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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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wünschte, ich hätte Lady Margaret als Beraterin bei mir. Ich vermisse ihre Freundschaft, ich vermisse ihre hart erkämpfte Weisheit. Ich wünschte, ich könnte ihren standhaften Blick sehen, ich wünschte, ich könnte noch einmal ihren Rat hören, dass ich mich eben abfinden müsse, mein Schicksal annehmen, Gott entscheiden lassen müsse. Ich würde diesem Rat nicht folgen - aber ich wünschte, ich könnte ihn noch einmal hören.

 
 
S OMMER 1502 C ROYDON , M AI 1502
 
    Die Prinzessin und ihr Gefolge erreichten den Croydon-Palast, und Doña Elvira brachte Catalina in ihre Privatgemächer. Doch dieses Mal zog sich die junge Frau nicht sogleich in die Kammer zurück und schloss die Tür, sondern blieb in dem prächtigen Audienzzimmer stehen und schaute sich um. »Ein Gemach, das einer Prinzessin gut zu Gesicht steht«, bemerkte sie.
    »Doch Eurer Stellung nicht angemessen«, beeilte sich Doña Elvira zu sagen, bemüht, den Status ihres Schützlings zu wahren. »Es ist Euch nicht übergeben worden. Ihr sollt es nur benutzen.«
    Die Prinzessin nickte. »Es ist passend«, sagte sie nur.
    »Der spanische Gesandte wartet auf Euch«, sagte Doña Elvira. »Soll ich ihm sagen, dass Ihr ihn nicht empfangen könnt?«
    »Doch, ich werde ihn empfangen«, sagte Catalina schlicht. »Bittet ihn einzutreten.«
    »Ihr müsst nicht, wenn ...«
    »Vielleicht bringt er eine Nachricht von meiner Mutter. Ich hätte gern ihren Rat.«
    Die Duenna verneigte sich und begab sich auf die Suche nach dem Gesandten. Dieser stand im Wandelgang vor dem Audienzzimmer und hatte sich mit Pater Alessandro Geraldini, dem Kaplan der Prinzessin, in ein Gespräch vertieft. Doña Elvira musterte die beiden Männer missbilligend. Der Kaplan war ein dunkler, gut aussehender Mann, sein Gesprächspartner jedoch das genaue Gegenteil. Denn Dr. de Puebla, der spanische Gesandte, war ein Zwerg; eben lehnte er an einem Sessel, um sein verwachsenes Rückgrat zu entlasten, und hatte sein verkrüppeltes Bein hinter das gesunde geschoben. Doch sein kluges, kleines Gesicht strahlte vor Aufregung.
    »Sie könnte tatsächlich guter Hoffnung sein?«, fragte er noch einmal im Flüsterton. »Dessen seid Ihr gewiss?«
    »Ich hoffe zu Gott, dass es so ist. Sie hat jedenfalls Grund dazu«, schwächte der Beichtvater die Begeisterung des anderen ab.
    »Dr. de Puebla!«, fuhr die Duenna dazwischen, denn ihr missfiel das vertrauliche Gehabe der beiden. »Ich soll Euch unverzüglich zur Prinzessin führen.«
    De Puebla drehte sich lächelnd um. »Aber selbstverständlich, Doña Elvira«, sagte er bereitwillig. »Gehen wir.«
    Den reich verzierten, schwarzen Hut in der Hand haltend, humpelte er in das Audienzzimmer. Auf seinem kleinen Gesicht stand ein unsicheres Lächeln. Er machte eine schwungvolle Verbeugung und studierte sodann das Gesicht der Prinzessin.
    Die Veränderung machte ihn betroffen. Auf der Reise nach England war die Infantin noch ein Kind gewesen, ein Mädchen voller Hoffnungen. De Puebla hatte sie für verwöhnt gehalten, ein Kind, das von allen Unbilden der Wirklichkeit ferngehalten worden war. In der märchenhaften Alhambra war sie die jüngste, verhätschelte Tochter der mächtigsten Herrscher der Christenheit gewesen. Die Reise nach England war ihre erste beschwerliche Erfahrung im Leben, und sie hatte sich bitter beklagt - als hätte es in seiner Macht gestanden, das Wetter zu ändern! An ihrem Hochzeitstage, an der Seite Arthurs, als die Menge in Hochrufe auf den jungen Prinzen ausbrach, hatte sie zum ersten Mal die Erfahrung machen müssen, an zweiter Stelle zu stehen.
    Doch nun war die Prinzessin, geläutert durch ihr Unglück, zu einer vornehmen Erwachsenen herangereift. Catalina war dünner und blasser geworden, doch sie hatte durch das erlittene Elend eine neue, vergeistigte Schönheit gewonnen. De Puebla schnappte nach Luft. Sie war eine junge Frau mit dem Habitus einer Königin. Durch die erlittene Trauer war sie nicht nur Arthurs Witwe, sondern auch jetzt erst zur wahren Tochter ihrer Mutter geworden, eine Prinzessin von königlichem Geblüt, Bein von Isabellas Bein und Blut von ihrem Blute. Sie war kühl, und sie war hart. Er hoffte nur, dass sie noch einigermaßen zu lenken war.
    Der Gesandte schenkte seiner Herrin ein, wie er meinte, tröstliches Lächeln. Diese jedoch musterte ihn kühl, ohne eine Miene zu verziehen. Sie gab ihm die Hand, dann setzte sie sich auf einen Holzstuhl mit hoher Lehne, der vor dem Kamin stand. »Ihr könnt Platz

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