Die Ewigen
Staub, der Zusammenbruch schickte große Wellen zum Strand, die mir bis ans Knie schlugen. Dann sank die Flut auf normale Höhe zurück und meine Füße wurden wieder sanft von den Wellen liebkost.
"Danke", sagte ich, "das musste ich einfach wissen. Es tut mir so leid."
Jackson küsste mich wieder auf die Haare. "Was möchtest du noch ... sehen?"
Ich zögerte, doch er drückte mir auffordernd den Arm.
"Was hast du gedacht, als du mich zum ersten Mal gesehen hast?"
Es dauert diesmal ein wenig länger, bis das Bild klar wurde, doch dann veränderte es sich abrupt: Ich war nicht mehr auf der Insel - es gab gar keine Insel, es gab nur das dunkle Blau des Ozeans. Ich schwebte in kalter Luft über der sich unendlich ausdehnenden, kaum bewegten Wasseroberfläche und blickte hinunter. Ich hatte Angst abstürzen, fühlte mich wegen der großen Höhe nun eher unangenehm schwindelig, und wollte aus Angst vor der aufkeimenden Übelkeit meine Hand schon von Jacksons Haut wegziehen, als ich einen Fleck im Wasser sah, direkt unter mir. Das Wasser brodelte und wurde heller, der Fleck wurde größer, durchbrach die Oberfläche und dehnte sich rasend schnell aus, wurde zu der weißen Insel. Ich sank langsam hinunter, wurde vorsichtig auf ihrer sonnengewärmten und weichen Ebene abgesetzt, und die Wellen bildeten einen Schutzwall um die Insel: Von allen Seiten auf sie zuströmend, auf sie ausgerichtet, von ihr bestimmt.
"Ich muss gleich heulen", flüsterte ich mit belegter Stimme, was Jacksons Stimme fragend und zögernd machte.
"So schlimm?"
"Nein, so schön."
Er bewegte sich unter mir, ich nahm meine Hand von seinem Bauch. Jackson drehte sich unter mir weg, setzte sich auf und drückte mich in die Kissen, so dass er mir von oben ins Gesicht sehen konnte.
"Jetzt bin ich dran", sagte er.
"Wie meinst du das?"
Ich sah ihn lächeln, dann näherte sein Gesicht sich dem meinen und küsste mich vorsichtig auf den Mund. Ich schnappte nach Luft, denn mit der Berührung seiner Lippen war das Wasser plötzlich wieder da: Es schlug mir um die Waden, ich drohte auf dem weichen Sand das Gleichgewicht zu verlieren und in die Wellen zu stürzen.
Jackson löste seine Lippen von meinen und sah mich erwartungsvoll an.
"Das ist gefährlich", sagte ich atemlos, er lächelte nur wissend und fuhr mit den Lippen von meinem Mund über die Wange zum Ohr.
Blitze zuckten über das Wasser, kleine Schaumkronen thronten auf den Wellen. Meine Knie waren in dem brodelnden Wasser verschwunden, und ich grub in Gedanken die Zehen in den Sand, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, um nicht zu fallen. Jacksons Lippen erreichten meinen Hals, und ich schrie erschrocken auf, als die nächste Welle überraschend meinen Bauch traf.
"Soll ich aufhören?", flüsterte Jackson in mein Ohr, ich schüttelte den Kopf und wusste selber nicht, ob ich gerade wirklich oder nur in Gedanken geschrien hatte.
Jackson küsste weiter meinen Hals, fand die empfindliche Stelle, drückte seine Lippen darauf - und ich ging unter. Mir wurden die Füße weggerissen, ich stürzte kopfüber in die aufgewühlten, brodelnden Wellen, verlor jede Orientierung, schnappte nach Luft: Nur das dumpfe Wissen, dass mich Jackson auf seinem Bett in seinen Armen hielt, hinderte mich daran, wirklich um mich zu schlagen, so real war das Gefühl des tosenden Wassers um mich herum.
Jackson löste seine Lippen von meinem Hals und sah mir forschend ins Gesicht. "Wie war das?"
Ich antwortete nicht, weil ich schlicht nicht sprechen konnte, und starrte mit aufgerissenen Augen in sein Gesicht, während er über meine benommene Sprachlosigkeit lächelte.
"Bist du ertrunken?"
Ich schüttelte den Kopf - um wieder klar zu werden, wie auch als Antwort auf Jacksons Frage. "Nein, aber du hast mich ganz schön untergedrückt."
"Gut oder nicht gut?"
Ich legte die Hand auf seine Wange. "Sehr gut", sagte ich und spürte wieder kleine Blitze über die Wasseroberfläche zucken, seine erfreute Reaktion auf meine Worte. "Und dir gefällt das auch, wenn ich richtig sehe."
Er nickte, dann setzte er sich auf und zog sein Hemd aus. Ich atmete erschrocken ein, er sah nur auf mich herunter und wartete. Ich spürte einen kleinen, eisigen Stich der Angst im Magen, doch ich rügte mich selbst für mein feiges Zögern: Nur weil es sich so real anfühlte, war es noch lange nicht echt. Das Wasser war doch nur mein Symbol für Jacksons Gefühle, mein Versuch, Jackson und seine Liebe darzustellen, sie zu verbildlichen - es
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