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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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konnte doch nichts passieren!
    Ich nickte schließlich und zog mich aus, bis ich nur noch BH und Slip trug, dann legte ich mich zögernd wieder hin. Jackson beugte sich über mich, seine Haut schimmerte matt im milden Licht der einsetzenden Morgendämmerung. Er strich mir mit dem Finger über die Lippen und küsste mich langsam wieder in die blaue Welt aus Wasser und Blitzen, fuhr mit dem Finger vom meinem Kinn über den Hals bis zum Bauch, legte eine Hand unter mich und zog mich leicht hoch. Kurz darauf senkten sich seine Nachtsmaragdaugen und sein Körper auf mich hinab - und ich ging unter. Der Ozean brauste und strudelte, als würde er kochen, mein Kopf geriet sofort unter Wasser. Die rettende Oberfläche entfernte sich von mir, ich wurde unaufhaltsam nach unten gezogen, bis ich in einer Mitte zwischen der brodelnden Wasseroberfläche über mir und der nachtschwarzen Tiefe unter mir hing und mit verzweifelten Bewegungen von Armen und Beinen um den Weg zurück nach oben kämpfte. Alles an mir schrie - mein Mund nach Hilfe, meine Lungen nach Luft. Diese Atemnot erinnerte mich an das Pantheon in Rom, an meine Lunge voller klebrigem Blut, und ich geriet in Panik: Ich musste raus aus dem Wasser, musste an die Oberfläche, musste atmen, doch keine meiner Bewegungen brachte mich auch nur einen Zentimeter weiter nach oben. Ich wollte mich drehen, doch das Wasser gestatte mir keinen Blick nach unten in die Tiefe, so sehr ich es auch versuchte: Es zwang mich, nach oben zu schauen, wo die Oberfläche sich jetzt langsam beruhigte. Waren es etwa meine eigenen Bewegungen gewesen, die das Wasser so aufgepeitscht hatten? Ich hielt Arme und Beine still, aus den kochenden Wellen über mir wurde allmählich ein vollkommen glatter Spiegel. Die Strahlen der Sonne traten durch die Wasseroberfläche und berührten meine Haut, wärmten mich, und ließen ein tiefes Gefühl der Geborgenheit auf mir glitzern. Ich hatte nur noch wenig Luft, meine Lunge musste atmen, doch ich wollte noch nicht sterben - dafür war das Wasser zu warm, waren die Sonnenstrahlen zu lebendig. Ich hielt noch eine Minute durch, in der ich mit offenen Augen zum Himmel starrte und einen Frieden genoss, wie ich ihn noch nie zuvor erahnt, geschweige denn gespürt hatte - totale Erfüllung, vollkommenes Glück. Dann zerriss ein plötzlicher und doch so vorhersehbarer Atemzug meine Brust: Mein Instinkt hatte meinen Kopf besiegt, mein Instinkt machte meinem Frieden ein Ende. Ich verabschiedete mich vom Glück, wartete auf das Wasser in meinen Lungen - und es kam blitzschnell. Das Wasser durchflutete meinen ganzen Körper, Arme, Beine, Hände, Füße, Kopf, es füllte jede Zelle - jedoch ohne Schmerz, dafür mit Wärme und Licht, wie ich in gelindem Erstaunen feststellte. Es umhüllte mich ebenso sanft von innen, wie es mich von außen hielt, es füllte mich aus und es richtete mich aus, es brachte mich zum Schweben und es erhielt mich am Leben. Ich öffnete die Augen, genoss wieder den schon verloren geglaubten Anblick der Sonne: Ich war im Wasser und eins mit dem Wasser, ich hatte aufgegeben und war gerettet worden - und wenn ich eine Wahl hätte, würde ich in diesem Zustand die Ewigkeit verbringen wollen.

5.2

Shara

Am Morgen nach meinem ebenso ungewöhnlichen wie wunderbaren Bad in Jacksons Ozean wurde ich krank - plötzlich, aus heiterem Himmel.
    Jackson war schon gegen acht Uhr aufgestanden, weil er mit Davide sprechen wollte, bevor der nach Hause zurückkehrte, und als sein Körper in dem schmalen Bett neben mir fehlte, begann ich unvermittelt zu frieren. Ich wunderte mich ein wenig darüber, schob das aber auf die überwältigende Erfahrung der letzten Nacht: Hatte ich mich vielleicht in der kurzen Zeit so sehr an Jacksons wärmende, liebende und belebende Gefühle gewöhnt, dass ich ohne ihn erbärmlich zitterte? Ich hoffte, dass eine heiße Dusche helfen würde, und ging langsam und unsicher in mein Zimmer. Die Dusche war ziemlich anstrengend - ich hatte in der letzten Zeit schon mehrere viel zu kurze Nächte gehabt, mich aber seit meinem Zusammenbruch nach der Woche mit Testheilungen im Krankenhaus nicht mehr so miserabel gefühlt.
    Als ich mich abtrocknete, war die Kälte weg und das Zittern vorbei - dafür traten mir nun Schweißperlen auf die Stirn und meine Beine versagten zitternd ihren Dienst. Ich schaffte es gerade so ins Ankleidezimmer und kletterte dort in den Sessel, wo ich ein paar verwirrte und erhitzte Minuten verbrachte, dann schleppte ich

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