Die Ewigen
den Stoff, dann schreib das dazu, da kann man manchmal noch was machen."
Ich lachte, nahm aber bereitwillig den dicken Block mit Post-its zur Hand, als ich mich auf meiner Liege ausstreckte. Aus der Werkstatt hinter uns hörte ich die Stimmen und das Lachen der Jungs, hin und wieder Geräusche von Maschinen, Hämmern oder einem Motor. Die Sonne war warm, der Schatten des Schirmes angenehm, die Liege bequem - warum also nicht ein bisschen mit den Augen einkaufen? Auf den ersten Seiten war ich sparsam mit meinen Zetteln, aber irgendwann steckte ich sie ebenso großzügig in die Seiten wie Josie. Wir reichten uns die Kataloge hin und her, verglichen unsere Wahl und lachten über ein paar besonders absonderliche Kreationen. Als wir uns gerade gemeinsam über einen schmalen Ordner mit Abendmode beugten und ein bisschen stritten (ich hielt Abendkleider mangels Gelegenheiten für überflüssig, Josie plädierte für 'allzeit bereit'), riss sie mir plötzlich Stift und Katalog aus der Hand, griff nach ihren Kopfhörern und erklärte, sie müsse jetzt dringend ein Nickerchen machen, man möge sie keinesfalls stören. Während ich noch verdattert auf ihren Rücken starrte, der sich sofort und nur wenig überzeugend im Schlafrhythmus hob und senkte, hörte ich Schritte hinter mir näher kommen: Es war Jackson, mit zwei Dosen Cola - Josies auf optimalen Empfang eingestellte Ohren hatten ihn natürlich vor mir gehört. Ein bis zwei Jahre dauert die Umwandlung des Körpers, hatte Jackson gesagt - aber vielleicht hatte ich ja Glück und bei mir ging das schneller, denn mit Leuten zusammenzuleben, die zehnmal besser hörten, zehnmal besser sahen und mir (leider uneinholbar!) Jahrhunderte an Lebenserfahrung voraus waren, war ziemlich unangenehm.
Jackson reichte mir eine Dose, ich revanchierte mich mit einem Sitzplatz auf meiner Liege und zog die Knie an.
"Schläft sie?", fragte Jackson mit einem Nicken in Josies Richtung.
"Ja, seit etwa fünf Sekunden - blitzartige Müdigkeit, als sie dich kommen hörte." Ich trank einen Schluck und sah ihn an: Er hatte ein klein wenig schwarze Schmiere an der Wange und er gehörte tatsächlich mir. Mir!
"Sie wissen alle Bescheid, oder? Über uns?", fragte ich, Jackson strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr.
"'Wissen' wäre zu viel gesagt, sie werden sich sicher ihren Teil denken. Aber solange wir es nicht offiziell machen, wird keiner etwas sagen."
"Außer Magnus."
Jackson nickte und zeigte bei einem leidenden Lächeln ein wenig sexy Eckzahn.
"Und was heißt 'offiziell machen'?"
Ich hatte keine Panik in meiner Stimme gehört, trotzdem verzog er leicht das Gesicht.
"Keine Hochzeit, keine Verlobung - obwohl Andreas Shane und Josie schon mal an diese Möglichkeit erinnert hat, nachdem sie etwa dreißig Jahre zusammen waren."
"Und was haben die beiden gesagt?"
"Shane ist nicht zu Wort gekommen, Josie hat eine Stunde getobt und dann eine Woche lang kein Wort mit Andreas gesprochen."
Ich lachte, Jackson trank seine Dose leer und rollte sie zwischen den Händen, er würde weiter sprechen, also wartete ich einfach ab. Ich fühlte mich nicht ganz wohl, wie ich da in meinem Mini-Bikini neben Jackson hockte, war mir meines mageren, unansehnlichen Körpers nur allzu bewusst - noch etwas, was sich hoffentlich bald zum Besseren verändern würde, denn es war ziemlich blöd, schlechter zu hören, noch schlimmer jedoch, immer und überall das hässliche Entlein zu sein.
"Es würde schon genügen, wenn wir Hand in Hand zum Essen kämen oder du mich vor allen anderen küssen würdest. Etwas, das deutlich zeigt, dass wir zusammengehören."
"Und bis das passiert, versuchen alle, durch uns durchzusehen und schleichen auf Zehenspitzen herum?" Ich machte eine Geste zu Josies noch immer brav und überdeutlich atmendem Rücken, Jackson nickte.
"Das könnte lustig werden", sagte ich, erntete dafür einen traurigen Blick von meinem Kreuzritter und schiffte das Gespräch lieber in ungefährlichere Gewässer. "Und wie steht's mit dem Motorrad?"
Josie würzte ihre Vorstellungen der Schlafenden mit einem leisen Schnarchen, Jackson hob sich meine Füße auf den Schoß: Seine Hände waren von der Dose eiskalt, und als er mit dem Finger an meinem Schienbein entlang fuhr, folgte seiner seit erst kurzer Zeit so selbstverständlichen Berührung eine milde Gänsehaut, die ihm ein Lächeln und mir einen wohligen Schauer entlockte. Ich wischte ihm den kleinen Schmierfleck von der Wange, er nahm meine Hand und
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