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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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hinterher.
    Lang hinterher
    Lang hinterher.
    Sie küßte meine Lippen und behielt mein Herz
    Und ich ritt mit den Goldenen Reitern nach Mineer.
     
    Quait war nicht besonders gut darin, die Töne zu treffen, doch niemanden störte es. Gemeinsam stimmten sie ein:
     
    Wir hatten kein Bier unterwegs
    Keinen Wein und keine Frau’n
    Zu spät für die Liebe
    Jetzt zählt nur noch eins
    Zu kämpfen und reiten daher
    Reiten daher
    Reiten daher
    Sie küßte meine Lippen und behielt mein Herz
    Und ich ritt mit den Goldenen Reitern nach Mineer.
     
    Sie sangen sämtliche Strophen, an die sie sich erinnern konnten, dann wechselten sie zum nächsten Lied, Hoch das Faß, und schließlich zu einem langsameren, Tari. Sie waren erfüllt von Trauer und dem Gefühl des Verlusts, gemischt mit der Erschöpfung und dem Schrecken ihres knappen Entrinnens, und der Abend wurde zu einem emotionalen Ereignis. Sie gedachten schweigend ihrer Freunde Silas Glote und Jon Shannon, stießen mit Teetassen auf Chaka an, ›unsere glorreiche Retterin‹, und lachten laut, als sie sich die Gesichter zu Hause in Illyrien vorstellten, wenn sie erzählen würden, wie Chaka die beiden Männer aus den Fängen eines wildgewordenen Zeichentisches gerettet hatte.
    »Als sie laut verkündete, daß sie Dr. Milana sei und dieses Ding sie auch noch ernst nahm«, sagte Flojian, »da hätte ich fast gebrüllt vor Lachen.« Er zog die naheliegende Schlußfolgerung: »Die Wesen, die in den Ruinen der Straßenbauer spuken, sind wirklich nicht besonders intelligent. Beim nächsten Zwischenfall sollten wir einfach einen kühlen Kopf bewahren.«
    Chaka fiel auf, daß Quait im Verlauf des Abends zunehmend still geworden war. Er wirkte irgendwie geistesabwesend, als Avila verkündete, daß sie schlafen gehen wollte.
    »Bevor du einschläfst«, sagte er unvermittelt, »möchte ich noch etwas sagen.« Seine Stimme klang unsicher und nervös.
    Das Licht des Lagerfeuers warf flackernde Schatten auf ihn. Quait sah Chaka lange in die Augen und zupfte aufgeregt an den Schnürbändern seines Hemds. »Ich möchte nicht wie der Soldat im Goldenen Reiter enden und meine Chance verpassen«, sagte er. »Ich will nicht eines Tages davonreiten und sehen …« er beobachtete sie mit seinen großen, grauen, intensiven Augen, »… wie du mir zum Abschied hinterher winkst.«
    Stille senkte sich ringsum. Licht und Schatten tanzten über die Wände, und Chaka bemerkte, wie ihr der Atem stockte.
    »Ich wäre sehr, sehr glücklich, wenn du mich nach unserer Rückkehr nach Illyrien zum Mann nehmen würdest, Chaka.«
    Die Anspannung wich aus seinem Gesicht, und sie las eine neue Botschaft: So. Jetzt habe ich es gesagt, und nichts auf der Welt kann es ungeschehen machen.
    Ein gleichmäßiger Regen rauschte in den Bäumen und trommelte auf das Dach des alten Gebäudes, und an manchen Stellen tropfte es hindurch. »Das kommt wirklich überraschend, Quait«, sagte sie in dem Bemühen, Zeit zu gewinnen, damit sie ihre Gedanken sammeln konnte. Sie dachte an Illyrien und versuchte, sich Raney vorzustellen. Doch so sehr sie sich bemühte, Raneys Bild blieb verschwommen und unscharf.
    Dann nahm sie Quaits Hand und drückte sie. »Ich denke schon. Ja. Ja, Quait. Ich würde dich sehr gern zu meinem Mann nehmen, Quait.«

Kapitel 20
     
     
    Fünf Tage, nachdem die Gefährten Ann Arbor hinter sich gelassen hatten, erreichten sie wieder eine Stadt. Groß und verlassen lag sie am Westufer eines breiten Flusses. Shays Markierungen zeigten nach Norden, in die Ruinen hinein. Sie folgten ihnen am Wasser entlang, vorbei an grauen Kais und alten Piers, an eingestürzten Lagerhäusern und verrotteten Werften und gestrandeten Schiffen.
    Die Schiffe waren allesamt auf dem Kiel gestrandet, und Decks und Spiere ragten über die Wasseroberfläche. Einige waren riesige, rostige Behemoths von gigantischen Ausmaßen, und endlich begriffen die vier den Sinn des riesigen Ankers daheim in Illyrien an der Flußstraße. Am Nachmittag zogen sie an den Überresten einer eingestürzten Brücke vorüber. Weiter im Norden hatte früher einmal eine zweite Brücke das Westufer mit einer Insel verbunden. Auch diese Brücke existierte nicht mehr.
    Flojian beobachtete Seevögel, die dicht über dem Wasser dahinflogen. »Die Strömung ist nicht zu verachten«, sagte er.
    Als hätte Kariks erste Expedition auf den Anblick der zerstörten Brücke reagiert, verließ die Spur das Flußufer und führte zurück in die Stadt. Sie schlugen das

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