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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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über ihre Lippen. Sie dachte nur an ihn, sah ständig das bleiche Gesicht auf den weißen Kissen vor sich. Die Sehnsucht nach ihrem Mann erfüllte sie ganz. Sie waren erst hundertundvierzig Tage verheiratet und erst seit vierundneunzig Tagen ein Liebespaar. Sie hatten einander eine Liebe auf Lebenszeit versprochen, und deshalb verstand Catalina nicht, wieso sie nun auf den Knien lag und um sein Leben flehte.
 
***
 
    Es kann doch nicht wahr sein; gestern war er noch gesund! Das ist bestimmt nur ein furchtbarer Traum. Jeden Augenblick werde ich aufwachen, und er wird mich küssen und mich ein Dummchen nennen. Kein Mensch kann so schnell krank werden, kein Mensch ist eben noch kräftig und schön und im nächsten Moment schon furchtbar krank. Gleich werde ich aufwachen. Das ist alles nicht wahr! Ich kann nicht beten, aber das spielt keine Rolle, denn es geschieht ja nicht in Wirklichkeit. Ein Gebet im Traum würde ja auch nichts ausrichten. Und eine geträumte Krankheit gibt es nicht. Ich bin keine abergläubische Heidin, die sich vor Träumen fürchtet. Gleich werde ich aufwachen, und wir werden herzlich über meine Angst lachen.
 
***
 
    Um die Dinnerzeit erhob sie sich, tauchte die Hand ins Weihwasserbecken, schlug das Kreuzzeichen und begab sich mit noch feuchter Stirn wiederum in Arthurs Gemächer. Doña Elvira folgte ihr auf den Fersen.
    Im Audienzzimmer weilten nun mehr Menschen als je zuvor, Frauen und Männer, alle in sprachloser Furcht. Leise und unter gemurmelten Segenswünschen machten sie der Prinzessin Platz. Ohne nach rechts oder links zu schauen, durchquerte Catalina die Menge, fegte an dem Apothekertisch vorbei und machte erst vor der Tür zur Schlafkammer halt.
    Die Leibwache trat zur Seite. Leise klopfte die Prinzessin an die Tür und schob sie auf.
    Die Ärzte beugten sich über den Prinzen auf dem Bett. Er hustete: Es war ein zäher Husten, der so klang, als ob Arthur unter Wasser gurgelte.
    »Madre de Dios«, betete sie leise. »Heilige Muttergottes, bewahre Arthur.«
    Der Arzt hörte sie und drehte sich um. Sein Gesicht war sehr blass. »Kommt ja nicht näher!«, herrschte er die Prinzessin an. »Es ist das Schweißfieber!«
    Bei diesem höchst gefürchteten Wort schrak Doña Elvira zurück und packte Catalina am Kleid, als wollte sie ihre Herrin von der Gefahr wegzerren.
    »Lasst mich!«, fauchte Catalina und riss ihrer Duenna den Stoff aus den Händen. »Ich werde nicht näher treten, aber ich muss mit ihm sprechen«, sagte sie standhaft.
    Der Arzt hörte die Entschlossenheit in ihrer Stimme. »Prinzessin, er ist zu schwach dazu.«
    »Lasst uns allein.«
    »Prinzessin ...«
    »Ich muss mit ihm sprechen. Dies ist eine Staatsangelegenheit.«
    Ein Blick auf ihr entschlossenes Gesicht belehrte den Arzt, dass sie nicht weichen würde. Mit gesenktem Kopf ging er an ihr vorbei, gefolgt von seinen Helfern. Catalina hob die Hand, und nun zog sich auch Doña Elvira zurück. Die Prinzessin trat über die Schwelle und schloss die Tür hinter sich.
    Arthur machte Anstalten zu protestieren.
    »Ich komme nicht näher«, versicherte sie ihm. »Ich verspreche es. Aber ich musste Euch sehen. Ich kann es nicht ertragen ...« Die Stimme versagte ihr.
    Des Prinzen Gesicht glänzte vor Schweiß, und sein Haar war so feucht, als sei er aus dem Regen gekommen. Deutlich war ihm der Kampf gegen die Krankheit anzumerken, die alle Kraft aus ihm sog.
    »Amo te«, sagte er mit Lippen, die rissig und dunkel waren vom Fieber.
    »Amo te«, erwiderte Catalina.
    »Ich werde sterben«, sagte er trostlos.
    Catalina widersprach nicht. Arthur sah, wie sie sich ein wenig straffte, als hätte sie einen tödlichen Schlag erhalten.
    Rasselnd rang er nach Luft. »Aber Ihr müsst dennoch Königin von England werden.«
    »Was?!«
    Er atmete tief durch. »Liebste - gehorcht mir. Ihr habt doch geschworen, mir zu gehorchen.«
    »Ich werde alles tun, was Ihr wollt.«
    »Dann heiratet Harry. Bekommt unsere Kinder.«
    »Was?!« Catalina wurde vor Schreck schwindelig. Kaum hörte sie, was er sagte.
    »England braucht eine starke Königin«, fuhr Arthur fort. »Besonders an Harrys Seite. Er ist zum Herrschen nicht befähigt. Ihr müsst es ihn lehren. Baut meine Festungen. Baut meine Kriegsschiffe. Verteidigt das Land gegen die Schotten. Schenkt meiner Tochter Mary das Leben. Bekommt meinen Sohn Arthur. Lasst mich durch Euch weiterleben.«
    »Liebster ...«
    »Versprecht mir dies«, bat er flehend. »Unser England soll mit Eurer Hilfe bewahrt

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