Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
hatte, es war warm, wie er prophezeit hatte - aber sie gingen nicht gemeinsam am Fluss spazieren und hießen die aus Spanien kommenden Mauersegler willkommen. Sie würde keinen Salat im Gemüsegarten der Burg anpflanzen, damit er davon kosten konnte. Der Sommer war da, die Sonne schien, Catalina war wohlauf - nur Arthur lag starr in seiner dunklen Gruft in der Kathedrale von Worcester.
Still saß die Prinzessin, die Hände im Schoß ihres schwarzen Seidenkleides gefaltet. Ihre Augen blickten aus dem Fenster, ohne etwas zu sehen, und ihre Lippen waren fest geschlossen, als müssten sie eine Flut von Worten zurückhalten.
»Prinzessin ...«, wagte Lady Margaret die junge Frau anzusprechen.
Langsam wendete sich der Kopf unter der schweren schwarzen Haube. »Ja, Lady Margaret?«, fragte die junge Frau mit belegter Stimme.
»Ich muss etwas mit Euch besprechen.«
Catalina neigte bejahend den Kopf.
Doña Elvira verließ leise das Gemach.
»Ich muss Euch fragen, wann Ihr nach London zu reisen gedenkt. Die königliche Sänfte ist angekommen, und Ihr müsst nun bald aufbrechen.«
Kein Zeichen von Leben war in Catalinas tiefblauen Augen. Sie nickte lediglich, als ginge es um den Transport eines Paketes.
»Ich weiß nicht, ob Ihr kräftig genug seid zum Reisen.«
»Kann ich nicht hierbleiben?«, fragte Catalina.
»So wie ich es verstehe, wünscht der König Eure Anwesenheit bei Hofe. Es tut mir leid. Sie schreiben, dass Ihr bleiben könnt, bis Ihr Euch kräftig genug für die Reise fühlt.«
»Warum, was soll mit mir geschehen?«, fragte die Prinzessin nicht sonderlich interessiert. »Wenn ich nach London komme?«
»Das weiß ich nicht.« Als ehemalige Prinzessin wusste Lady Margaret zu gut, dass ein Mädchen von königlichem Geblüt nicht über seine Zukunft bestimmen konnte. »Ich fürchte, ich weiß nicht, was er mit Euch vorhat. Meinem Mann wurde auch nichts gesagt, außer, dass er alles für Eure Reise nach London vorbereiten solle.«
»Was soll denn nun geschehen, was glaubt Ihr? Als mein Schwager starb, wurde meine Schwester aus Portugal heimgeschickt. Sie kehrte nach Spanien zurück.«
»Das würde ich in Eurem Falle auch erwarten«, sagte Lady Margaret.
Catalina wandte den Kopf ab. Wieder starrte sie blicklos aus dem Fenster. Lady Margaret wartete geduldig.
»Hat eine Prinzessin von Wales auch in London ein eigenes Haus?«, brach die junge Frau das Schweigen. »Oder soll ich wieder auf Baynard's Castle wohnen?«
»Ihr seid nicht Prinzessin von Wales«, begann Lady Margaret. Sie wollte sich eben zu der Frage der Unterbringung äußern, doch der Blick, den Catalina ihr zuwarf, war so finster, dass sie zögerte. »Ich bitte um Vergebung«, sagte sie. »Ich dachte, Ihr hättet mich vielleicht nicht verstanden, dass ...«
»Ich hätte was nicht verstanden?« Catalinas bleiches Gesicht überzog sich allmählich mit Zornesröte.
»Dass Ihr jetzt Prinzessin von ...«
»Prinzessin wovon?«, fauchte Catalina.
Lady Margaret sank in einen ehrerbietigen Knicks.
»Prinzessin wovon?«, rief Catalina laut. Die Tür wurde aufgestoßen, und Doña Elvira betrat hastig das Zimmer. Erschrocken blickte sie auf ihre erzürnte junge Herrin, vor der Lady Margaret auf den Knien lag. Ohne ein Wort zu sagen, verließ sie das Gemach.
»Dass Ihr jetzt Prinzessin von Spanien seid«, vollendete Lady Margaret leise ihren Satz.
Ein tiefes Schweigen trat ein.
»Ich bin die Prinzessin von Wales«, sagte Catalina betont langsam. »Ich bin schon mein ganzes Leben lang Prinzessin von Wales.«
Nun stand Lady Margaret auf und schaute der Jüngeren ins Gesicht. »Jetzt seid Ihr die Prinzessinwitwe.«
Catalina schlug die Hand vor den Mund, um einen Ausruf des Erschreckens zu ersticken.
»Es tut mir leid, Prinzessin.«
Catalina konnte nur den Kopf schütteln. Hinter ihrer Faust drangen wimmernde Laute hervor. Lady Margaret musterte sie entschlossen. »Sie werden Euch von nun an ›Prinzessinwitwe‹ nennen.«
»Diesen Titel werde ich nicht akzeptieren!«
»Es ist ein Titel, der Respekt ausdrückt. Allein er vermag in unserer Sprache Eurer Stellung gerecht zu werden.«
Catalina knirschte vor Wut mit den Zähnen. Sie wandte sich von der Freundin ab und schaute wieder aus dem Fenster.
»Die Königin hat mir geschrieben«, gestand Lady Margaret. »Man hat sich nach Eurer Gesundheit erkundigt. Nicht nur, ob Ihr Euch kräftig genug fühlt für die Reise ... Sie möchten erfahren, ob Ihr guter Hoffnung seid.«
Catalina ballte die
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