Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
werden. Lasst mich durch Euch weiterleben.«
»Ich bin Eure Frau«, sagte die Prinzessin erbittert. »Nicht die seine.«
Arthur nickte. »Behauptet, dass Ihr nicht meine Frau wart.«
Als sie dies vernahm, taumelte Catalina und musste sich am Türrahmen festhalten.
»Sagt Ihnen, dass ich es nicht vermochte.« Die Andeutung eines Lächelns erschien auf seinen verhärmten Zügen. »Sagt Ihnen, dass ich kein Mann war. Und dann heiratet Harry!«
»Aber Ihr hasst ihn!«, brach es aus ihr heraus. »Ihr könnt doch nicht wollen, dass ich ihn heirate. Er ist ein Kind! Und ich liebe Euch.«
»Harry ist der künftige König«, sagte Arthur unverdrossen. »Ihr könnt Königin werden. Heiratet ihn. Bitte. Liebste. Tut es für mich.«
Die Tür hinter Catalina ging einen Spalt auf, und Lady Margaret mahnte leise: »Ihr dürft ihn nicht zu sehr beanspruchen, Prinzessin.«
»Ich muss gehen«, sagte Catalina verzweifelt zu der stillen Gestalt im Bett.
»Versprecht es mir ...«
»Ich komme wieder. Ihr werdet gesund.«
»Bitte.«
Lady Margaret schob die Tür weiter auf und nahm Catalinas Hand. »Zu seinem eigenen Besten«, drängte sie sanft. »Ihr müsst ihn nun allein lassen.«
Catalina wandte sich zum Gehen, schaute aber noch einmal über die Schulter. Arthur hob seine Hand, sodass sie wenige Zoll über der Bettdecke schwebte. »Versprecht es mir«, bat er. »Bitte. Um meinetwillen. Versprecht es mir, Liebste.«
»Ich verspreche es!«, rief Catalina.
Seine Hand fiel auf die Decke zurück, und sie hörte, wie er erleichtert aufseufzte.
Es waren die letzten Worte, die sie zueinander sprachen.
B URG L UDLOW , 2. A PRIL 1502
Um sechs Uhr, zur Vesperstunde, verabreichte Arthurs Beichtvater Dr. Eldenham dem Prinzen die Letzte Ölung, und bald darauf starb Arthur. Catalina kniete auf der Schwelle, während der Priester ihren Ehemann salbte, und empfing mit demütig gesenktem Kopf den Segen des Geistlichen. Sie blieb in dieser Haltung, bis sie ihr sagten, dass ihr junger Mann tot sei. Nun war sie eine sechzehnjährige Witwe.
Lady Margaret und Doña Elvira nahmen sich der Prinzessin an. Gemeinsam schleppten und trugen sie das Mädchen in seine Kammer. Catalina schlüpfte zwischen die kalten Laken mit dem Wissen, dass sie, so lange sie auch warten würde, niemals mehr Arthurs leise Schritte auf der Festungsmauer vernehmen sollte und ebenso wenig sein leises Klopfen an ihrer Tür. Nie mehr würde sie ihm die Tür öffnen und in seine Arme fallen. Nie mehr würde er sie hochheben und zum Bett tragen, wie er es den ganzen langen Tag gewünscht hatte.
»Ich kann es nicht glauben«, sagte sie mit bebender Stimme.
»Trinkt das«, riet Lady Margaret. »Der Arzt hat es für Euch gebraut. Es ist ein Schlaftrunk. Ich wecke Euch gegen Mittag.«
»Ich kann es nicht glauben.«
»Prinzessin, trinkt.«
Und Catalina schluckte den bitteren Trank. Vor allem wollte sie schlafen - und am liebsten nie wieder aufwachen.
***
In jener Nacht träumte mir, ich stünde über dem großen Tor der roten Festung, welche die Alhambra umgibt. Über meinem Kopf flatterten die Standarten von Kastilien und Aragón wie die Segel der Schiffe des Cristobal Colon. Ich beschattete meine Augen und schaute über die weite Ebene von Granada, ich sah das schöne, vertraute Land, die gelbbraune Erde, durchzogen von tausend kleinen Gräben, die Wasser von einem Felde zum nächsten leiteten. Unten im Tal lag die weiß ummauerte Stadt, die selbst jetzt noch, zehn Jahre nach unserer Eroberung, untrüglich eine maurische Stadt war: Mit Häusern, die um schattige Höfe gebaut sind, in deren Mitte muntere Brunnen sprudeln. In den Gärten schwebt ein Duft von Spätrosen, und die Obstbäume sind schwer beladen mit Früchten.
Jemand rief: »Wo ist die Infantin?«
Und in meinem Traum erwiderte ich: »Ich bin Katharina, Königin von England. Dies ist jetzt mein Name.«
***
Sie beerdigten Arthur, den Prinzen von Wales, den ersten Prinzen eines geeinten England, am Tage des heiligen Georg, nach einer albtraumhaften Überführung des Leichnams von Ludlow nach Worcester. Der Regen strömte so schwer herab, dass sie kaum vorwärtskamen. Die Straßen waren überflutet, die Wasserwiesen knietief überspült, und der Fluss Teme war über seine Ufer getreten, und man konnte die Furten nicht finden. Sie mussten den Sarg auf einem Ochsenkarren transportieren, denn Pferde wären auf den schlammigen Wegen nicht vorangekommen. Als sie endlich Worcester erreichten,
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