Die ewige Straße
ringförmigen Hügelkamm hinter sich gebracht hatten. Die Wälder öffneten sich zu einer weiten Prärie, und als sie sich umdrehten, überblickten sie einen vielleicht zwanzig Meilen breiten Ausschnitt der rätselhaften Konstruktion. Chaka saß in ihrem Sattel und stellte sich vor, wie der ältliche Magier in der Dunkelheit durch den Tunnel wanderte. Kein Wunder, daß er halb verrückt war.
Und doch hatte er das Licht im Glas heraufbeschworen. Zwei Tage lang redeten sie kaum über etwas anderes. Sie waren so in Spekulationen vertieft, daß selbst Jon Shannon die beiden Tuks erst viel zu spät entdeckte, die aus dem Wald direkt in ihren Weg ritten. Jeder hielt ein Gewehr im Arm. Sie trugen zusammengenähte Tierhäute und fellbesetzte Stiefel. Der Größere von beiden, fast so groß wie Shannon, zügelte sein Pferd.
Sein Begleiter ritt ein paar Schritte zurück hinter den anderen, um sicherzustellen, daß nicht beide von einer einzigen Gewehrsalve niedergestreckt werden konnten, und drehte sich dann um, um die Szene zu beobachten. Er war ebenfalls groß und trug eine überdimensionierte Fellmütze, die er lässig in den Nacken geschoben hatte.
»Schon gut«, sagte Shannon. »Sie sind nicht feindlich gesinnt.«
Er hob die Hand. Zu Chakas beträchtlicher Erleichterung erwiderten die beiden Männer seinen Gruß. Shannon ritt vor und redete mit den beiden, und dann grinsten alle drei.
»Alte Freunde«, kommentierte Flojian.
»Das hier ist Mori«, stellte Shannon den größeren der Tuks vor. »Er gehört zum Clan der Oriki.« Mori war Mitte Dreißig. Er besaß blaue Augen, dickes braunes Haar, einen Bart und war auf eine rauhe Art und Weise attraktiv. Er besaß die weißesten Zähne, die Chaka jemals gesehen hatte.
Er verbeugte sich leicht vor den beiden Frauen und hieß alle zusammen willkommen.
»Und das dort ist Valian, sein Bruder.« Valian zog den Hut. Er besaß ebenfalls braunes Haar, doch kurz geschnitten, und dunkle, intelligente Augen. Er mochte vielleicht zwei Jahre jünger sein als Mori und wog sicher zwanzig Pfund weniger.
Die Gefährten stellten sich nacheinander vor.
»Unser Lager befindet sich ganz in der Nähe«, sagte Mori schließlich. »Wir wären geehrt, wenn ihr heute nacht bei uns bleiben würdet.«
Silas sah zu Shannon, und Chaka las die Frage in seinem Gesicht. Ist es sicher?
»Fremde sind den Oriki heilig«, sagte Mori.
Shannon nickte.
Eine Stunde später ritten sie durch tiefen Wald. Plötzlich befanden sie sich mitten in einem Weiler. Das kleine Dorf war so sehr Teil des Waldes, daß Chaka Mühe hatte, die Blockhäuser zu erkennen, die unter Bäumen und zwischen Gestrüpp verteilt standen. Das Land war nicht gerodet, und es gab nicht einmal eine Lichtung. Nicht der kleinste Hinweis deutete auf die Gegenwart des Waldvolkes hin.
Eine kleine Gruppe, hauptsächlich Kinder, versammelte sich zu ihrer Begrüßung. Wie bei den Illyrern, so schien es auch bei den Oriki keine ausgeprägten Rassenmerkmale zu geben. Einige waren dunkelhäutig, andere hell, doch die große Mehrheit wies einen Mischton auf. Einige besaßen flache Nasen, andere Mongolenfalten. Sie alle sahen gesund und fröhlich aus, und offensichtlich liebten sie fremde Besucher.
Clanmitglieder näherten sich der kleinen Gruppe und boten Brot und Früchte an. Chakas rotes Haar provozierte Lachen. (Rote Haare gehörten anscheinend zu den physiologischen Merkmalen, die bei den Tuks unbekannt waren.) Einige wollten die Kleidung und die Waffen der Neuankömmlinge untersuchen. Andere wollten die Besucher nur berühren. »Sie glauben, daß wir stark sind«, erklärte Shannon. »Reisende stehen immer unter dem Schutz von Geistern. Wenn sie uns berühren, haben sie an unserer Stärke teil.«
Man führte sie zu einer warmen Hütte, brachte ihnen frisches Wasser und Essen und eine Kanne Wein. Sie wuschen sich, wechselten die Kleidung und gingen dann hinaus, um den Weiler zu erkunden.
Die Oriki waren begierig, sich mit den Besuchern zu unterhalten. Sie freuten sich, Shannon wiederzusehen. Ob seine Freunde schon einmal im Land der Oriki gewesen seien? Wie ihre Häuser aussähen. Ob sie wüßten, daß das Land vor ihnen von Geistern bewohnt war. Chaka erklärte, daß sie seit fast einem Monat unterwegs waren und keiner von ihnen jemals so weit nach Norden vorgedrungen sei. Sie schätze sich glücklich, sagte sie, unter Freunden zu sein und ihre Gastfreundschaft zu genießen.
Wo das Ziel ihrer Reise lag?
Haven war ein Konzept, das sich
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