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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Sie war eine erfahrene Waldläuferin und Scharfschützin. Sie kannte sich mit Pferden aus, und sie schien weiter marschieren zu können als jeder andere, Quait eingeschlossen. Und obwohl sie zu Anfang der Reise noch ein wenig geistesabwesend gewirkt hatte, entwickelte sie eine liebenswürdige Art, je länger die Gruppe unterwegs war.
    Im Verlauf des neunten Tages erreichten sie Argon, und ein kalter Regen setzte ein. Wäre Quait mit seiner Einheit unterwegs gewesen, hätte er genau gewußt, welche Stimmung jetzt aufgekommen wäre. Doch nur Flojian zeigte eine Tendenz zum Murren, und selbst er fing sich in der Regel schnell und hörte damit auf. Sie zügelten ihre Pferde vor dem Windigen Tor. Es war das letzte Rasthaus unterhalb der Stadt und folglich ihre letzte Nacht in richtigen Betten.
    Sie mieteten Zimmer an, zogen sich zum Waschen zurück und genossen ein letztes Mal den Luxus heißen Wassers. Beim Abendessen spürte Quait eine allgemeine erwartungsvolle Spannung und so etwas wie Nervosität. Am nächsten Tag würden sie sich auf die Wildwaldstraße begeben und ihr nach Osten folgen, weg von der Zivilisation und hinein in die ewige Wildnis.
    Es war auch der Abend, an dem sie in eine Auseinandersetzung mit einem Riesen von Viehhändler gerieten, der zuviel getrunken hatte. Der Hals des Burschen war vernarbt, und seine Zähne bedurften dringend fachmännischer Behandlung. Das Gesicht des Mannes sah aus, als wäre er gegen eine Planke gelaufen, und er war sichtlich von Avila angetan. Quait beobachtete das Geschehen von seinem Stuhl aus und spürte, wie sich seine Muskeln spannten. Gleichzeitig erinnerte er sich an die Bemerkung eines früheren Kameraden: Fang nie einen Kampf mit einem Dreihundertpfünder an, dem die Vorderzähne ausgeschlagen wurden.
    Der Viehhändler saß am Nachbartisch. Er grinste Avila an und hob seinen Krug zu einem übertriebenen Toast. »Wie wär’s mit uns beiden, Prachtweib?« lallte er. »Schick diese Kriecher in die Wüste, und ich zeige dir, was ein richtiger Mann ist.«
    Bevor Quait reagieren konnte, war Flojian mit geballten Fäusten aufgesprungen. »Lassen Sie das gefälligst!« schnarrte er.
    Avila wollte schlichten. »Ich komme allein damit zurecht«, sagte sie.
    Der Händler setzte lässig seinen Krug ab. »Halt dich da raus, Zwerg«, grollte er Flojian an. Er grinste seinen Freund neben sich an, als hätte er einen außerordentlichen Witz gemacht, und signalisierte einem Kellner, seinen Steinkrug nachzufüllen. Der Freund war nur wenig kleiner und Stück für Stück genauso häßlich. Ein Kellner eilte herbei und schenkte kaltes Bier nach, bis der Krug überschäumte und das Bier über den Tisch lief.
    Der Händler starrte Flojian herausfordernd an.
    »Sie werden sich bei der Dame entschuldigen!« stotterte Flojian.
    »Die Puppe braucht einen richtigen Mann«, schnaubte der Händler. »Wenn du meinst, du müßtest mir was zeigen, Schweinebacke – ich bin hier.«
    Verdammt, dachte Quait und stand auf.
    Zu seiner Überraschung kippte Flojian dem Händler das Bier über den Schoß. Selbstverständlich war das ein Fehler. Wenn man gegen einen gefährlichen Opponenten vorgehen muß, dann sollte man darauf achten, ihn gleich zu Anfang außer Gefecht zu setzen.
    Der Händler sprang brüllend auf, wischte über seine durchnäßte Hose und kam um den Tisch herum auf Flojian zu. Flojian nahm eine Position ein, von der er vermutlich glaubte, daß ein Kämpfer so stand. Immerhin wich er keinen Schritt zurück, wie Quait anerkennend feststellte.
    Und dann geschah alles auf einmal.
    Der Händler ballte die rechte Faust zu etwas, das aussah wie ein Vorschlaghammer, und Quait borgte sich die Bierkanne von dem jungen Kellner (der in Reichweite stehengeblieben war, um sich das zu erwartende Spektakel anzusehen) und schmetterte sie mit aller Kraft auf den Kopf des Händlers. Im gleichen Augenblick zerschmetterte Avila einen Stuhl an der Schulter seines Kameraden, der ein wenig zu schnell aufgesprungen war. Der Kampf war in diesem Moment bereits vorbei, doch die Kellner, die gleichzeitig als Friedenswächter arbeiteten, stürzten sich mit kurzen Knüppeln bewaffnet auf die Streithähne. Quait wurde niedergeschlagen, weil er ihrer Meinung nach den Streit angefangen hatte, und der Händler (der nicht mehr so recht wußte, wo er war), erhielt einen mächtigen Schlag gegen das Schienbein. Dann wurde er mit nach hinten genommen, wo man sich um seinen Schädel kümmerte. Er kehrte eine ganze Weile

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