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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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Fall noch abwarten würde - und dass Jackson dann mit mir gehen würde, wenn ich denn dem Orden vom heiligen Schwert den Rücken kehrte, war mir nun gewisser als jemals zuvor. Ich war davon ausgegangen, dass Jackson und ich auf das nächstbeste Standesamt gehen würden, doch mein grünäugiger Kreuzritter hatte mich lachend gefragt, ob er mit seiner Geburtsurkunde aus dem Jahre 1879 da nicht eventuell ein paar unangenehme Fragen aufwerfen würde. Eine kirchliche Trauung kam ebenso wenig in Frage: Zum einen würde man auch dort Unterlagen sehen wollen, die er nicht bieten konnte oder die wir aufwändig hätten fälschen müssen, zum anderen lag weder Jackson noch mir an dieser Art Segen. Ciaran oder Andreas könnten doch bei seiner Geburtstagsfeier ein paar Worte sagen, schlug Jackson vor, eine kleine, ganz einfache Zeremonie - ich war zunächst dagegen, ließ mich dann aber doch von dieser Idee überzeugen. Ich hatte das zunächst nicht gewollt, weil es schrecklich peinlich sein würde, etwas derart persönliches vor Menschen zu erleben, die ich gerade mal einen Monat kannte - allerdings galt für meinen Bräutigam dasselbe, und damit war dieser Einwand hinfällig: Wenn ich ihn nach einem Monat heiraten würde, wie sollte mich dann ernsthaft stören können, dass ich die anwesenden Gäste keine Minute länger kannte? Hätte ich die Wahl zwischen den Bewohnern der Burg und meiner Familie als Gästen gehabt, meine Entscheidung wäre ohnehin schnell gefallen, keine Frage. Damit blieb mir kein Argument gegen diese Idee mehr, dafür aber ein äußerst flaues Gefühl im Magen, das Jackson erstaunlicherweise als leichtes Kribbeln unter der Haut spüren und ich daher nicht verbergen konnte. Er redete gar nicht groß auf mich ein, sondern hielt mich nach seinem Antrag im Morgengrauen fest, bis ich mich mit dem fremdartigen Gedanken angefreundet und mein rasendes Herz sich beruhigt hatte. Trotzdem gab es da noch etwas, dass auch Jackson nicht verhindern oder mir mit ein paar glücklich hell-grünen Blicken verschönern konnte: Wenn wir wirklich an seinem Geburtstag heiraten wollten, mussten wir das vorher Andreas und Ciaran sagen. Auch Josie würde Bescheid wissen müssen, weil sie Jacksons Feier organisierte - und eine Hochzeit war dann nun doch etwas anderes als eine Geburtstagsfeier, schon allein mal von der Verzierung der Torte her. Den Dreien Bescheid zu sagen, hatte für mich jedoch was von Beichten oder von um Erlaubnis fragen - und darauf hatte ich schlichtweg aus Prinzip keine Lust.

    Den Tag nach Jacksons nächtlichem Antrag hatten wir in dieser Hinsicht ungenutzt verstreichen lassen. Ich war nach einer langen Runde durch die Obstplantagen und ein paar Bahnen im Schwimmbad am Vormittag mit Maggie nach Bozen gefahren (okay: geflitzt, hatte mich doch nach einer durchaus schwierigen Minute vor dem Schlüsselkasten in der Garage für Jacksons Maserati entschieden) - zum einen, um meine nach dem Gespräch mit Drake proklamierte Freiheit zu demonstrieren, zum anderen, um ganz pragmatisch ein paar Sachen zu erledigen. Shampoo, Sonnencreme, Wimperntusche und Zigaretten hatten auf meinem Einkaufszettel gestanden, auch mussten meine Haare dringend mal wieder geschnitten werden. Maggie war eine angenehme Begleitung, kannte sich in der Stadt sehr gut aus, lotste mich in die richtigen Läden und holte sogar meinen Rat ein, bevor sie sich vom Friseur die Haare bis auf Schulterlänge abschneiden ließ, was ihr ohnehin schon schmaler gewordenes Gesicht viel zarter machte. Wir bummelten durch ein paar Geschäfte und tranken in einem Eiscafé große Milchshakes, sie erzählte mir von ihrem Studium (BWL und VWL), ich ihr von meinem alten Leben als Verfasserin mittelprächtiger, dafür aber farbenfroher Beratungsschmonzetten. Als ich Jacksons kostbares Auto heil wieder in der Garage abgestellt hatte, war ich gleich zu Ciaran, Andreas und Magnus umgestiegen: Ciaran hatte mich zu einem erneuten Test meiner Heilkräfte ins Krankenhaus gefahren - in einem Tempo, bei dem ich locker neben dem Auto hätte herjoggen können. Der Test war erstaunlich gut verlaufen - ich hatte damit gerechnet, nach der längeren Pause noch mal von vorn anfangen zu müssen und mit einem heftigen Schwächeanfall kalkuliert, doch das Gegenteil war der Fall gewesen: Ich hatte die von Magnus vorgelesene Geschichte ohne größere Probleme bis zum Ende mitverfolgen können, danach war ich aufrecht auf meinen eigenen zwei Beinen zur nächsten Toilette gegangen.

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