Die Ewigen
hätte."
Ich nickte traurig und schuldig, Jack öffnete die Tür wieder.
"Um halb acht, in der Bibliothek", sagte er im Hinausgehen. "Andreas will Shara erst von Drake erzählen, dann wollen sie diesen Priester dazu holen."
Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr und nickte. 'Befragen', hatte Jack eben gesagt: Das klang sehr neutral. Wenn wir allerdings wirklich was wissen wollten, würden ein paar harmlose Fragen nicht ausreichen, denn der Typ hatte einen ziemlich durchgeknallten Eindruck gemacht. Ich kratzte mich an meiner Narbe und ging eine saubere Hose suchen: Ich hatte meinem angeblichen 'Bruder' schon mal eine verpasst, und ich würde das mit Freuden wiederholen, wenn es nötig sein sollte.
Als ich kurz darauf in die Bibliothek kam, waren Jack, Josie und Shane schon da. Die Ledersessel waren so umgestellt worden, dass sie alle einen Blick in den Raum erlaubten, davor standen zwei einfache Stühle, einer leicht vor dem anderen. Jack saß entspannt in einem der hinteren Sessel, Josie lehnte mit dunklen Schatten unter den Augen stehend an Shane und drehte gedankenverloren eine rote Strähne zwischen den Fingern. Shanes Hände lagen leicht auf ihren Hüften, und ich bemerkte, dass diese zärtliche und vertraute Geste Jack zu einem versonnenen Lächeln verleitete, über das ich lieber nicht weiter nachdenken wollte. Die alte Wanduhr hatte gerade halb acht geschlagen, als die Tür aufging und Ciaran Shara herein geleitete. Jack sprang sofort auf, ich tat es ihm nach: Die Prinzessin verdiente diese Huldigung, mindestens. Shara war blass und sah womöglich noch dünner aus, ihre Haut wirkte durchsichtig, die Augen waren dunkler und irgendwie größer - aber sie glänzten wach und brachten wohl am deutlichsten zum Ausdruck, wie viel besser es ihr ging. Die Haare hingen ihr offen auf die Schultern, sie trug eine schmale, schwarze Hose und einen hochgeschlossenen, ebenfalls schwarzen Pullover mit kurzen Ärmeln: Ich sah große, gelbliche Male an Hals und Oberarm, aber nichts von der neuen Narbe auf ihrer Brust. Sie hielt sich sehr aufrecht, bewegte sich langsam - ich fand sie schöner als je zuvor und hätte sehr viel darum gegeben, sie einfach mal kurz in den Arm nehmen zu dürfen, um mich zu vergewissern, dass sie tatsächlich lebte und um ihr zu sagen, wie glücklich ich war, sie wiederzusehen.
"Wo möchtest du sitzen?", fragte Ciaran Shara, als diese uns kurz zugelächelt hatte - nicht gerade strahlend und fröhlich, aber immerhin. "Den Priester setzen wir da hin" - er wies auf den vorderen Stuhl - "und ich würde Magnus gern bitten, sich hinter ihm zu halten."
Ich nickte: nur zu gern.
"Irgendwo hinten", sagte Shara, ihre Stimme klang kratzig und leise - er hat ihr die Kehle zerquetscht, schlussfolgerte ich aus Ton und Hämatom, und hasste Drake gleich noch um einiges mehr. "Ich werde mich eher nicht einmischen, mein Kopf brummt noch ein wenig."
Ciaran nickte und Shara kam an seiner Seite zu uns herüber. Trotz des Lächelns von eben suchte ich in ihren Augen nach einem Zeichen dafür, dass sie mich hasste, dass sie mir die Schuld an der ganzen Misere gab, aber ich fand nichts. Stattdessen kam ich erneut in den Genuss eines ganz lieben Lächelns, das mein Herz einen jauchzenden Freudensprung machen ließ - Shara drückte Jack außerdem im Vorbeigehen kurz die Hand, was ihn sichtlich ein wenig schwindeln ließ. Alles in Ordnung, dachte ich erleichtert und ließ mich schwer in den nächsten Sessel sinken: Die Prinzessin lebt, ihre Ritter sind nicht in Ungnade gefallen.
Shara Der Weg die Treppe hinauf in den ersten Stock war verdammt anstrengend gewesen, und ich hatte mir ein paar frische Schweißperlen von der Stirn wischen müssen, als ich nach scheinbar unendlich vielen, konzentrierten Schritten den Treppenabsatz erreichte und mich für eine kurze Rast schwer auf das breite, marmorne Geländer stützte. Mein Herz hämmerte und meine Brust pochte gegen das Kreuz, auch verstärkte sich der Kopfschmerz mit deutlichem Dröhnen.
Ciaran erwies sich jedoch als Ausbund an Zuvorkommenheit und führte mich zunächst zu einem Zimmer im linken Flur, wo er mich bat, für einen Moment auf dem Sofa Platz zunehmen. Ein Gästezimmer, sagte er mit der raumumfassenden Geste eines Hoteliers, der einem Gast sein schönstes Zimmer präsentiert, während ich langsam wieder Luft bekam - ich könne heute Nacht gern hier schlafen, wenn ich das Krankenzimmer leid sei. Ich ließ den Blick durch den hellen, freundlich eingerichteten
Weitere Kostenlose Bücher