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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Liga erreichen und kurze Zeit später auf die ersten Markierungen stoßen, die Landon Shay zurückgelassen hatte. Das Abenteuer hatte begonnen, und sie standen im Begriff, die bekannte Welt hinter sich zu lassen.
    Zum ersten Mal kampierten sie unter dem freien Sternenhimmel. Das Los für die erste Wache fiel auf Flojian, und die anderen rollten sich in ihre Decken. Mit einem Revolver bewaffnet schlüpfte er in die Dunkelheit, kontrollierte die Pferde und drehte seine Runden um das Lager. Die Gefahr durch Straßenräuber oder abtrünnige Tuks war in den letzten Jahren zurückgegangen, doch Flojian war niemand, der sich leichtfertig einer trügerischen Sicherheit hinab. Er überprüfte die möglichen Annäherungswege, doch er glaubte nicht, daß sich jemand nähern könnte, ohne die Pferde zu alarmieren.
    Als er schließlich zum Feuer zurückkehrte, lag einzig Avila noch wach.
    »Kann ich Ihnen irgend etwas bringen?« fragte Flojian. Er fühlte sich in ihrer Gegenwart noch immer unbehaglich, doch er war fest entschlossen, sie zu tolerieren.
    »Nein, danke sehr, Flojian.« Ihr Gesicht schimmerte rötlich im Schein des Lagerfeuers. »Morgen ist ein großer Tag.«
    Er nickte.
    »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Sicher.«
    »Sind Sie ein gläubiger Mensch, Flojian?«
    »Sie meinen, ob ich an die Götter glaube?«
    »Ja.«
    Er sah zum Nachthimmel hinauf. Der Mond schimmerte verschwommen durch die Baumwipfel, und die Sterne schienen sehr weit entfernt. »Ja«, sagte er. »Ohne sie hat das Leben überhaupt keinen Sinn.«
    Avila schwieg eine Weile. Schließlich sagte sie: »Ich würde gerne glauben, daß sie irgendwo dort draußen sind. Aber wenn es sie gibt, dann sind sie zu weit von uns entfernt. Deshalb gibt es für sie auch keinen Grund, sich zu beschweren, wenn wir sie vernachlässigen.«
    »Selbst die Straßenbauer glaubten an die Götter«, sagte Flojian. »Überall stehen die Überreste ihrer Kapellen und Kirchen.«
    »Und was hatten sie davon? Die Straßenbauer sind verschwunden, und mit ihnen alles, was sie je erreicht haben.«
    Das Feuer war kleiner geworden, und Flojian legte ein neues Holzscheit nach.
    »Trotz all ihrer Macht und ihrer Frömmigkeit. Die Straßenbauer waren nichts weiter als Gefangene ihres Schicksals. Genau wie wir.« Sie atmete tief ein und wieder aus. »All die Mühen, die es gekostet haben muß, eine Welt wie die ihre zu errichten.« Sie setzte sich auf und schlang die Decke um ihre Schultern. In den Bäumen raschelte etwas. »Nichts mehr ist von ihnen übrig, mit Ausnahme von Straßen und einer Ansammlung von Müll, der nicht verrotten will.« Sie blickte ihm in die Augen.
    »Aber an irgend etwas muß man doch glauben!« beharrte Flojian. »Und wenn nicht an die Götter – an was dann?«
    »An Nächte wie diese zum Beispiel«, antwortete Avila. »An gutes Essen. Gute Freunde. Und Wein, um den Dingen ihren Ernst zu nehmen.«
     
    Am nächsten Tag passierte die Gesellschaft den letzten Außenposten der Liga. Es wäre unpräzise gewesen zu sagen, sie überschritten die Grenze. Theoretisch gab es im Osten keine Grenze, an der der Einflußbereich der Liga endete. Nach der allgemein herrschenden Meinung gab es außer der Liga kein anderes politisches Machtgebilde. Nichtsdestotrotz standen sie im Begriff, unbekanntes Land zu betreten, und diese Tatsache wurde noch bekräftigt, als sie einige Meilen weiter die Stelle fanden, an der die erste Zeichnung Arins entstanden war.
    Die Straße zog sich über einen Höhenrücken dahin. Der Wind hatte die Oberfläche freigelegt, und sie erschien wie die gebleichten Knochen eines toten Tieres. Chaka zog die Zeichnung hervor, und gemeinsam verglichen sie Arins Skizze mit ihrer Umgebung. Dort erhob sich der Hügel im Osten, dort drüben verlief der Fluß, und dort mußte Arin gestanden haben.
    Silas schrieb eine Notiz in sein Tagebuch, und sie zogen weiter.
    Der Fluß war der Ohio. Er kam von Nordosten herab und mündete bei Argon in den Mississippi. Majestätisch und breit floß er vorbei. An beiden Ufern standen die Bäume bis ins Wasser. Flußaufwärts und flußabwärts waren eingestürzte Brücken zu sehen.
    Die meisten Straßen im Territorium der Liga waren längst von den Hojjies geräumt, doch hier waren sie wieder zahlreich anzutreffen. In einem davon entdeckten die Gefährten einen Stapel anscheinend unzerstörbarer Spielsachen, die unter Bergen von Staub auf den Rücksitzen lagen. In einem anderen fand Flojian einen Koffer aus einem lederartigen

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