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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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kriegen.«
    Das Schiff drehte leicht nach Backbord und kam längsseits. Der fremde Kapitän hob erneut das Megaphon. »Waffen runter!« befahl er.
    Chaka umklammerte noch immer das Gewehr.
    »Nicht«, sagte Avila. Sie löste ihr Holster und legte den Gürtel ab. »Flojian, laß sie näher herankommen.«
    Quait blickte sie stirnrunzelnd an. Sie klopfte auf ihre Hosentasche, in der sie die Keilwaffe trug. »Es ist eine Chance«, sagte sie.
    Chaka nickte. »Versuchen wir’s. Es ist alles, was wir haben.«
    Flojian strich die Segel. Der Bug des Marodeurs glitt vorbei und überfuhr zwei der Pferde.
    Avila nahm unauffällig den Keil in die Hand, breitete die Arme aus, als wollte sie das fremde Schiff willkommen heißen, und runzelte überrascht die Stirn. »Nichts!« flüsterte sie.
    »Es hat keine große Reichweite«, sagte Quait. »Wir müssen sie noch näher herankommen lassen.«
    »Wie nah denn noch?« knurrte Chaka. »Ich kann sie schon riechen!«
    Eine Strickleiter wurde über die Bordwand geworfen. Der fremde Schiffsführer gab ein paar heiser gebrüllte Befehle. Seine dunklen Augen funkelten grausam. Mit lüsternen Blicken taxierte er die beiden Frauen.
    »Warum nehmt ihr nicht die Hände hoch?« fragte er lakonisch. »Und wenn wir schon dabei sind, warum kommt ihr nicht an Bord?«
    Die Mannschaft grölte.
    Avila hob die Hände.
    Quait, der sich dicht zu seinem Gewehr geschoben hatte, flüsterte ihr zu: »Jetzt!«
    »Nein«, widersprach Avila. »Zu viele Waffen da oben. Warten wir lieber auf eine bessere Gelegenheit.«
    Sie hatte recht. Sie würde sie alle mit einem einzigen Schuß überwältigen müssen, vom Bug bis zum Heck. Solange sie selbst noch auf dem Floß standen, wären sie ein leichtes Ziel für jeden, der nicht im ersten Augenblick ausgeschaltet worden war.
    Die Piraten dirigierten ihre Opfer mit Gewehrläufen zur Leiter. Einer sprang über die Reling auf das Floß hinunter. Er landete neben den vier Gefährten und brachte die Zauderer heftig zum Schwanken. Der Bursche war eine der schmutzigsten Kreaturen, die Quait jemals zu Gesicht bekommen hatte. Er grinste und entblößte dabei braune Zähne und Zahnlücken. Seine Haare waren schwarz und strähnig, und seine Schnurrbarthaare dick wie Draht. Er stieß Chaka in die Rippen, und sie ging stolpernd zu Boden. »Geil, die Kleine«, griente er.
    Ein Teil der Reling wurde einladend aufgeklappt.
    Quait kletterte als erster die Strickleiter hinauf. Hände streckten sich ihm entgegen, packten ihn bei den Schultern und zerrten ihn grob auf das Deck. Er wurde zu Boden gestoßen, getreten und nach versteckten Waffen durchsucht.
    Dabei hörte er die Piraten grölen und obszöne Dinge rufen.
    Sie zerrten ihn wieder auf die Beine und stellten ihn in eine Reihe mit seinen drei Freunden. Flojian war ebenfalls durchsucht worden, und Chakas Gesicht war rot vor Wut wegen der widerfahrenen Demütigung. Avila überraschte ihn: Sie legte eine kühle Haltung an den Tag und stand gelassen vor den Piraten.
    Der Kapitän trat vor sie. Er war ein kleiner, häßlicher Schläger; fünfeinhalb Fuß groß und fett, mit breitem Unterkiefer und Backenbart. Er humpelte, ein Ohr war abgerissen, und eine Narbe am Hals zeigte, daß er schon wenigstens einmal aufgeschlitzt worden war. In seinem Gürtel steckte eine Pistole. »Willkommen an Bord der Friedfertigen«, sagte er. »Unser Schiff gehört zur Linie des Ki von Hauberg.« Bei der Nennung des Namens tippte er an seine Mütze. »Ich bin Meister Trevor. Und wer seid ihr, wenn ich fragen darf?«
    »Wir sind harmlose Reisende«, sagte Quait. »Aus der Mississippi-Liga.«
    »Mississippi?« Trevor runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf und blickte sich unter seiner Besatzung um. Seine Mannschaft, die in einem Kreis um die Gefangenen stand, signalisierte Unkenntnis. »Nie von einem Mississippi gehört«, sagte er. »Nicht, daß es eine Rolle spielt.« Er trat vor, schob die Hand unter Avilas Kinn, hob ihren Kopf und bewunderte ihre Gesichtszüge. Er grunzte anerkennend, griff in Chakas Haar und zwang ihren Kopf nach hinten. »Sie haben beide gute Zähne«, sagte er.
    »Nicht mehr lange«, rief einer aus der Besatzung.
    Quait versteifte sich, doch im gleichen Augenblick spürte er eine Waffenmündung im Rücken, und eine leise Stimme warnte ihn, sich nicht zu bewegen. »Das würde dir überhaupt nicht gut tun«, sagte die Stimme. »Du wärst ruck zuck tot.«
    Quait wandte sich zu dem Sprecher um, einem kleinen, unauffälligen, grinsenden

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