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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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jemandem in der Gruppe. »Ich sehe einen Schatten über Ihrem Stern. Seien Sie für die nächsten zwei Wochen vorsichtig draußen auf dem Fluß. Diese Zeit ist nicht günstig für Sie.«
    Der Mann, zu dem er gesprochen hatte, ein unscheinbarer Blondschopf, legte eine Münze auf den Tisch.
    Chaka gesellte sich zu der Gruppe.
    »Das ist Wagram«, sagte eine wohlhabend aussehende Frau hinter ihr.
    »Wer ist Wagram?«
    »Ja, wer ist Wagram?« fragte der Fuchsgesichtige.
    »Wagram ist ein Seher«, sagte die Frau.
    »Und Sie, junge Lady, sind Chaka Milana.« Er lächelte, als hätte jemand auf einen Knopf gedrückt. »Unterwegs nach Haven. Wenigstens hoffen Sie das.«
    Einer der Gäste stieß sie mit dem Ellbogen an und flüsterte: »Er hat sich noch nie geirrt.« Der Gast war ein älterer Mann, weit in den Siebzigern.
    »Und was prophezeien Sie für uns, Seher?« erkundigte sich Chaka.
    Wagram schloß die Augen. Quait stand auf und schlenderte herbei. Er blickte Chaka neugierig an.
    »Sie werden erfolgreich sein«, sagte der Seher nach einer ganzen Weile. »Sie werden Ihren verlorenen Schatz finden, und Sie werden reich und ruhmvoll nach Illyrien zurückkehren.«
    Chaka wartete darauf, daß der Seher den Haken an der Sache nannte. Als jedoch nichts mehr kam, verbeugte sie sich leicht. »Danke sehr.«
    »Gern geschehen.«
    Sie fischte eine Silbermünze aus einer ihrer Taschen. Diese Neuigkeiten waren schließlich etwas wert.
    Die Menge tat ihre Zustimmung kund, ein paar Gäste schüttelten ihr glücklich die Hand, und ein Betrunkener versuchte sie zu küssen.
    Als Quait und Chaka schließlich an ihren Tisch zurückkehrten, erkundigte sich Flojian, was der Seher gesagt habe. Chaka berichtete, und Endine schien zufrieden.
    »Ich an Ihrer Stelle würde die Geschichte nicht allzu ernst nehmen«, gab Quait zu bedenken. »Die Seher verkünden immer nur positive Prophezeiungen. Schließlich verdienen sie damit ihr Geld.«
    »Nicht immer«, widersprach Flojian. »Einige von diesen Leuten sind wahrhaftig Seher.«
    »Ich frage mich«, überlegte Silas, »ob er auch hier saß, als Karik durchgekommen ist.«

Kapitel 9
     
     
    Unerwartet kam so etwas wie Urlaubsstimmung auf. Entlang der Flußstraße gab es einige Rasthöfe, und so war es mit ein wenig Planung möglich, jede Nacht in einem warmen Bett zu schlafen. Sie aßen gut, tranken meist zuviel und feierten manchmal zu lange. Unterwegs legten sie häufig Rast ein, und hin und wieder begaben sie sich auf Nebenwege zu archäologischen Fundstätten. Bei einem früheren Militärkameraden Quaits kehrten sie einmal zum Mittagessen ein.
    Sie besichtigten den gewaltigen Anker in der Nähe von Piris Damm, der in einem Wald von Zuckerahorn lag und an einer Kette hing, die so schwer war, daß niemand sie bewegen konnte. Sie schauten sich eine restaurierte Kanone nahe Wicker Point an und fragten sich, in welchem vergessenen Krieg sie abgefeuert worden war. Und sie besuchten das Straßenbauer-Museum in Kleska.
    Hin und wieder sahen sie Mauerreste und Fundamente. Hojjies säumten den Straßenrand. Sie waren dorthin geschoben worden, als Argon vor mehr als hundert Jahren seine Straßen räumen ließ. Hojjies in allen möglichen Formen und Größen, einige klein, andere riesig. Viele waren halb unter Erde begraben.
    Die Gruppe verbrachte ebensoviel Zeit im Sattel wie zu Fuß, und sie rasteten häufig. Quait hatte einige Erfahrung mit langen Feldzügen und wußte, wie leicht Mensch und Tier zur Erschöpfung zu bringen waren – erst recht bei dieser Expedition, wo zumindest Silas und Flojian an eine eher sitzende Tätigkeit gewöhnt waren. Silas hatte schon am ersten Tag angefangen zu humpeln. Doch er schnitzte sich einen Spazierstock und weigerte sich standhaft, länger als die anderen im Sattel zu bleiben. Gegen Ende der ersten Woche schien er sich an die ungewohnte Belastung angepaßt zu haben.
    Quait genoß die Tatsache, daß er der einzige jüngere Mann in der Gesellschaft zweier überaus attraktiver Frauen war. Avilas Charme war nicht unerheblich, und Quaits Empfänglichkeit dafür verdrängte zwar nicht die leidenschaftlichen Gefühle, die er Chaka entgegenbrachte, dennoch erfreute er sich an ihrer Gegenwart. Sie war vielleicht einen Zoll größer als Quait, besaß dunkle Augen und wirkte irgendwie geheimnisvoll. Und die Tatsache, daß sie eine ehemalige Priesterin war, verstärkte ihre exotische Aura.
    In der Zwischenzeit demonstrierte Chaka eine beeindruckende Vielfalt an Fähigkeiten.

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