Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm
Frau Weinwurm griff
hinter sich und zerrte ihre Büffelstiefel hervor. »Leg mal hin, damit wir sehen
wie es aussieht.«
Bernardo rollte die
grüne Matte aus und Frau Weinwurm stellte ihre Stiefel ordentlich nebeneinander
darauf ab, drehte an den Sporen und grinste zufrieden.
»Perfekt,
dear young boy, perfekt. Das
Grün des Teppichs harmoniert mit den niedlichen Büschen hier, siehst du, ganz
oben, wo die ersten Büffel vorbeijagen?«
»Mmmh.« Bernardo
befeuchtete seine Lippen und suchte nach Worten, während er Rudi Schleinitz
beobachtete, der dicht unter der Wasseroberfläche seine Bahnen zog.
Erstaunlich, dachte Bernardo, wann muss er Luft holen?
»Sie haben Mimi
gesagt, dass in mir ein Feuer lodert!«, platzte er schließlich heraus und sah
Frau Weinwurm ängstlich ins Gesicht.
Frau Weinwurms Finger
strich über die kleinen Büffel.
»Haben Sie... das
ernst gemeint... oder nur gesagt, weil... ich ...«
»Natürlich habe ich
das ernst gemeint, denn mein Daddy hätte mich doch nicht zu dir geführt,
wenn du ein lahmer, junger Trottel wärst, oder einer, der einen Stier nicht bei
den Hörnern packen kann. Aber ich habe das Manga-Mädchen auch deshalb dezent
auf deine innere Feuerstelle hingewiesen, weil du gestern so viel von ihr
geschwatzt hast, und ich heute feststellte, dass sie umgekehrt nicht so viel
von dir plaudert.«
»Ich? Viel geredet
von dieser aufgetakelten Landpomeranze, die gerne ein coole L.A.-Braut wäre?
Ich bitte Sie!«
Bernardo machte eine
zittrige Geste mit der Hand, von der er hoffte, dass sie ausreichend
verächtlich wirkte.
»'Wenn Sie was zum Anziehen
suchen, also, meine Kollegin Mimi, die geht meistens zu Gussie Jane’s ,
was wohl auch daran liegt, dass es die einzige Boutique im Ort ist, aber Sie
bekommen da auch normale Sachen, nicht dieses abgefahrene Zeug... aber es steht
ihr schließlich, denke ich, denn so genau sehe ich nicht hin, na ja.' 'Mimi
nimmt meistens das Rancho-Frühstück.' 'Die Kollegin, von der ich, glaub ich,
schon mal sprach, kauft immer diese Chipssorte, nur so als Tipp. Da ist mehr in
der Packung, sind auch knuspriger und mit mehr Paprika.'
Bernardo starrte Frau
Weinwurm an, die seine Stimme und seinen Tonfall perfekt nachgeahmt hatte. Wie
schaffte sie das, schlüpfte sie in seine Haut, war sie doch eine von den
allmächtigen brujas, von denen seine Mutter so besessen war? Seine Schultern
sackten nach vorne, und er schüttelte den Kopf.
»Oh je, ist es
wirklich so offensichtlich?«, flüsterte er kläglich und betrachtete die
Wasseroberfläche.
Wann nur würde Rudi
Schleinitz endlich auftauchen und nach Atem ringen?
Die Sonne malte bunte
Regenbogenkringel auf seinen mageren Rücken, der hartnäckig unter Wasser weiter
trieb, gleichmäßig, ein Wassertier ohne Sorgen und mit einer Menge heimlicher
Kiemen ausgerüstet.
Frau Weinwurm tauchte
plötzlich mit beiden Armen in ihre Stiefel und führte einen Marionettentanz auf
der Froschwiese auf, der Bernardo unwillkürlich zum Lachen brachte.
Sie sind völlig
meschugge, Crazy-I-Phone !,
und er beugte sich vor und legte ihr impulsiv eine Hand auf den Unterarm.
Hastig rutschte sie ein Stück zur Seite, aber er hatte es schon gespürt,
längliche Erhebungen wie winzige Schlangen unter der Haut? Knotige Geschwülste?
Ein böses, hinterhältiges Krankheitssymptom?
Bernardos Finger
brannten und er strich über seine Fingerkuppen, die sich mit einem Mal
aufgeweicht und wund anfühlten, als hätte er zu lange in der Badewanne gelegen
oder mit Rudi Schleinitz in der Swimmingpoolpampe getaucht.
»Oh, ich glaub'
nicht, dass jeder sehen kann, was du für dieses Mädchen fühlst, my dear young
fellow. Nur wen es interessiert.«
Rudi Schleinitz
tauchte vor Bernardo auf und prustete einen Schwall Wasser auf seine Beine.
»Sie glaubt mir,
Nardo, kannst du dir das vorstellen? Die erste Person und dann auch noch eine Lady ,
die nicht denkt, dass ich spinne! Die Ghost Riders! Sie meint, sie hätte die
Ghost Riders auch schon mal gesehen in… ähh … wo kommen Sie noch mal her,
Lady?«
»Bütte-Erkenroytz.«
» Biitte Arkansas ,
genau, da hat sie sie gesehen. Und wenn so eine wunderhübsche, so eine elegante
und schöne Lady dies behauptet, wirst du doch nicht annehmen, dass sie lügt,
Nardo, oder? Ha, jetzt soll noch mal einer kommen und mich ulkig ansehen, wenn
ich von den feuerspeienden Pferden am Himmel erzähle, und von der Rinderherde,
die so manche Nacht über mein Trailerdach stampfen!«
Zufrieden
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