ich glaube, er fühlt sich nicht gut. Er hat alle fortgeschickt außer seinen Leibdienern.«
Catalina, gefolgt von Doña Elvira und Lady Margaret, begab sich unverzüglich zu den Gemächern ihres Gemahls. Im Audienzzimmer war wie üblich eine kleinere Menschenmenge versammelt: Bittsteller, Neugierige und einige niedere Bedienstete und Beamte. Catalina rauschte an allen vorbei zu der Doppeltür von Arthurs Privatgemach und trat ein.
Er saß in einem Sessel am Kamin. Sein Gesicht war sehr blass. Doña Elvira und Lady Margaret blieben an der Tür stehen, während Catalina zu ihrem Gatten eilte.
»Seid Ihr krank, Liebster?«, fragte sie.
Er schaffte es zu
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