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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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Quallenrücken
verknotet und nun ging es weder vor noch zurück.
    Frau
Rubin-Enderle aschte neben die Reckstange und stemmte die Hände in die Hüften,
Menschenskind, warum machten die Mädchen nicht einfach ihre Übungen, zack zack
zack, Schwung nehmen, Rolle rückwärts, bueno? Immer musste sie an zehn Orten
gleichzeitig sein, was für ein Mega-Stress ! Noch bevor sie überlegen
konnte, was möglicherweise in solch einer eingefahrenen Situation zu tun wäre,
zog Susanne mit einem Aaargh, ich kann nicht mehr! ihre Arme zurück,
woraufhin die beiden anderen Mädchen ebenfalls wie auf Befehl losließen,
schnell zurücksprangen und die Monsterqualle wie ein nasser Sack tonlos auf die
Matte klatschte.
    Susanne
schüttelte augenrollend ihre Handgelenke wie ein Gewichtheber nach erfolgloser
Übung, und eilte dann zu ihrer Freundin. »Moniii, hast du dir den Kopf an der
Stange gestoßen wegen DER?«
    »Jemand
ernsthaft verletzt hier?«
    Monika
schüttelte den Kopf , ließ sich von ihren Freundinnen in die Mitte nehmen und
hinkend davongeleiten, alle drei von heftigen Kicherattacken geplagt, während
die Monsterqualle mit flatternden Lidern auf der Matte lag, Beine und Arme von
sich gestreckt, als habe man sie auf ein Rad geknüpft.
    »Na
dann, Ivonne, marsch hinüber zum Bodenturnen, da kann nicht viel passieren,
weitere Aufregungen kann ich heute wirklich nicht gebrauchen!«
    Frau
Rubin-Enderle wandte sich um und ging hinaus auf die Toilette, wo sie sich
unter eiskaltem Wasser die Handgelenke kühlte. War es Eberhard denn wirklich so
egal, welchem Druck sie hier täglich ausgesetzt war? War es wirklich wichtiger,
dass sie jeden Tag pünktlich zum Mittagessen kam, konnte er nicht einmal
nachhaken, von welcher Pein sie geplagt wurde?, fragte sie ihr
entspanntes, sonnengebräuntes Gesicht und schüttelte – immer wieder angenehm
überrascht über die gelungene Tönung mit Virginia-Indian-Summer – die
sorgfältig durcheinander gewuschelten Locken.
    Ivonne setzte sich
langsam auf, ihr Rücken knirschte merkwürdig, oder war es ihr Nacken?
    Betäubt sah sie hoch
und erkannte Hendrik und Magnum, die lachend hinter dem schweren Vorhang
vorlugten und obszöne Gesten machten, die Ivonne nicht verstand, aber zu ihrem
eigenen Erstaunen spürte sie plötzlich ein Brennen in den Augen, und als sie
vorsichtig eine Hand hob und an ihre Wange legte rutschte sie ab. Oh weh,
alles nass und die Backen so heiß wie frische Aufbackbrötchen aus dem Ofen ,
ein Gedanke, der Ivonne ein wenig ablenkte, denn warme, knusprige Brötchen mit
Butter! Und dann Nutella oder ein kräftiges Stück Schwarzwälder Schinken,
Gurkenscheiben obendrauf und auch Petersilie!
    »Hey, Ivy, Evil
Knievel Ivy, können wir weitermachen? Hier sind noch andere, die am Reck
Kunststückchen aufführen wollen, aber so einmalig wie du werden wir das nicht
hinkriegen! HALLOOOO, hörst du nicht?«
    Ivonne saß auf dem
Boden, sog ihre Unterlippe ein und nuckelte. Und dazu ein großes Glas Milch und
hoffentlich - Daumen drücken! - lag heute am Kiosk die Fortsetzung von
»Marshall Clint Wallace und die Todesreiter von Colorado« für sie parat!
    Spring, Ivonne,
spring!
    Ivonne horchte auf
und runzelte die Stirn, schüttelte langsam den Kopf, und da sah sie einen
Schatten an sich vorbeihuschen, und sie erkannte Liliane, offensichtlich in
einem Geschwindigkeitsrausch, bewaffnet mit zwei schweren Keulen aus der Gruppe
'Rhythmische Sportgymnastik', die sie im Rennen schwang wie Morgensterne des
Schwarzen Ritters!
    »Huhu, Ivonne, beweg
mal deinen dicken Hintern, sonst... Hilfe, was macht die Andere denn da?
Scheisse, die... das glaub ich jetzt nicht! Was hat die mit den Holzkeulen vor?
Frau Rubin-Enderle, Frau Rubin-Enderle!! Wo ist Frau Rubin-Enderle bloß?«
    Ivonne schnappte
erschrocken nach Luft.
    Die Luft um Liliane
schillerte, sie glühte wie Phosphor ! Wie Ektoplasma, eine sichtbare
Aura, von deren Existenz Terese überzeugt war, als sie mit Frau
Kraus-Hilfskötter für ein paar Monate einen esoterischen Kreis besucht hatte,
drei Damen, die sich eines Tages demonstrativ von der 'Kirchenwinkelrunde', in
der Terese einmal die Woche networking betrieb, abgesetzt hatten.
Geschlossen waren sie aufgestanden, die drei Damen, hatten ihre Bibeln an die
Brust gepresst, und teilten Pfarrer Leonhardt Wüstle mit bebenden Stimmen mit,
dass es noch mehr gäbe zwischen Himmel und Erde, und es wäre in der Bibel
festgehalten, doch nur die Sehenden würden es erkennen und Pfarrer
Wüstle

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