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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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wir taten nichts - nichts außer warten. Josephs Beerdigung, Drakes Verabredung mit dem Dolch, Gerards Strafe, Giuseppe, der in einem Gästezimmer auf dem Bett lag und mit offenen Augen an die Decke starrte: Sie alle mussten sich gedulden, denn unsere Sonne lag im Bett und verbrannte an ihrer eigenen Hitze.
    Jack und ich saßen auf dem weichen Sofa in Sharas Wohnzimmer und starten auf den flauschigen Teppich. Ciaran ließ Jack alle zwei Stunden für etwa eine Viertelstunde zu ihr, mein Verwandtschaftsgrad mit der Prinzessin war leider zu entfernt, um mir Zutritt zu verschaffen. Jack sah nach den Krankenbesuchen nicht besser aus als vorher, denn Sharas Zustand verschlechterte sich zusehends - als das Thermometer bei einundvierzig Grad angekommen war, spritzte Ciaran ihr ein fiebersenkendes Mittel. Das half nichts und nach einer halben Stunde bei über einundvierzig Grad warf Ciaran sie mit Josies Hilfe in die mit Eiswasser gefüllte Badewanne. Ich hörte Sharas erstickten Schrei aus dem Badezimmer und drückte Jack tröstend den Arm, als er angesichts dieses Klagelautes den Kopf in den Händen vergrub. Zum Glück schien die Schocktherapie zu helfen, denn danach pendelte sie sich bei knapp über vierzig Grad ein: Die Temperatur stieg nicht mehr an, unsere Prinzessin blieb aber gleichsam glühend.
    Am frühen Nachmittag gesellte sich Davide zu uns. Er trat nach einem schnellen Klopfen mit einem fröhlichen Gesicht und einem großen Strauß Feldblumen ein, gedacht als Dankeschön für Shara - und saß kurze Zeit später mit verkrampfen Händen und Jacks Arm um die schmalen Schultern zwischen uns, das Lächeln zu Eis erfroren und die Blumen auf dem Tisch vergessen. Andreas, Maggie, Sven, Nikita, Shane und Peter schauten herein und langsam drückte eine lähmende Stille auf die Burg, als läge Shara im Sterben. Ich bestrafte mich sogleich für diesen Gedanken, indem ich aufstand und hinausging, indem ich mich von ihr entfernte - so was durfte ich nicht denken, so was konnte ich gar nicht denken, denn das war unmöglich. Hatte Shara das nicht auch schon mal gesagt oder in der Chronik geschrieben: Kreuzritter sterben nicht, sie leben ewig - für mich gehörte Shara schon lange zu unserem Club und war damit auch unsterblich, ewig.
    Am späten Nachmittag wollte Ciaran Davide und mich aus dem Wohnzimmer vertreiben, damit Shara Ruhe hätte, doch ich weigerte mich, zu gehen: Ich wollte sie sehen, ich wollte selber testen, ob sie nicht doch auf meine Haut ansprach, ob ich nicht doch was hatte, was ihr helfen konnte.
    "Sie ist bewusstlos", sagte Ciaran leise und legte mir tröstend die Hand auf die Schulter. "Sie würde gar nicht merken, dass du da bist."
    "Dann stört es sie doch auch nicht", erwiderte ich ungewohnt logisch und stand auf.
    Ciaran war fast einen Kopf kleiner als ich und sah mit matten Augen zu mir auf. Neben mir erhob sich auch Davide, ich spürte seine Schulter an meinem Rücken, als suche er bei mir Beistand für seine eigenen Wünsche - die ich ihm indes nicht erfüllen konnte, war ich doch ebenso ein unwichtiger Bittsteller wie er.
    "Ich will sie auch sehen", sagte der Kleine, Ciaran lachte leise.
    "Natürlich."
    Er sah zu Jack, der sitzen geblieben war und mit seinem Ehering spielte - er drehte ihn unaufhörlich hin und her, schon seit Stunden. Ich hatte ihm ein oder zweimal die Hände auseinandergezogen, weil er mich damit nervös machte, weil er mich damit wahnsinnig machte, hatte es jedoch irgendwann aufgegeben: Immerhin hatte er was, an das er sich klammern konnte, so kalt und leblos es auch war.
    "Jack?", fragt Ciaran. "Ist es okay für dich, wenn die beiden kurz rein gehen?"
    Er nickte, ohne aufzusehen, also marschierte ich einfach an Ciaran vorbei.
    "Warte", hörte ich ihn hinter mir sagen, aber ich blieb nicht stehen - und seine Bitte hatte auch nicht mir gegolten, sondern Davide. "Nicht beide auf einmal", fügte Ciaran hinzu. "Lass Magnus zuerst, du kannst später rein."
    Der Kleine maulte, dann hörte ich Jacks leise Stimme und der Protest erstarb.
    Ich öffnete vorsichtig die Tür zum Schlafzimmer ein Stück und zwängte mich hindurch, als dürfte ich Shara nicht wecken - blödsinnig, aber irgendwie ist man drauf getrimmt, oder? Man flüstert in Anwesenheit von Krankheit und Tod, man schleicht in Anwesenheit von Machtlosigkeit und Endgültigkeit. Dabei hätten sich wahrscheinlich alle gefreut, wenn Shara wach geworden wäre und sich über mein ungelenkes Gepolter beschwert hätte, aber ich war

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