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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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zusammenkrampfender Magen und der metallische Geschmack der Angst in meinem Mund - alte Bekannte aus dem Pantheon, die ich so schnell nicht hatte wiedertreffen wollen. Meine Brust zog sich hart um die alte Kreuzwunde zusammen, und die warme Fröhlichkeit des Tages versank in einem bodenlosen schwarzen Loch.
    Josie riss in Sekunden ihre Bluse auf und die Waffe aus dem Holster, richtete sie auf die von der tiefstehenden Sonne in goldgelbes Licht getauchte Gestalt, ich tat es ihr langsamer nach. Davide war neben mir erstarrt, seine weit aufgerissenen Augen wanderten zwischen dem Revolver und meinem Gesicht hin und her. Am Hang über uns brach Shane durch die Bäume, keine fünf Sekunden später stand er vor mir und riss mich hinter seinen Rücken, ich richtete die Waffe vorsichtshalber auf den Boden.
    "Ah, Josephine", sagte Drake sanft. "Wie schön, dass wir uns doch noch einmal wiedersehen. Die beiden Herren kenne ich allerdings noch nicht persönlich."
    Josie zischte, und ich hörte das leise Schnacken, als sie ihre Waffe entsicherte. Ich zerrte leicht an Shanes Arm, ich wollte Drake sehen. Shane ließ mich ein wenig hinter seinem Rücken hervortreten, hielt mich aber weiterhin mit hartem Griff am Handgelenk fest. Keine schwarze Soutane heute, bemerkte ich, nur ein weißes T-Shirt und simple Jeans, grobe Schuhe an den Füßen, die Hände leer und betont defensiv neben dem Körper ausgestreckt. Drake nickte mir zu, mit einem leichten Entblößen seiner scheußlichen, spitzen Zähne, ich erwiderte weder Gruß noch Lächeln.
    Josie machte zwei Schritte auf ihn zu, die Waffe mit bewundernswert ruhigen Händen auf seine Brust gerichtet.
    "Shane, such ihn ab. Davide, stell dich vor Shara."
    Davides Kopf ruckte zu Josie, dann verständnislos zu mir. Er zitterte jetzt am ganzen Körper, ich sah die Angst dunkel in seinen sonst so freundlichen Augen flackern, fasste ihn an der Hand und zog ihn näher zu mir heran: Ich hatte nicht vor, mich hinter dem Jungen zu verstecken, wollte ihn nur meines Beistandes versichern. Er hatte kalten Schweiß auf der Haut und bebte unter meiner Hand - seine Angst war greifbar, schien durch die Berührung direkt in meinen Körper zu fließen: rasendes Herz, ziellose Gedanken voller Panik.
    "Hab keine Angst, er tut dir nichts", flüsterte ich Davide zu, war mir aber nicht sicher, ob der mich überhaupt hörte.
    Shane drückte mir kurz den Arm und ging dann zu Drake hinüber, im Vorbeigehen schob er Josie seine Waffe hinten in den Hosenbund. Er trat an den alten Kreuzritter heran, der breitete die langen Arme aus und ließ sich ungerührt abtasten. Shane nahm sich Zeit und suchte gründlich, dann nickte er Josie zu und kam mit seiner Waffe zu mir zurück, zog mich wieder hinter seinen Rücken.
    "Was willst du?", fragte Josie Drake.
    "Nur reden", sagte der, seine Stimme klang in dem sonnigen Tal ebenso dunkel und kalt wie in der hallenden Leere des Pantheons.
    "Worüber?"
Drake lachte und drohte Josie mit dem Finger wie einem ungezogenen Kind. "Das weißt du doch, Josephine, obwohl es dich gar nichts angeht. Ich möchte mit Shara reden."
    Die Arroganz in Drakes Stimme war abstoßend, ich trat ein Stück hinter Shane hervor.
    "Ich kann dich hören", erwiderte ich. "Sag, was du zu sagen hast."
Drake machte einen Schritt nach vorn, Shane schob mich sofort ein, zwei Meter zurück und erneut hinter seinen Rücken.
    "Nicht näher", sagte er, was Drake den Kopf schütteln ließ, als hätten wir ihn bitter enttäuscht.
    "Nein, Shara, nicht so und nicht hier. Als wir uns das letzte Mal getroffen haben, hat es dir die Ewigkeit gebracht - was denkst du, was ich mir Besonderes für unser zweites Treffen ausgedacht habe?" Hinter uns war jetzt ein leises Motorengeräusch zu hören, und ich wusste sofort, dass es Jackson war, der da heran raste - als würde ich seinen Fuß auf dem Gaspedal ebenso erkennen wie seine Schritte auf dem Flur oder seinen ruhigen Atem in der Nacht. "Was ich dir zu sagen habe, ist nicht für die Ohren dieser unbedeutenden Gestalten gedacht", fuhr Drake fort, "das geht nur uns beide etwas an, das ist vertraulich."
    Er lachte, und damit reichte es mir: Mir zu drohen war eine Sache, aber meine Freunde zu beleidigen, die sich auch noch zwischen mich und diesen Irren stellten? Das war zu viel. Drakes demonstrative Überlegenheit machte mich wütend, seine Stimme troff vor einer ekelhaften Selbstherrlichkeit, bei der mir übel wurde und die mich zuverlässig provozierte: Ich riss mein

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