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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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erwarten", sagte ich, sie sah mich an.
    "Eben, als Andreas rein gekommen ist ... wenn sie eine Waffe gehabt hätte, hätte sie ihn einfach umgebracht, glaube ich. Ihr Blick war ... schrecklich. Sie hat ihm gesagt, er solle ihr aus den Augen gehen ... er hat vor ihr gekniet. Vorher hat sie Ciaran und mich schon ... zurechtgewiesen. Ich hatte echt Angst. Ich hatte Angst vor ihr." Sie stockte wieder, schauderte. "Nicht nur, was sie gesagt hat, vor allem, wie sie es gesagt hat."
    Jack setzte sich neben Josie und legte ihr den Arm um die Schultern. Sie warf die Zigarette weg und sah ihn an, dann hoch zu mir. Sie musste zwinkern, als die Sonne in ihre Augen stach, und sah entsetzlich müde aus.
    "Ihr sollt schlafen gehen, hat sie gesagt. Und deine Botschaft hab ich ihr ausgerichtet", fügte sie für Jack hinzu, der strich ihr dankbar und tröstend über den Rücken.
    "Was hat sie gesagt, als sie das Kreuz gesehen hat?", wollte ich wissen, Josie schloss kurz die Augen, dann schüttelte sie wieder den Kopf.
    "Das sage ich nicht. Frag sie selbst - aber warte erst, bis sie sich beruhigt hat. So ist sie ... " - Josie lachte leise - "so ist sie echt unheimlich."
    "Ciaran lässt uns eh nicht zu ihr", sagte ich, als ich das begehrliche Glitzern in Jacks Augen bemerkte, doch Josie machte mir einen Strich durch die Rechnung und prustete verächtlich.
    "Ciaran wird sich hüten, ihr Vorschriften zu machen. Sie hat ihm verboten, sie anzurühren - also versucht er wahrscheinlich gerade, ihre Körpertemperatur zu erraten und den Puls zu schätzen."
    Jack lachte, ich musste grinsen - ein komisches und sehr erleichterndes Gefühl nach so langer Zeit der Angst.
    "Na los, gehen wir schlafen", sagte ich schließlich. "Wenn unsere neue Königin das befiehlt, sollten wir auch gehorchen."
    Königin - auch ein guter Spitzname, dachte ich in dem Moment, als ich ihn aussprach: Unser Prinzesschen ist erwachsen geworden. Und ob goldene Krone oder goldenes Kreuz - Herrschaft sollte man anerkennen, wenn sie so souverän ausgeübt wurde, dass selbst Andreas kapitulierte.
    Shara Als ich das nächste Mal erwachte und die Augen aufschlug, saß Ciaran auf dem Sofa und blätterte in einer Zeitschrift: Es war dämmerig, eine kleine Lampe neben meinem Bett beleuchtete den mit Kondenswasser beschlagenen Wasserkrug mit Becher, eine andere krönte Ciarans Haare mit einem warmen Schein. Der Wecker zeigte kurz nach achtzehn Uhr - Donnerstag Abend, vermutete ich. Ich setzte mich vorsichtig auf: Mein Kopf fühlte sich besser an, meine Brust auch, viel besser sogar. Ich zog das Top ein Stück herunter und besichtigte meine Narbe, besser: mein Goldkreuz-Tattoo. Große Stücke von dem jetzt spröden, trockenen Schorf hatten sich gelöst, und als ich daran herumkratzte, kam darunter eine nur noch schwach gerötete, sehr goldene Linie zum Vorschein. Drei oder vier Millimeter breit und äußerst exakt gezogen, so weit ich das von hier oben beurteilen konnte - Pfusch konnte ich den beiden Ordensmeistern zumindest nicht vorwerfen.
    Ciaran stand auf und trat ans Bett, die Hände demonstrativ in den Taschen.
    "Wie geht es dir?"
    "Besser, denke ich."
    Ich sah wieder auf die schimmernde Narbe herunter, drückte erst vorsichtig, dann fester auf das gestern noch in Fetzen geschnittene Gewebe: Es tat weh, aber eher wie ein dicker blauer Fleck als wie eine noch so junge Stichwunde.
    "Das ist nicht ganz normal verlaufen, oder? Ich meine die ... Heilung?"
    Ciaran zog sich einen Stuhl heran und setzte sich, wahrte aber einen deutlichen Abstand.
    "Nein, das ist ganz und gar nicht normal verlaufen. Der Dolch, den er benutzt hat, war der Dolch, mit dem wir die Kreuze bei unseren neuen Mitgliedern machen. Du hast also sozusagen die maximale Dosis unserer üblichen Selbstheilungskräfte abgekriegt."
    "Es ist deswegen so schnell verheilt, weil er durch mich durchgestochen hat?" Ich konnte den Unglauben in meiner Stimme selber hören.
    Ciaran nickte. "Ja, aber erst der zweite Stich hat diese Steigerung deiner Selbstheilungskräfte bewirkt. An einem einfachen Stich wärst du gestorben."
    Genau so hatte es sich auch angefühlt - als würde ich sterben. Aber diese Theorie war trotzdem absurd: Als wäre eine zweite Dosis Gift die Heilung für die Erste. Dass es funktioniert hatte, konnte ich allerdings nicht bestreiten - die einzig andere Möglichkeit war, dass sie mich einen Monat im Koma gehalten hatten und nun nur behaupteten, es sei kaum ein Tag vergangen. Aber so fühlte ich mich ganz und

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