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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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der Angst Zuflucht gefunden haben, hatte ich gedacht - bis mir Andreas eine kleine Skizze an der Wand gezeigt hatte. Eine Zeichnung der Burg auf einem etwas überdimensionierten Felsen, in dessen breitwandigen Bauch Strichmännchen standen, die einander an den Händen hielten. Eine sehr naive Kinderzeichnung, die mir trotzdem die Tränen in die Augen getrieben hatte: Knapper und klarer hatte der unbekannte kleine Künstler wohl kaum sagen könne, was er empfand.
    "Ich musste natürlich Andreas' Uhrensammlung bewundern", fuhr ich fort, "dann sind wir in diesen Schatzkeller gegangen, von dem du mir im Pantheon erzählt hast. Andreas hat mir einen der drei Schlüssel gegeben, die man für diese unglaublich dicke Tür braucht - ich wusste gar nicht, dass es Schlüssel gibt, die größer sind als meine Hand! Der Kellerraum sieht genau so aus, wie du ihn beschrieben hast - niedrig und dunkel, man kann an der Wand noch die Spuren der Hauerarbeiten sehen. Andreas und ich haben beschlossen, dass ich alle zehn Jahre eine Kiste aufmache, wenn ich denn beim Orden bleibe, die erste gestern Abend. Ich habe willkürlich eine ausgesucht, Andreas hat sie mir nach oben getragen und geöffnet. Ich habe aber nicht die Kiste von Ciaran oder von dir erwischt, sondern jemanden namens Nikita." Jacksons Hand verschwand in meinen Haaren. Er atmete flach, ich konnte seine Müdigkeit fast spüren. "Andreas hat mir bestimmt dreimal gesagt, dass ich niemandem erzählen soll, was in welcher Kiste ist, aber du verrätst mich doch nicht, oder?" Jackson schüttelte träge den Kopf, ich küsste ihn auf den Kreuzungspunkt seiner beiden Narbenlinien. "Es waren eine sehr seltsam aussehende Flöte, leider ohne Gebrauchsanweisung, ein wunderschönes Schachspiel mit Figuren aus Jade und Elfenbein und ein keltischer Halsreif aus Silber und mit Bernstein. Wer war Nikita?"
    Jacksons Brust bebte wieder leise vom Lachen. "Falsch, Shara. Nikita IST - er lebt noch und ist gerade irgendwo in Asien unterwegs. Die Kiste dürfte er im 17. Jahrhundert gepackt haben, damals gab es auch noch keine Gebrauchsanweisungen." Jackson drückte mir seine warmen Lippen auf die Stirn. "Nikita wird dir gefallen - er sieht immer noch aus wie sechzehn und kann Magnus mit zwei Fußtritten außer Gefecht setzen."
    "Der Halsreif ist sehr schön", sagte ich und drückte den Kopf meines schönen, aber müden Kreuzritters zurück ins Kissen. "Nicht bewegen, du sollst einschlafen."
    "Ich kann nicht, wenn du mir so nah bist. Und danach?"
    Ich seufzte und legte das Kinn auf seine Brust, damit ich ihn anschauen könnte - vergeblich, es war noch zu dunkel: Wie schon in der Schwertkammer damals in Rom war Jackson nicht mehr als ein schöner Schatten.
    "Dann kam Josie und hat mich wegen deines Geburtstages gequält. Sie hat neulich gesagt 'im Juni', und ich hab gedacht, das wären noch Wochen - aber er ist am Zweiten, in nicht mal fünf Tagen!"
    "Und?"
    "Ich hab noch kein Geschenk für dich. Josie hat schon drei und eine angeblich geniale Idee für ein Viertes, wollte sie mir aber nicht verraten."
    Jackson schwieg, ich legte den Kopf wieder ab und wartete darauf, dass seine Atemzüge regelmäßiger und ruhiger wurden. Es war wunderbar still: Die Burg schlief noch, die langen Korridore waren angesichts der frühen Stunde verlassen. Von draußen drang ein helles, leises Rauschen herein: der Wind in tausenden von Apfelbäumen.
    "Möchtest du mir denn etwas schenken?", fragte Jackson nach ein paar Minuten, und ich schrak aus einem dämmerigen Halbschlaf hoch.
    "Was?"
    "Ob du mir was schenken möchtest."
    "Ja, natürlich."
    "Warum?"
    Ach Jackson ... weil das so üblich ist?, antwortete ich ihm im Geiste, weil es den Schenkenden freut, wenn der Beschenkte sich freut? "Weil ich dir gern eine Freude machen würde. Ich hab dir noch nie was geschenkt."
    "Doch. Du bist hier, und das ist mehr, als ich verdiene."
    Jetzt musste ich lachen, denn das war angesichts meines andauernden Erstaunens darüber, dass Jackson sich tatsächlich für mich interessierte, einfach absurd.
    "Okay, aber damit habe ich immer noch nichts für deinen Geburtstag. Ich kann mir ja schlecht eine Schleife umbinden - oder soll ich aus einer Torte hüpfen?"
    Jackson drehte sich unter mir weg und setzte sich auf, die beginnende Morgendämmerung ließ mich immer noch nicht viel mehr als einen Umriss erkennen - sein Gesicht lag in tiefem Schatten, der Ausdruck darin war nicht erkennbar.
    "Was ist los?", fragte ich ihn, auf seine Stimme

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