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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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hauchte einen Kuss darauf, was meinen Magen einen begeisterten Salto machen ließ. Ja, lustig mochte es sein, dabei zuzusehen, wenn scheinbar niemand bemerkte, wie Jackson mich ansah und ich ihn - aber andererseits: Würde ich meine Hände auf Dauer bei mir behalten können? Nein, würde ich nicht, dachte ich, also erwartete uns nur ein Spiel auf Zeit.
    "Mit dem Motorrad sieht es gut aus, das meiste können wir hier machen. Nur das Vorderrad ist ein Totalschaden, aber eine Werkstatt in Bozen hat ein passendes da, sie schicken es uns mit einem Taxi." Jackson tippte mit dem Fingernagel auf meinen dunkelroten Fußnagel. "Wir lackieren gleich die Motorverkleidung neu, dann machen wir Pause. Wie wäre es mit Pizza? Wir könnten hier draußen Essen."
    "Gute Idee. Wir holen welche, okay?"
    Jackson nickte, ich warf einen Kontrollblick zur Werkstatt wie auch auf Josie, dann küsste ich ihn kurz auf die sehr perfekten, aber ungewohnt Cola-kühlen Lippen.
    "Zieh dir zum Essen bitte das Kleid wieder an, man sieht dein Kreuz", flüsterte Jackson mir ins Ohr, während seine Hand auf meinem nackten Rücken lag und ich glücklich eine Extraportion Zimt inhalierte. "Ich finde es wunderschön, aber Davide könnte dieses Dekolletee ein wenig verwirren."
    Jackson gab mir noch einen Kuss auf die Stirn, dann verschwand er wieder in der Werkstatt. Ich drückte meine kalte Coladose auf Josies Rücken, sie quietschte schrill und sprang auf.
    "Aufstehen, Schlafmütze - wir holen Pizza."
    Josie verlangte den Rest von meiner Cola als Wiedergutmachung für meine rüden Weckmethoden, dann telefonierte sie mit der Pizzeria im Dorf, und kurz darauf chauffierte ich sie in dem riesigen Pickup die plötzlich verdammt schmal wirkende Straße in den Ort hinunter. Der Wirt der örtlichen Pizzeria hatte unsere Bestellung fast fertig, nötigte den 'Bella Ragazzas' in der Wartezeit ein Glas Prosecco auf und ließ uns die brennend heißen, riesigen Pizzaschachteln von seinem pickeligen Sohn ins Auto tragen. Als wir wieder auf der Burg ankamen, hatten die Jungs die Liegen beiseite geräumt und mit großen Decken und unzähligen Kissen eine Art Picknick improvisiert. Wir aßen mit den Fingern, teilten uns eine Flasche Wein, tranken aber noch mehr Wasser, so dass bald alle satt und entspannt in der Sonne dösten. Jackson lag neben mir auf dem Bauch, die Sonne ließ seine dunklen Locken wie lackiert glänzen, und ich spürte den angenehmen Druck seines Beines an meinem. Das Gespräch drehte sich um alles und nichts, war interessant, ohne anstrengend zu sein: Magnus behandelte Josie immer noch wie eine Königin und geizte nicht mit giftigen Worten, Shane lag auf dem Rücken und blinzelte in die Sonne, ich entspannte mich und hatte meine neuen Freunde noch ein bisschen mehr gern. Sicherlich verhinderte auch die Anwesenheit von Davide, dass jemand das für mich unangenehme Thema des unerbittlich näher rückenden ersten Termins im Krankenhaus ansprach - ansonsten wurde der Junge jedoch selbstverständlich mehr wie ein alter Bekannter denn wie ein neues Gesicht behandelt - warum auch nicht, dachte ich, im Grunde ist er der Nachbarsjunge. Davide erzählte bereitwillig, aber nicht anbiedernd von sich selbst, und stellte ebenso offen und wissbegierig seine Fragen: Es war klar zu sehen, dass er die Kreuzritter ein bisschen bewunderte, und das konnte ich ihm mit den Augen der ebenfalls Außenstehenden nicht verdenken - an diesem herrlichen Frühsommertag wirkte die Burg mit ihren Bewohnern einfach zu perfekt. Als der Junge Jackson nochmals fragte, ob der Ferrari tatsächlich seiner sei, lenkte Jackson geschickt ab und warf die Frage auf, welches Auto der Junge denn gern hätte: Er schwankte zwischen einem mir nicht bekannten italienischen Sportwagen und einem Porsche Irgendwasturbo, erklärte dann aber, er würde so ziemlich alles nehmen, was vier Räder habe, denn jedes Auto sei besser als gar keins.
"Tröste dich, ich hab hier auch kein Auto", sagte ich leichthin, während ich mir noch Wasser eingoss und Magnus eine Zigarette klaute, womit ich den versammelten Herren ein perfektes Thema geliefert hatte: Kurz darauf lag ein anderer Stapel Prospekte vor mir, diesmal von Autos der gehoben bis unverschämten Preisklasse - was die hier immer mit ihren Katalogen hatten!
    Josie warf mir meine Post-its rüber und Magnus stöhnte indigniert auf, als ich nach etwa einer Stunde lebhafter Diskussion einen rosaroten Zettel inklusive Farb-Sonderwunsch in einen der Prospekte klebte.

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