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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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geändert. Heutzutage gelten Sie in Masandik als Held. Man würde Sie mit Freuden wieder aufnehmen.«
    »Zwanzig Jahre. Ist es tatsächlich schon so lange her?« Talley lachte. »Wahrscheinlich sind viele dieser Halunken inzwischen längst tot.«
    Silas deutete auf die Bücher, die sauber nebeneinander aufgereiht im Regal lagen. »Darf ich fragen, worüber Sie schreiben?«
    Quait hätte am liebsten selbst nachgesehen, doch man ging nicht einfach hin und blätterte in einem Buch, das einem nicht gehörte.
    »Ich habe die Geschichte des Baranji-Imperiums fertiggestellt«, sagte Talley. »Außerdem habe ich mir meine eigenen Gedanken über die Welt der Straßenbauer gemacht.« Er trat vom Schreibtisch weg, nahm ein Buch aus dem Regal und schlug es auf, damit sie das Inhaltsverzeichnis studieren konnten. »Das hier ist eine Sammlung philosophischer Betrachtungen. Über die Natur des Bösen. Den Sinn des Lebens. Die Frage nach einer absoluten Moral. Und so weiter.«
    »Kein Wunder, daß sie hinter Ihnen her waren«, lachte Chaka.
    Alle stimmten ein, und die niedergeschlagene Stimmung verflog. »Sie müssen mir meine Vorsicht vergeben. Hierher zu mir verirren sich nur selten zivilisierte Besucher.« Talley wandte sich wieder zu seinen Büchern um. »Ich habe außerdem eine Studie über die Baumarten und ihre Charakteristika, über die Wachstumsperioden und die beste Pflanzzeit verfaßt. Und eine Analyse der Sitten und Gebräuche der einheimischen Tuks. Und zum Schluß noch eine politische Geschichte von Masandik.« Er zog die Bücher der Reihe nach aus dem Regal und zeigte sie seinen Besuchern, und Quait dämmerte, daß dieser Mann wahrscheinlich seit Jahren allein hier in der Wildnis geschrieben und nie eine Gelegenheit gehabt hatte, irgend jemandem seine Arbeiten zu zeigen. Wenigstens niemandem, der etwas damit anzufangen gewußt hätte.
    »Ich vergesse meine guten Manieren«, sagte Talley. »Möchten Sie vielleicht Tee?«
    Er stellte Tassen auf den Tisch und verließ das Zimmer. Minuten später kehrte er mit einer dampfenden Kanne zurück. »Wenn ich bedenke, wie sich die Dinge entwickelt haben, dann war es vielleicht gar nicht so verkehrt, hierher zu kommen«, sagte er und schenkte aus. »Ich habe meine Zeit hier weitaus produktiver verbracht, als ich es in Masandik je gekonnt hätte. Verraten Sie mir doch, ob der Legat noch immer regiert?«
    »Er wurde vor über einem Jahrzehnt gestürzt«, berichtete Silas. »Masandik ist heute eine Republik. Genau wie alle anderen Städte auch.«
    »Nun«, sagte Talley düster, »ich bin gar nicht sicher, ob das ein gutes Zeichen ist. In meinen Ohren klingt es wie die Herrschaft des Pöbels.«
    Quait war dazu übergegangen, die Lampe zu inspizieren, die noch immer ein stetiges, niemals flackerndes Licht produzierte. »Sie besitzen Wärme ohne Feuer«, sagte er staunend, »und Licht ohne eine Flamme!« Die Lichtquelle befand sich im Innern eines Glasrohrs.
    »Wie funktioniert diese Lampe?« fragte Chaka.
    Talley grinste geheimnisvoll. »Straßenbauertechnik. Ich kenne die Prinzipien, die dahinter stecken, selbst nicht so genau. Aber ich werde es schon noch herausfinden.« Er berührte einen Schalter, und das Licht erlosch. Er berührte den Schalter erneut, und das Licht brannte wieder.
    »Wundervoll«, staunte Silas.
    Die Lampe war einfach und schmucklos und schien ganz aus Metall zu bestehen. Sie war an der Basis abgerundet. Der für die Straßenbauer typische verspielte, verschnörkelte Stil, der in den Ligastädten so begehrt war, fehlte ihr völlig. Bei näherem Hinsehen stellte Quait fest, daß das Material kein Metall war, sondern einer jener künstlichen, der Zeit widerstehenden Stoffe.
    »Ursprünglich besaß ich mehrere davon. Sie sind eine nach der anderen verloschen.« Talley schüttelte in stiller Verwunderung den Kopf. »Wirklich sehr bemerkenswerte Apparate. Hin und wieder wird ihr Licht schwächer, aber ich muß sie nur in einen anderen Apparat im Keller stecken, und das Licht ist wieder hell.«
    Quait trat zu der Wärmequelle des Zimmers, den Röhren. Sechs Stück davon ragten in parallelen Spiralen aus der Wand. »Und das hier?« fragte er.
    »Ah«, sagte Talley. »Das ist meine Erfindung.« Er wartete, bis alle Zeit gehabt hatten, sie zu untersuchen. »Wirklich ziemlich einfach«, fuhr er fort und grinste breit. »Folgen Sie mir bitte.«
    Er nahm die Lampe auf und führte sie in das nächste Zimmer.
    Es war groß und geräumig, und die teilweise eingestürzte Decke

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