Die Ewigen
sondern auch von Svens Unpässlichkeit berichtete: Der arme Kerl hatte gestern was Verdorbenes gegessen und verbrachte seine Zeit im Bett, mit einem Eimer in Reichweite - scheinbar schützte auch eine optimierte Konstitution nicht vor solcherlei Unannehmlichkeiten. Ich dachte mit Ekel an meine ersten und letzten Muscheln, ließ dem Wikinger gute Besserung ausrichten. Andreas kündigte Pablo unsere Ankunft für diese Nacht an, ließ unseren Verdacht gegen Gerard jedoch unerwähnt. Von Svens Magen in meinen tollkühnen Plänen ausgebremst, versuchte ich es noch mit dem Vorschlag, Pablo könne doch Gerard festsetzen und sich dann Drake und Davide an die Fersen heften, wenn sie die Burg verließen, doch auch das wurde als zu gefährlich abgelehnt. An diesem Punkt merkte ich dann endlich auch, dass ich mit dem Wohl und Wehe der anderen viel zu leichtsinnig umging: Wie konnte ich Pablo in Gefahr bringen, um Davide zu retten? Weil ich den Jungen lieber mochte? Nein, das wäre schrecklich falsch. Also gab ich Ruhe und konzentrierte mich auf den dichten Verkehr, während wir erneut die sechshundert Kilometer bis zur Burg in Angriff nahmen: Bis elf Uhr konnten wir die Strecke schaffen, wenn wir ein Gas gaben.
Magnus Auf dem Beifahrersitz vollführte Ciarans rechter Fuß imaginäre Bremsbewegungen, als Shara das Gaspedal durchdrückte und ihre graue Flunder auf der Autobahn mit einem sonoren Dröhnen vor uns davon zischte: Die Prinzessin hatte es verständlicherweise eilig, war doch ihr treuer Knappe in Gefahr. Ich grinste verhalten, als ich Ciaran ins Leere bremsen sah: Ich hatte mir das nie erklären können, aber aus irgendeinem Grund hatte unser Doc zu Autos nie wirklich Vertrauen gefasst. Fuhr er selber, bevorzugte er eine - freundlich ausgedrückt - bedächtige Fahrweise, die so manchen Rentner zur Weißglut getrieben hätte: Hatte er die Wahl, überließ er immer anderen das Steuer, diesmal war wie schon auf der Hinfahrt ich der Glückliche. Es kam uns heute trotz der ganzen Aufregung nicht auf eine Stunde mehr oder weniger an, also tat ich Ciaran den Gefallen und folgte den anderen in einem nicht unbedingt langsamen Tempo, dafür aber ohne waghalsige Überholmanöver und extreme Beschleunigungen, denn auf die reagierte unser Doc besonders empfindlich. Hatte man ihn einmal in Fahrt gebracht, war er erträglich - eine leere, breite Straße und ein bei sechzig, maximal siebzig abgeregeltes Auto mit Tempomat war wohl seine Idealvorstellung von moderner Fortbewegung. Shara und Jack führten unseren Tross aus drei Autos an, und die Prinzessin fuhr wirklich gut: Ich hatte trotz einiger Jahrzehnte mehr Fahrpraxis durchaus Mühe, an ihr dran zu bleiben. Sie schnippelte geschickt über alle Fahrspuren und quetschte sich in dermaßen enge Lücken, dass auch einem mutigeren Autofahrer als Ciaran ein wenig anders geworden wäre - ich bemühte mich um einen undramatischeren Stil und fiel so Kilometer um Kilometer hinter ihr zurück.
Mitternacht hatte Andreas prognostiziert, Mitternacht wurde es auch - zwei Mietwagen mit Ffion, Peter, Nikita und Michael schlossen sich uns am Fuße des Felsens an, als wir die Serpentinen erklommen, kurz darauf hielten wir gemeinsam auf dem kleinen Platz vor dem Haupteingang der Burg. Die Anlage sah aus wie immer, dennoch hatte sich etwas verändert: Wir alle warfen prüfende, aber hoffentlich unauffällige Blicke zum alten Gerätehaus hinüber, doch dessen Fenster starrten in der mondhellen Dunkelheit unverändert stumpf und leer auf den Innenhof. Wie geplant, lieferte Shara nach unserer Ankunft eine hochdramatische Szene ab: Sie weigerte sich in lautstarkem Streit mit Andreas und Ciaran, die Burg zu betreten, bis Andreas den scheinbar verdutzten Gerard aus dem Haus befördert und mit der Anweisung aus der Burg geschickt hatte, sich bis auf weiteres im Gasthof im Ort einzuquartieren. Damit war Drakes Spion erst mal kaltgestellt, und wir konnten den völlig verwirrten Pablo und den ein bisschen grüngesichtigen Sven in unsere kleineren und größeren Geheimnisse einweihen. Sharas Kräfte schienen auch gegen Kotzerei zu helfen, Sven konnte seinen Eimer also nach ein paar Minuten Händchenhalten mit der Prinzessin in die Waschküche zurückbringen und uns bei einem späten Abendessen Gesellschaft leisten, auch wenn die Geschichte über Davide und Gerard, die Andreas ihm und Pablo dabei erzählte, ihm dann den wieder gesundeten Appetit gründlich verdarb.
Shara Ciaran öffnete mir die Autotür, ich warf
Weitere Kostenlose Bücher