Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
anvertrauen, was ich versprochen habe. Ich werde niemandem sagen, dass ich im Herzen immer noch Prinzessin von Wales bin und so lange bleibe, bis mein Sohn verheiratet ist. Niemand soll erfahren, dass ich nun endlich Arthurs Worte verstehe: dass selbst eine geborene Prinzessin in die Lage kommen kann, ihren Titel zu fordern.
Ich habe niemandem verraten, ob ich guter Hoffnung bin oder nicht. Ich selbst weiß es genau. Ich hatte meine Regel im April, also wächst kein Baby in mir heran. Keine Prinzessin Mary, kein Prinz Arthur. Mein Liebster, mein einziger Liebster ist tot und hat mir nichts hinterlassen, nicht einmal sein ungeborenes Kind.
Ich halte mich weiterhin bedeckt, auch wenn sie noch so sehr bohren und etwas in Erfahrung bringen wollen. Ich muss gut überlegen, auf welche Weise ich die Krone fordern kann, die mir nach Arthurs Willen zusteht. Ich muss darüber nachdenken, wie ich mein Versprechen halten kann, wie die Lüge erzählt werden soll. Wie man sie so überzeugend erzählt, dass sogar der König und seine scharfsinnige, scharfäugige Mutter hinters Licht geführt werden.
Denn ich habe dieses Versprechen gegeben, und ich werde es nicht brechen. Er hat mich darum gebeten, er schrieb mir vor zu lügen, und ich willigte ein. Ich werde ihn nicht enttäuschen. Es ist sein letzter Wunsch gewesen, und ich werde ihm willfahren. Ich werde ihn um seinetwillen, um unserer Liebe willen erfüllen.
Oh, Liebster, wenn du wüsstest, wie ich mich nach dir sehne ...
***
Catalina reiste nach London. Hinter den schwarz umsäumten Vorhängen ihrer Sänfte sah sie nichts von der Schönheit der Sommerlandschaft, nichts von den Menschen, die höflich ihre Hüte zogen oder knicksten, wenn der Geleitzug der Prinzessin ihre Dörfer passierte. Sie hörte keinen der Segenswünsche, während ihre Sänfte über die Dorfstraßen schwankte. Sie wusste nicht, dass jede junge Frau im Lande sich bekreuzigte und Gott anflehte, nicht derart vom Unglück befallen zu werden wie diese hübsche spanische Prinzessin, die der Liebe wegen von so weither gekommen war und nun nach kurzen fünf Monaten Ehe ihren Mann verloren hatte.
Verschwommen nahm Catalina das üppige Grün des Landes wahr, die fruchtbaren Felder, das gut genährte Vieh auf den Wasserwiesen. Führte der Weg durch dichten Wald, fühlte sie die schattige Kühle und bemerkte das hohe Kuppeldach der Äste über den Wegen. Rehe und Hirsche preschten ins Dickicht, und sie hörte den Ruf des Kuckucks, das Gehämmer des Spechtes. Es war ein schönes Land, ein reiches Land, ein reiches Erbe für ein junges, energisches Paar. Sie dachte an Arthurs Wunsch, sein Land gegen die Schotten, gegen die Mauren zu verteidigen. An seinen Willen, besser und gerechter zu herrschen als je ein König zuvor.
Kehrten sie während der Reise ein, so sprach Catalina zu ihren Gastgebern kein Wort. Diese jedoch schrieben ihr Schweigen der Trauer zu und bedauerten sie darob. Sie sprach auch nicht mit ihren Damen, nicht einmal mit Maria, die in schweigendem Mitgefühl an ihrer Seite ausharrte, und auch nicht zu Doña Elvira, die in dieser schweren Zeit buchstäblich überall gleichzeitig war: Ihr Mann sorgte für die Unterkünfte, und sie selbst kümmerte sich um das Essen der Prinzessin, um ihr Bett, um ihre Zerstreuungen. Catalina schwieg lediglich und ließ alle Übrigen tun, was sie für angemessen hielten.
Manche ihrer Gastgeber vermuteten, ihre tiefe Trauer beraube sie der Sprache, und beteten, dass sie sich wieder fassen möge, dass sie bald nach Spanien zurückkehren und einen neuen Mann finden solle. Doch niemand wusste, dass Catalina ihre Trauer tief in sich begrub. Sie wartete, bis sie einen sicheren Ort gefunden haben würde, an dem sie sich der Trauer überlassen konnte. Während sie in der Sänfte dahinschaukelte, weinte sie nicht um Arthur, sondern zerbrach sich den Kopf, wie sie seinen Traum Wirklichkeit werden lassen sollte. Sie überlegte, wie sie seine Vorstellungen am besten erfüllen konnte - den letzten Wunsch des jungen Mannes, der ihre einzige Liebe gewesen war.
***
Ich muss klug handeln. Ich muss geschickter sein als König Heinrich, entschlossener als seine Mutter. Die beiden sind ernst zu nehmende Gegner, und ich weiß nicht, ob ich gegen sie ankomme. Aber ich muss. Ich habe ein Versprechen gegeben, ich werde eine Lüge erzählen. England wird so regiert werden, wie Arthur es wünschte. Die Rose wird weiterleben, ich werde das England erschaffen, das er wollte.
Ich
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