Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
Vom Netzwerk:
Schritt weiter."
    Ich stellte mein Glas auf den Tisch und griff nach der Flasche, um Andreas und mir selbst nachzuschenken - ich wollte nichts mehr trinken, nur etwas Zeit gewinnen für die Gedanken, die in meinem Kopf herumjagten. Hoffnung hin und Glaube her - sie gingen davon aus, dass ich gehen würde: Sie rechneten sogar damit, dass Jackson mit mir kam, und überlegten, wie sie die Lücke füllen könnten. Woher kam dieser Sinneswandel? Was ich nach dem Treffen mit Drake gesagt hatte, war gar nicht so global gemeint gewesen: Ich fahre in die Stadt, wann ich will, ich gehe spazieren, wann ich will und mit wem ich will - das hatte ich gemeint, gar nicht mehr. Und jetzt hatten sie mich plötzlich verstanden - hatten verstanden, was ich hatte sagen wollen, ohne dass ich es tatsächlich hätte aussprechen müssen? Weggehen? Kurz zurückkommen, um meine Schuld bei Davide und Maggie einzulösen, und dann mit Jackson im Sonnenuntergang verschwinden? Ich hätte fast gegrinst, denn so einfach war es in den ganzen vergangenen Wochen nicht gewesen!
    "Kann ich bitte kurz allein mit Shara reden?", fragte Jackson in meine Denkpause, Andreas und Ciaran nickten.
    Jackson und ich gingen wir auf den Balkon hinaus, er schloss die Tür hinter uns.
    "Ich konnte dich innerlich grinsen sehen", sagte er, während ich ein paar Kissen zur Seite schob und mich auf das Sofa setzte.
    Es war dunkel hier draußen, sein Gesicht wurde von den schwachen Lampen im Wohnzimmer kaum beleuchtet, doch seine Stimme klang angespannt.
    "Und? Das war eben doch eine Einladung, sich zu verabschieden! Sie rechnen damit, dass wir gehen - das ist doch perfekt!"
    Jackson nickte langsam und ließ sich neben mich auf das Sofa fallen.
    "Und Davide? Das machst du so nebenbei?"
    Ich schüttelte den Kopf. "So kannst du das nicht sagen. Ich bleibe gern, bis Davide mit seinen Prüfungen fertig ist und seinen Studienplatz hat, dann können wir sein Ritual machen, und wir beide verabschieden uns anschließend. Wenn du das noch willst", fügte ich fragend hinzu, denn Jackson sah ehrlich gesagt alles andere als glücklich aus.
    Ich war etwas erstaunt: Wir hatten doch besprochen, dass wir zusammen weggehen wollten, dass wir ein gemeinsames (nein: ein zweisames!) Leben wollten, oder hatte ich das alles nur geträumt? Vor nicht mal zwei Tagen, als wir in Jacksons Zimmer geschlafen und Davide uns mit seinen Fragen noch einmal aus unserer kuscheligen Zufriedenheit heraus geklopft hatte?
    "Was ist los? Du willst nicht mehr ... mit mir allein leben?"
    Jackson schlug die Augen nieder - definitiv ein schlechtes Zeichen. "Doch, ich will. Natürlich will ich, am liebsten gleich. Aber es ist noch nie vorgekommen, dass jemand sich vor der Betreuung eines Neuen gedrückt hat. Und ich möchte nicht der erste sein, der kneift."
    Das verstand ich, ich kniff auch nicht gern. "Und wie lange dauert diese Zeit, in der du für Davide da sein müsstest?"
    "Seine Bewährungszeit, also ein halbes Leben."
    Ich ließ mich nach hinten in die Kissen fallen und lachte hart auf, als ich das aus der Kreuzritter-Sprache übersetzt hatte. "Fünfundzwanzig Jahre? Du bist verrückt - dann bin ich fünfzig."
    "Nein, bist du nicht. Du wirst nie älter sein als jetzt. Aber das erste Jahr ist das wichtigste, danach kommt er halbwegs selber klar."
    Ich blickte über die Brüstung hinaus in die dunkle, vom entfernten Rauschen des Wassers untermalte Nacht. "Also ein Jahr?"
    Jackson nickte. "Ja. Aber auch danach müssten sie einen anderen Mentor bestimmen."
    "Und wir müssten in Rom leben? In eurem Haus?"
    Jackson nickte wieder, ich erinnerte mich an die kalte und graue Eingangshalle, das einsame Gästezimmer, die Bibliothek und natürlich das Krankenzimmer. "Nein. Ohne mich."
    "Wenn Davide im Haus wohnt, wäre es am einfachsten, wenn wir dort auch sind."
    Ich zog die Beine an, der Nachtwind war noch etwas frisch. Ich hatte mir bislang nicht genauer ausgemalt, wo ich mit Jackson tatsächlich wohnen würde: Hatte ich mir vorgestellt, dass er mit nach München kommen würde? Seine Sachen in meinen Schrank stopfen und seine Autos neben meinem parken würde? Nein, sagte ich mir, davon war ich nie ausgegangen. Ich wollte sowieso nicht zurück, mir war es eigentlich völlig egal, wo wir lebten, solange wir nur zusammen waren - allein, ohne den ganzen 'Erlöser'-Kram. Ich musterte Jacksons Profil: Seine Lippen waren zusammengepresst, seine Augen immer noch auf den Boden gerichtet, im kalten Mondlicht sah er scharf konturiert

Weitere Kostenlose Bücher