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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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nicht zu einem zweiten Blick veranlaßt, wäre da nicht die Kraft seiner Persönlichkeit gewesen. Seine gute Laune, die Freude, die er in ihrer Gegenwart empfand, seine Intelligenz – all das fand sich in seinem Lächeln wider und betonte es auf die außergewöhnlichste Weise. Chaka hatte viele besser aussehende Männer gekannt. Aber keiner von ihnen war attraktiver gewesen als Quait.
     
    Sie benötigten zwei Tage, um das Floß fertigzustellen. Flojian überwachte ihre Anstrengungen. Er konstruierte ein Ruder, befestigte es am Floß, errichtete einen Mast mit Segeln und zeigte Avila, wie man Paddel anfertigte. Sie verloren einen weiteren Tag, als sie aufbrechen wollten und der Wind auf östliche Richtungen drehte.
    Am Morgen des 19. April lag der Fluß ruhig vor ihnen, und ein weiteres Mal bereiteten sie alles zur Abfahrt vor. Gepäck und Sättel wurden auf das Floß geladen. Die Pferde würden selbstverständlich schwimmen. Sie verbanden die Zügel mit langen Leinen, so daß nicht alle mitgerissen werden konnten, falls ein Tier abgetrieben wurde oder unterging.
    »Ich habe immer noch Zweifel«, sagte Avila und sah zum anderen Ufer hinüber. »Es ist ein weiter Weg.«
    »Pferde sind gute Schwimmer«, beruhigte sie Quait. »Sie halten eine Stunde und länger durch. Bis dahin sind wir längst drüben.«
    Das Leittier war ein großer stichelhaariger Hengst namens Bali. Sie redeten ihm solange gut zu, bis er ins Wasser ging. Er war alles andere als begierig zu schwimmen, doch nachdem er einmal im Wasser war, machte er keine Schwierigkeiten mehr. Die anderen Pferde folgten freiwillig (sie hatten jetzt noch dreizehn Tiere bei sich), und die Gefährten begannen ihre Überfahrt auf dem Floß, das sie auf den Namen Zauderer getauft hatten.
    Der Wind blähte die Segel, und das Floß schlüpfte in die Strömung hinaus. Fast im gleichen Augenblick erkannten sie, daß sie sich zu rasch vom Ufer entfernten und die Pferde in Bedrängnis bringen würden. Quait und Avila steckten die Paddel ins Wasser und versuchten zu bremsen, während Flojian das Segel trimmte. Die Zaud e rer wurde langsamer, und die Pferde kamen wieder näher.
    Die Tiere lagen tief im Wasser. Nur ihre Köpfe und Hälse ragten heraus, doch das schien ihnen nichts auszumachen. Quait hatte sie zu beiden Seiten des Floßes und dahinter verteilt, weit genug auseinander, daß sie sich nicht gegenseitig behindern konnten. Flojian war mit dem Steuern des Floßes beschäftigt, während die anderen drei sich um die Leinen und die Tiere kümmerten.
    Je weiter sie auf den Fluß hinausfuhren, desto deutlicher wurde die gewaltige Breite der Wasserstraße. Chaka begriff, welche Ingenieurskunst nötig gewesen war, um eine Brücke über einen Fluß wie diesen zu schlagen. Die Brücken waren im Verlauf der Jahrhunderte eingestürzt, wie so viele andere Dinge auch, doch die Türme standen noch, und Kabel baumelten lose von ihnen herab. Die Fahrbahnen lagen zur Hälfte untergetaucht im Wasser.
    Die Straßenbauer-Zivilisation war noch viel größer gewesen, als irgend jemand daheim in Illyrien zu träumen wagte. Allgemein war bekannt, daß es zahlreiche Ruinenstädte wie Memphis oder die Stadt im Sumpf oder Little Rock in der Nähe von Fernstraße gab, oder wie Vicksburg in der Nähe von Masandik und die namenlosen Ruinen bei Argon oder Makar. Aber das Wissen darum war nicht das gleiche, wie wenn man selbst durch die Städte ging: Die Trümmer schienen kein Ende nehmen zu wollen, sie lagen vergraben unter Hügeln, versunken in weiten Wäldern, dehnten sich endlos an Flußufern, und manchmal nahmen sie wahrhaft gigantische Dimensionen an, wie zum Beispiel hier in dieser zweiten Riesenstadt.
    Niemand zu Hause versteht das wirklich. Sie denken, es hätte nur eine Handvoll relativ kleiner Städte gegeben. Aber seht euch das hier an. Hier ist eine ganze Welt g e storben. Wo endet das nur? Wie gewaltig ist dieser Leichnam?
    Das schiere Ausmaß der Katastrophe erschütterte sie. Was für eine Seuche konnte eine Zivilisation wie die der Straßenbauer vernichtet haben? Am Montag, dem 10. April 2079 kamen die Züge leer an.
    »Mista hat anscheinend Schwierigkeiten.« Avila deutete auf eine schwarze Stute. Das Tier hatte Mühe, den Kopf über Wasser zu halten.
    Sie näherten sich der Flußmitte.
    Eine sanfte Strömung trieb Floß und Pferde ab. Avila kniete am Heck, und Quait ging zu ihr. Er sah die verängstigten Augen des Tiers und schüttelte den Kopf. »Nimm ein wenig Segel heraus,

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