Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Fäuste.
»Falls Ihr guter Hoffnung seid und das Kind ein Junge wird, dann wird dieser Junge der neue Prinz von Wales und später König von England, und Ihr wäret dann Königinmutter«, sagte Lady Margaret in sanft mahnendem Ton zu der jungen Frau.
»Und wenn ich nicht guter Hoffnung bin?«
»Dann seid Ihr die Prinzessinwitwe, und Prinz Harry wird Prinz von Wales.«
»Und wenn der König stirbt?«
»Folgt ihm Prinz Harry auf den Thron.«
»Und ich - was wird aus mir?«
Lady Margaret zuckte leicht die Achseln. So gut wie nichts, sollte ihre Geste ausdrücken. Laut sagte sie: »Ihr seid immer noch die Infantin.« Lächelnd fügte sie hinzu: »Und werdet es immer bleiben.«
»Und wer ist die künftige Königin Englands?«
»Die Ehefrau Prinz Harrys.«
Catalinas Wut war verraucht. Taumelnd ging sie zum Kamin und hielt sich an seinem hohen Aufsatz fest. Das spärliche Feuer unter dem Rost strahlte keine Wärme aus, die den schweren Stoff ihres Trauerkleides zu durchdringen vermochte. Sie starrte in die Flammen, als stünde dort ihr weiteres Schicksal geschrieben.
»Ich werde also wieder zu dem, was ich als Dreijährige war«, sagte sie tonlos. »Eine spanische Infantin, nicht Prinzessin von Wales. Ein kleines Kind ohne Bedeutung.«
Lady Margaret, deren eigenes königliches Blut durch die Verheiratung mit einem niederen Adeligen verdünnt worden war, damit sie dem Tudor-Thron nicht mehr gefährlich werden konnte, nickte zustimmend. »Prinzessin, uns Frauen kommt es zu, stets die Stellung unseres Gemahls einzunehmen. Ohne Ehemann oder Sohn besitzt Ihr keine eigene Stellung - nur jene, die Euch von Geburt an eigen war.«
»Wenn ich als Witwe nach Spanien zurückkehre und dort an einen Erzherzog verheiratet werde, bin ich nur noch die Erzherzogin Catalina. Ich bin nicht mehr Prinzessin von Wales und kann niemals Königin von England werden.«
Lady Margaret nickte. »So ist es auch mir ergangen.«
Catalina wandte den Kopf. »Euch?«
»Ich war eine Plantagenet-Prinzessin: eine Nichte König Eduards und Schwester Edwards von Warwick, der König Richard auf den Thron gefolgt wäre. Denn wenn König Heinrich die Schlacht bei Bosworth verloren hätte, säße jetzt König Richard auf dem englischen Thron, und mein Bruder wäre Thronfolger und Prinz von Wales, und ich wäre Prinzessin Margaret, wie es mir von Geburt an zustand.«
»Doch stattdessen seid Ihr nun Lady Margaret, die Frau des Verwalters einer unbedeutenden Burg am äußersten Rande Englands.«
Die Ältere nickte, als sie ihre Stellung so trostlos zusammengefasst vernahm.
»Warum habt Ihr Euch nicht geweigert?«, fragte Catalina rundheraus.
Lady Margaret versicherte sich, dass die Tür zum Audienzzimmer geschlossen war und keine von Catalinas Hofdamen ihr Gespräch belauschte.
»Wie hätte ich mich weigern können?«, fragte sie dann. »Mein Bruder saß im Tower, nur weil er als Prinz geboren war. Wenn ich mich geweigert hätte, Sir Richard zu heiraten, hätte ich ihm bald Gesellschaft geleistet. Einzig sein Name war der Grund für die Enthauptung meines Bruders. Ich als Mädchen hingegen hatte die Möglichkeit, meinen Namen zu ändern. Also tat ich es.«
»Aber Ihr hattet die Möglichkeit, Königin von England zu werden!«, protestierte Catalina.
Lady Margaret wich vor dem stürmischen Ausbruch zurück. »Es geschieht, wie Gott es will«, sagte sie schlicht. »Meine Aussicht auf eine hohe Stellung, wie sie mir einst zustand, ist vorüber. Ebenso die Eure. Ihr werdet Euch bescheiden und mit Eurer geringeren Stellung abfinden müssen, Infantin.«
Catalina entgegnete nichts darauf, zeigte der Freundin jedoch ein verschlossenes und kaltes Gesicht. »Ich werde eine Möglichkeit finden, wie ich mein Schicksal erfüllen kann«, sagte sie stattdessen. »Ar ...« Sie brach ab, denn nicht einmal vor ihrer Vertrauten konnte sie seinen Namen nennen. »Ich habe einmal jemanden sagen hören, dass man sein Geburtsrecht fordern müsse«, fuhr sie fort. »Nun verstehe ich, was er gemeint hat. Ich werde in meinem eigenen Namen Anspruch auf den Thron erheben. Ich werde bestehen auf dem, was mein ist. Ich weiß, was meine Pflicht ist und was ich zu tun habe. Ich werde nach Gottes Willen handeln, wie schwer es auch werden mag.«
Die ältere Frau nickte. »Vielleicht ist es Gottes Wille, dass Ihr Euer Schicksal annehmt. Vielleicht ist es Gottes Wille, dass Ihr Euch abfindet.«
»Ganz gewiss nicht«, erklärte Catalina mit Nachdruck.
***
Ich werde niemandem
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