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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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schließlich nickte Andreas, und Ciaran machte mit beiden Händen eine besänftigende Geste in meine Richtung.
    Ich zögerte ein paar Sekunden, dann stellte ich den Motor ab und ließ die Scheibe herunter.
    "Wir werden Gerard im Ort unterbringen. Geh bitte so lange in die Küche, in einer Viertelstunde ist er weg."
    Ich nickte - das klang gut, hatte Shara also wieder mal gewonnen.
    Magnus Das zweite Bild von Davide war mit fünf Minuten Verspätung angekommen - und die Tatsache, dass der Junge diesmal vor einem ausgesprochen hässlichen, ekstatisch geblümten Vorhang saß, bestätigte Josies Theorie, das erste Bild sei in der Burg aufgenommen worden: Es war gefährlich, mit seiner Geisel das Versteck zu wechseln, und ganz sicher hatte Drake das nur getan, weil es absolut notwendig gewesen war. Die Waffe hatte er sich diesmal gespart, ebenso die Tageszeitung. Shara hatte das Foto kurz nach Erhalt an uns alle weiter geleitet: Wahrscheinlich hatten in den jeweiligen Autos alle auf diese schauderhaften Vorhänge gestarrt, versucht, irgendwas Gewichtiges daraus abzulesen und dabei Davides noch immer sehr verstörte Miene zu ignorieren.
    Ich konnte das Bild erst genauer studieren, als ich mit Shara und Jack nach der Szene im Hof in der Küche der Burg saß und auf Gerards Auszug wartete - und dort musste ich auch erst mal mit dem draußen unterdrückten Lachanfall fertig werden und Shara zu ihrer schauspielerischen Glanzleistung gratulieren, bevor ich mich dem Schnappschuss angemessen widmen konnte. Shara entschuldige sich tatsächlich bei Jack für ihre rüden Worte, der schüttelte lachend den Kopf und drückte sie für mein empfindsames Gemüt ein wenig zu innig an sich. Das dritte Bild am nächsten Morgen kam pünktlich und zeigte den Kleinen vor den grauenhaften Vorhängen und mit der heutigen Ausgabe der gleichen Zeitung, die Drake ihm auch gestern in die Hand gedrückt hatte. Der Kleine lebte und es schien ihm den Umständen entsprechend gut zu gehen: Er hatte sich zu einem Lächeln durchgerungen, als hoffe er, uns damit Mut zuzusprechen, den er selber sicherlich nicht verspürte.

5. Buch
5.1 Shara Zehn Uhr abends hatte Drake verlangt, und als ich ein paar Minuten vor der verabredeten Zeit an der genannten Adresse aus dem Auto stieg, war mir ziemlich flau im Magen.
    Magnus hatte mich auf die Wange geküsst, Ciaran mir die Hand gedrückt - jetzt war ich allein, zögerte kurz, warf mir dann entschlossen (nicht mutig!) meine Tasche über die Schulter und ging die knapp fünfzig Meter zu dem Haus hinüber. Vertrocknete Blätter vom letzten Herbst bedeckten den Boden der schmalen, von Schlaglöchern durchzogenen Straße und zerbröselten knirschend unter meinen Stiefeln, ein Auto stand auf dem bröckelnden Gehsteig vor der Tür. Die windschiefen Fensterläden des Hauses waren geschlossen, im matten Licht des Mondes sah ich, dass ihre Farbe abblätterte und dass die Hauswand mit ihren dunklen Flecken und zahlreichen Rissen auch nicht gerade dafür sprach, dass dieses Haus in den letzten Jahren bewohnt gewesen war. Müll hatte sich neben der kleinen Treppe zum Eingang gesammelt: Zerdrückte Getränkedosen, ausgewaschenes Zeitungspapier, zerfetzte Plastiktüten, ein toter Spatz und noch mehr verrottendes Laub. Ein Einfamilienhaus mit zwei Stockwerken und einem flachen, schindelgedeckten Dach in einer einsamen Sackgasse weit oben am Berg, mit einem Ausblick auf schroffe Felsen hinten und einem steilen Hang mit verkümmerten Bäumen vorn - hier sagten sich nicht einmal Fuchs und Hase gute Nacht, und ich konnte gut verstehen, dass die Bewohner dieses trostlosen Kastens weggezogen waren. Das Haus war unbeleuchtet, auch zwischen den Fensterläden drang kein Lichtschimmer heraus. Ich lauschte in die Nacht, aber außer dem leisen Rauschen der Bäume und einem entfernten und sich noch weiter entfernenden Auto war nichts zu hören. Ich drehte mich zu dem Wagen um, in dem Ciaran und Magnus saßen und auf Davide warten würden - ich sah eine helle Bewegung hinter der vorderen Scheibe, wahrscheinlich winkte Magnus mir zu.
    Ich hob kurz die Hand, fasste dann meine Tasche fester und stieg die zwei, drei Stufen zum Eingang hoch: Ich sah keine Klingel und klopfte daher einfach ein paar Mal kräftig mit den Knöcheln gegen die hölzerne Tür, der spröde, abplatzende Lack stach in meine Haut. Die Tür wurde mir nach kurzer Zeit geöffnet, und ich blickte wieder einmal in Drakes schwarze Augen: Er sagte nichts, warf nur einen raschen Blick

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