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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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vorschlug, einen Tag zu rasten, widersprach niemand.
    Das Wetter blieb angenehm. Avila rieb Silas den Rücken ein und entdeckte ein Kraut, das Wärme in Flojians schmerzenden Muskeln erzeugte. Quait, Chaka und Shannon verbrachten mehrere Stunden damit, die Pferde zu bürsten und zu striegeln.
    Seit dem Tag, an dem sie Quait zum ersten Mal in der Senatsbibliothek gesehen hatte, war Chaka sich stets seines Interesses an ihr bewußt gewesen. Allerdings schien er vorsichtig darauf bedacht, unverbindlich zu bleiben. Seine Zurückhaltung verwirrte und ärgerte sie zunehmend. Hin und wieder erwähnte er, wie froh er war, sie um sich zu haben, und daß er es genoß, die Zeit mit ihr zu verbringen. Fast, als spräche er zu einem guten Freund. Doch seinen Bemerkungen fehlte die Wärme, die signalisierte, daß er interessiert wäre, ihrer Beziehung eine neue Dimension zu verleihen. Zugleich aber verkündeten seine Augen eine ganz andere Botschaft.
    Sie beobachtete ihn bei der Arbeit. Immer wieder gerieten ihm die Haare in die Augen, und Schweiß rann über seine Wangen und tropfte auf sein Hemd. Sie verbrachte seit neuestem zuviel Zeit damit, über Quait nachzudenken, und das war keine gute Idee. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie ihn mit Raney verglich. Es war eine merkwürdige Sache mit Quait: Zuerst hatte sie ihn nicht als besonders attraktiv gefunden, doch mit der Zeit schien er immer besser auszusehen. Vermutlich rührt es daher, dachte sie, daß er der einzige junge Mann in weitem Umkreis ist.
    Sie reinigten ihre Waffen, wuschen ein paar Kleidungsstücke und saßen noch bis spät in die Nacht am Lagerfeuer.
     
    Am nächsten Tag schwenkte die Straße nach Osten ab, weg vom Fluß, und bald darauf befanden sie sich wieder einmal in tiefstem Wald. Das Wetter wurde kalt und naß, und Chaka erkrankte an Fieber. Der Rücken bereitete Silas von Tag zu Tag mehr Schwierigkeiten. Quait verstauchte sich einen Knöchel bei dem Versuch, ein Pferd zu beruhigen, das in ein Loch getreten war.
    Das Tier brach sich das Bein, bevor sie es wieder unter Kontrolle bringen konnten, und sie mußten es erschießen. Quait, der unter starken Schmerzen litt, schlug vor, daß man ihn am besten gleich mit erschieße. Avila verarztete ihn, so gut es ging, und sie zogen in eine alte Scheune und zündeten ein Lagerfeuer an. Feuchte Tücher und Kleider hielten Chakas Fieber halbwegs unter Kontrolle, doch jeder wußte, wie gefährlich es war, unterwegs krank zu werden. Quait blieb ununterbrochen in Chakas Nähe und half ihr, wo er nur konnte.
    Regen tropfte durch das Dach. Avila zog ihre Pfeifen hervor, und Quait nahm das Walloon vom Sattel. Sie spielten und sangen bis in den frühen Abend hinein, während das Wetter draußen immer schlechter wurde. Quait war nicht sonderlich begabt, doch er gab sich die größte Mühe, und wenn sie aus dem Rhythmus kamen, war er stets der erste, der lachte. In jener Nacht, so erinnerte sich Chaka später, gestand sie sich zum ersten Mal ein, daß sie sich in Quait verliebt hatte.
     
    Es war der 21. März, die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche und ein Tag, der Shanta geweiht war. Sie reisten wieder an einem Fluß entlang, der nach Shannons Ansicht nicht der Wabash, sondern einer seiner Nebenflüsse war.
    »Nördlicher als bis in diese Gegend bin ich noch nie gewesen«, fügte er hinzu.
    Es war noch immer kalt und regnerisch. Die Stimmung war gedrückt. Sie waren müde und litten unter Schmerzen, und zum ersten Mal redeten sie darüber, nach Hause zurückzukehren.
    Der Fluß lag unter einem grauen Dunstschleier, der den Wald am anderen Ufer fast verbarg. Landon Shays Markierungen deuteten auf eine Brücke ein kurzes Stück voraus, doch die Brücke war sehr hoch und teilweise eingestürzt.
    »Da kommen wir niemals ’rüber«, sagte Silas.
    Vom Mittelteil der Brücke war bis auf ein paar Träger und einen schmalen Laufsteg nichts mehr übrig. Und der Laufsteg besaß kein Geländer, an dem man die Pferde hätte sichern können.
    »Wir sollten hier rasten«, schlug Shannon vor. »Lassen wir die Pferde ausruhen. Morgen können wir dann überlegen, wie es weitergeht.«
    Niemand widersprach. Diesmal waren keine Gebäude in bequemer Reichweite, also knöpften sie ein paar Zeltplanen zusammen und schlüpften darunter. Avila untersuchte ihre verschiedenen Patienten und erklärte sie für gesund, wenngleich sie darauf bestand, daß sie die frühe Rast ausnutzen und schlafen sollten. »Das gilt ganz besonders für dich«,

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