Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
lächeln, doch sie sah, welche Mühe es ihn kostete. »Ich habe wohl eine Erkältung erwischt«, sagte er. »Kommt nicht näher, ich will nicht, dass Ihr Euch ansteckt.«
»Ist Euch heiß?«, fragte sie angstvoll und dachte an das Schweißfieber, das oft wie eine Erkältung begann und ebenso oft zum Tode führte.
»Nein, mir ist kalt.«
»Nun, das ist kaum überraschend in diesem Lande, wo es entweder regnet oder schneit.«
Er brachte ein neuerliches Lächeln zustande.
Catalina schaute sich nach Lady Margaret um. »Lady Margaret, wir müssen den Leibarzt des Prinzen holen!«
»Ich habe bereits meine Diener auf die Suche nach ihm geschickt«, sagte diese und trat näher.
»Ich will nicht, dass um mich solch ein Aufhebens gemacht wird«, murrte Arthur gereizt. »Ich wollte Euch nur mitteilen, dass ich nicht zum Dinner kommen kann.«
Catalina schaute ihn ernst an. Wie bringen wir es nur zuwege, ungestört zu sein?, dachte sie.
»Könnten wir nicht, da Ihr krank seid, in Euren Gemächern speisen - allein?«, schlug sie vor.
»Ja, das wollen wir tun«, beschloss Arthur.
»Sprecht erst mit dem Arzt«, riet Lady Margaret. »Wenn Euer Gnaden einverstanden sind. Er kann Euch sagen, welche Speisen Ihr essen könnt und ob Ansteckungsgefahr für die Prinzessin besteht.«
»Er ist doch nicht krank«, beharrte Catalina. »Er sagt, er ist nur müde. Es liegt eben an der kalten Luft hier, oder an der Feuchtigkeit. Immerhin war es gestern sehr kalt, und er hat den halben Tag im Sattel gesessen.«
Es klopfte an der Tür, und eine Stimme rief: »Dr. Bereworth ist da, Euer Gnaden.«
Arthur hob die Hand zum Zeichen, dass er eingelassen werden solle. Doña Elvira öffnete die Tür, und der Mann trat ein.
»Der Prinz friert und fühlt sich müde«, redete Catalina sofort in schnellem Französisch auf ihn ein. »Ist er krank? Ich glaube nicht, dass er krank ist. Was meint Ihr?«
Der Arzt verneigte sich tief vor ihr und dem Prinzen. Dann machte er eine Verbeugung vor Lady Margaret und Doña Elvira.
»Es tut mir leid, ich habe das nicht verstanden«, sagte er verlegen auf Englisch zu Lady Margaret. »Was meint die Prinzessin?«
Catalina klatschte verzweifelt in die Hände. »Der Prinz ...«, begann sie in Englisch.
Margaret Pole sprang ihr bei. »Seine Gnaden fühlen sich nicht wohl«, erklärte sie.
»Darf ich allein mit ihm sprechen?«, fragte der Arzt.
Arthur nickte. Er erhob sich aus seinem Sessel, wäre jedoch fast gestrauchelt. Sofort war der Arzt an seiner Seite, stützte ihn und führte ihn in die Schlafkammer.
»Er kann doch nicht krank sein!«, redete Catalina in Spanisch auf Doña Elvira ein. »Gestern Abend ging es ihm doch gut. Erst am Morgen war ihm heiß. Er hat aber nur gesagt, dass er müde sei. Doch jetzt kann er kaum stehen. Aber er kann doch nicht krank sein!«
»Wer weiß, welche Krankheiten sich ein Mensch in diesem Regen und Nebel einfangen kann?«, entgegnete die Duenna dumpf. »Es ist ein Wunder, dass Ihr nicht krank geworden seid! Ein Wunder, dass irgendein Mensch so ein Wetter erträgt!«
»Er ist nicht krank«, beteuerte Catalina. »Nur übermüdet. Gestern ist er so lange geritten. Und es war kalt, es wehte ein schneidend kalter Wind. Ich habe es selbst gemerkt.«
»Ein Wind wie dieser kann einen Mann wohl töten«, sagte Doña Elvira düster. »Wenn er so viel Kälte und neblige Nässe mitbringt.«
»Hört auf damit!«, befahl Catalina und hielt sich die Ohren zu. »Ich will kein Wort mehr hören. Er ist bloß müde, übermüdet. Vielleicht hat er sich auch erkältet. Da muss man nicht gleich von tödlichen Winden und nebliger Nässe sprechen!«
Lady Margaret trat vor und nahm sanft Catalinas Hände. »Habt Geduld, Prinzessin«, riet sie. »Dr. Bereworth ist ein sehr guter Arzt, und er kennt den Prinzen von Kindesbeinen an. Der Prinz ist ein kräftiger junger Mann von guter Gesundheit. Wahrscheinlich brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Falls Dr. Bereworth es für nötig hält, werden wir den Leibarzt des Königs aus London kommen lassen. Unser Prinz wird bald schon wieder wohlauf sein.«
Catalina nickte, setzte sich ans Fenster und schaute hinaus. Der Himmel hatte sich erneut bezogen, die Sonne war fast verschwunden. Wieder regnete es, und Tropfen rannen die trüben Scheiben hinab. Sie versuchte, nicht an den Tod ihres Bruders zu denken, der seine Frau so sehr geliebt und sich auf die Geburt seines Sohnes gefreut hatte. Juan war wenige Tage nach Ausbruch seines Fiebers gestorben,
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