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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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schlechtreden.
    "Also glaubt ihr nicht, dass Drake mich nun in Ruhe lassen wird? Ich meine ... was hätte er denn davon, dass er mich zwangsweise umwandelt und mich dann euch überlässt?"
    Andreas nickte. "Da hast du Recht. Und das solltest du auch im Hinterkopf behalten, falls du mit dem Gedanken spielst, nach München zurückzukehren, allein und ohne Schutz."
    Ich hörte Jackson hinter mir scharf einatmen, aber erst einmal hatte Andreas Recht: Mit dem schönen Schwert als Andenken im Gepäck und einer aberwitzigen Geschichte von Unsterblichkeit und Kreuzrittern im Kopf hätte ich einfach nach Hause gehen können - doch mit einem goldenen Tattoo auf Brust und Rücken und einem achthundert Jahre alten Verfolger im Nacken sah das Ganze anders aus. Ich brauchte Hilfe und Schutz, mindestens, bis ich wieder ganz gesund war: Um diese Erkenntnis kam ich nicht herum. Natürlich - ging ich jetzt mit ihnen, sah das nach einer Entscheidung für den Orden aus, nach Zugehörigkeit und Folgsamkeit, aber das dem nicht so war, hatte ich ja schon deutlich gemacht, oder etwa nicht? Mein Kopf dröhnte stärker, während ich diesen Gedanken von allen Seiten betrachtete: Meine üblichen Haarspaltereien waren wohl in meinem Zustand nicht sonderlich bekömmlich, weil schlicht zu anstrengend.
    "Und was geschieht mit Drake? Er hat mich angegriffen und verletzt - in der normalen Welt da draußen geht man zur Polizei, wenn dergleichen passiert. Was tut der durchschnittliche Kreuzritter in so einem Fall?"
    Ich hatte wohl etwas provokant geklungen, denn wie schon bei unseren ersten Gesprächen hier in dieser Bibliothek übernahm Ciaran sofort. Jackson schien mein spöttischer Tonfall indes zuzusagen: Er streckte seine langen Beine von sich, als wolle er mir mittels dieser Entspannung seine Zufriedenheit demonstrieren. Sein Einatmen eben ist eine Warnung gewesen, dachte ich, er mag diese 'Schutz'-Masche von Andreas nicht besonders - kluger Junge, da waren wir schon zu zweit.
    "Auch wir sehen Strafen für verschiedene Taten vor", antwortete Ciaran. "In diesem Fall wäre die Mindeststrafe der Ausschluss aus dem Orden."
    "Was für Drake ja wahrlich nichts Neues ist."
    Ciaran lächelte ein wenig frostig. "Nun, doch - denn der offizielle Ausschluss beinhaltet auch die Zerstörung seiner Narbe. Damit wäre er sterblich."
    Daran hatte ich nicht gedacht, also nickte ich. "Verstehe. Wenn das die Mindeststrafe ist - was wäre das höchste Strafmaß?"
    "Der Tod", antwortete Ciaran.
    Ich dachte über diese Möglichkeit nach - und war etwas erschrocken über mich selbst, als sich in mir keinerlei Widerspruch regte. Gut: Drake war sehr wahrscheinlich überzeugt gewesen, dass ich seinen Angriff überleben würde, hatte in dem Glauben zugestochen, dass ich durch den Dolch ein unendliches Dasein zu erwarten hätte - aber das machte das Ganze für mich nicht wirklich besser, nicht wirklich leichter zu verzeihen, denn das alles hatte ich dort im Pantheon in meiner Todesangst nicht gewusst. Natürlich war das Leid des Opfers neben der Motivation des Täters nur ein Element, das man bei der Suche nach der gerechten Strafe berücksichtigen musste - aber war es nicht auch das gute Recht des Opfers, alles an Strafe zu fordern, was verfügbar war? Wenn ich jetzt an Drake dachte, empfand ich vor allem den Wunsch nach Rache - dass die kein guter Berater war, war mir klar, aber auch herzlich egal. Ja, wenn ich die Wahl hätte, wollte ich ihn tot sehen, stellte ich fest, und zwar so schnell wie möglich. Würden sie ihm die Narbe zerstören, konnte er noch Jahrzehnte leben - was für einen Unsterblichen wahrscheinlich Strafe genug war, für mich und meine gewohnten Zeitdimensionen jedoch keinesfalls. Denn was bedeutete das schon? Er würde altern und sterben, in Freiheit - wenn das eine Strafe war, dann wäre die normale menschliche Existenz selbst schon eine Strafe, denn nichts anderes erwartete jeden einzelnen Menschen ab dem Moment seiner Geburt. Mein Kopf begann heftiger zu Pochen - dieses Gespräch wurde jetzt definitiv zu anstrengend. Ich trank mein Wasser und stellte das Glas auf den Tisch: Ich musste meine wirren Rachegedanken erst einmal für mich selbst ordnen, aber dafür war ich heute Abend einfach noch zu erledigt.
    "Wann wollt ihr Rom verlassen?"
    "Morgen, wenn du dich dann schon gut genug fühlst", sagte Ciaran. "Deine Räume in der Burg sind fast fertig, aber auch wenn Josie gleich einen Nervenzusammenbruch kriegt: Ich sehe dich auch ohne passende Vorhänge

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