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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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einen Blick auf das vom Mondlicht schwach beleuchtete Hauptgebäude der Burg. Im Erdgeschoss waren zwei, drei Fenster erhellt, ebenso im vierten Stock - dort sah ich kurz eine Gestalt am Fenster und war mir sicher, dass es Gerard gewesen war, dieser kantige Schädel war unverwechselbar. Ich blickte zu Jackson, der auf dem Fahrersitz in aller Seelenruhe den Sicherheitsgurt löste und den Zündschlüssel abzog: Wir hatten nach einer Tankpause die Plätze getauscht, und er hatte meinen mühsam herausgefahrenen Vorsprung bedächtig schrumpfen lassen, bis wir gemeinsam mit den beiden anderen Autos vor der Mautstelle an der Autobahnausfahrt gestanden hatten.
    "Ist Gerard noch hier?", fragte ich ihn, er zuckte mit den Schultern.
    "Wahrscheinlich."
    "Ist Gerard hier?", wandte ich mich an den noch immer mit der Tür in der Hand wartenden Ciaran, der nickte zu mir hinunter, verständnisloser Gesichtsausdruck inklusive.
    Hallo?, dachte ich, plötzlich empört, bin ich die Einzige hier, die sich noch daran erinnern kann, was letzte Nacht los gewesen ist? Scheinbar ja, also musste ich meinen Kreuzrittern ein wenig auf die Sprünge helfen.
    "Dann gehe ich da nicht rein", sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich habe in Rom gesagt, dass ich mit diesem Typen keine Nacht mehr unter einem Dach verbringe, und dabei bleibe ich."
    Andreas trat hinzu, blickte fragend von Ciaran zu mir. "Was ist los?"
    "Ich gehe nicht rein, wenn Gerard da ist", wiederholte ich - lauter und mit leicht überschnappender Stimme.
    Jackson legte mir die Hand auf den Arm, beruhigend und ein wenig gönnerhaft, ich schüttelte ihn unwillig und grob ab. Die Haustür ging auf, Pablo trat heraus und sein Lächeln sagte mir, dass er sich über mehr Gesellschaft durchaus freute. Josie, Shane, Nikita, Michael, Peter und Ffion strömten mit ihrem Gepäck und freundlichen Worten an ihm vorbei in die helle, einladende Halle, Magnus zweigte jedoch kurz vor den Stufen ab und kam zu uns hinüber.
    "Was willst du denn?", fuhr ich ihn an, als er neben mir stand und von sehr weit oben auf mich herunterschaute, er zuckte gelassen mit den Schultern.
    "Keine Ahnung. Dich tragen, weil du nicht laufen kannst? Warum steigst du nicht aus?"
    Großer Gott. "Weil - Gerard - da - drin – ist!", brüllte ich, womit dann auch der Rest des Tales über meine Beweggründe informiert war.
    "Shara, bitte, sei nicht kindisch", sagte Andreas und zog meine Tür ganz auf - die Tür meines Autos, um mir zu sagen, was ich zu tun hätte.
    "Halt die Klappe, wenn du nichts Sinnvolles zu sagen hast", gab ich aggressiv zurück, "schaff mir lieber dieses Arschloch aus dem Haus. Du hast mir versprochen, dass ich ihn nicht mehr sehen muss, aber schon am gleichen Abend pennt er wieder ein paar Türen weiter?"
    Du meine Güte - richtig, echte, gemeine Schimpfworte, das tat mal richtig gut!
    "Shara, ich passe schon auf ...", mischte sich Jackson neben mir ein, ich wirbelte erbost zu ihm herum.
    "Na klar, wie letzte Nacht", erwiderte ich ebenso ätzend wie laut. "Da konnte ich auch selber sehen, wo ich bleibe. Vielen Dank, aber das reicht mir nicht."
    Jackson stieg ohne ein weiteres Wort aus und ging zum Kofferraum, ich starrte schmollend durch die Windschutzscheibe. Durch die sah ich nicht nur Pablo, der mit fragendem Gesicht in der Tür stand, sondern auch erneut den Kopf am Fenster im vierten Stock. Das Fenster stand auf, wahrscheinlich konnte der Mistkerl jedes Wort hören, das wir hier unten sprachen (besser: brüllten, wenn ich denn die Lautstärke meiner letzten Äußerungen als Gradmesser nahm).
    "Shara, komm ..."
    Wieder Magnus, wieder Gönnerhaft-Beruhigendes für die zickige Shara - so brachte das nichts. Ich stieg aus, donnerte die Beifahrertür zu, ging zu Jackson und riss ihm den Autoschlüssel aus der Hand, bevor ich mich damit auf dem Fahrersitz niederließ.
    "Stell meine Tasche gleich wieder rein, bist du so gut? Ich fahre", warf ich Jackson arrogant hin, als er mir nachkam, dann zog ich die Tür zu und startete den Motor.
    Losfahren konnte ich allerdings nicht: Vor der Kühlerhaube stand Ciaran, Magnus knapp daneben. Ich tippte kurz aufs Gas, der Motor brüllte auf, und Magnus stolperte einen überraschten Schritt nach hinten. Ciaran fasste Andreas am Arm und redete schnell auf ihn ein, Magnus zeigte mir durch die Scheibe einen Vogel, Jackson schüttelte frustriert den Kopf. Ich beobachtete den Dialog zwischen den beiden Ordensmeistern, versuchte mich erfolglos im Lippenlesen,

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