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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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trotzdem so leise wie möglich. Der Raum war warm und ziemlich stickig, bemerkte ich, draußen war es warm, die Sonne brannte auf die dunklen Vorhänge.
    Josie kam mit einer flachen Schüssel aus dem Badezimmer, als ich die Tür hinter mir schloss, und warf mir einen fragenden Blick zu.
    "Genehmigter Kribbeltest", sagte ich, sie nickte, stellte die Schüssel mit Wasser auf den Nachttisch, gab ein paar Eiswürfel hinein und ging dann wieder ins Bad.
    Sie schloss die Tür hinter sich und gönnte mir ein paar Minuten allein, ich schickte ihr meinen stummen Dank hinterher und wandte mich zum Bett. Von Shara sah ich erst mal gar nichts, sie war in mehrere Schichten dicker Daunendecken gewickelt. Nur ihr Kopf war frei, auf ihrer Stirn lag ein feucht aussehendes Tuch. Ich nahm es herunter, tauchte es in das Eiswasser, drückte es aus und platzierte es wieder auf ihrem Kopf, dann legte ich meine plötzlich erstaunlich groß aussehende Hand auf ihre Wange und wartete, musterte dabei die blauen Schatten unter ihren Augen, die fahlen Lippen, die rötlichen Flecken auf ihrer ansonsten kalkweißen Haut. Es kam nichts, absolut gar nichts: Nicht das bekannte Kribbeln, kein Prickeln und noch nicht mal ein leichtes Kitzeln, totale Stille. Was auch immer Shara hatte, es war keine Krankheit ihres Körpers und sie würde das hier wohl oder übel mit sich selbst ausmachen müssen, wenn sie das denn wollte.
    Meine Anwesenheit war überflüssig, aber ich ging nicht, setzte mich vorsichtig auf den Rand ihres Bettes und ließ meine Hand, wo sie war - vielleicht konnte eine Berührung ja auch ohne Austausch von Kraft was bewirken oder zumindest was besagen. Werd wieder gesund, komm wieder zurück, lass uns nicht allein: Vielleicht konnte sie meine Besorgnis spüren, auch wenn sie bewusstlos war? Sie fühlte sich heiß an, ein wenig klebrig und fieberklamm auch. Ich nahm den Lappen und wischte ihr das Gesicht ab, befeuchtete ihn dann erneut und legte ihn zurück auf die Stirn. Hinter ihren geschlossenen Lidern zuckte es leicht und ich erwartete fast, dass sie die Augen aufschlagen und mir für meine Hilfe danken würde: Natürlich geschah das nicht, aber trotzdem starrte ich noch ein paar Minuten erwartungsvoll hinunter auf ihr seltsam abwesendes Gesicht.
    Aus dem Badezimmer drang ein Geräusch: Gleich käme Josie wieder zurück. Ich beugte mich zu Shara hinunter, atmete ihren unverändert süßen, jetzt ein bisschen erhitzten Honigduft ein und küsste sie vorsichtig auf die leicht geöffneten Lippen. Mein Herz tat einen ungebührlichen Hüpfer - und einen Zweiten, als ich noch einmal ihren viel zu heißen Mund berührte.
    "Cool bleiben, Prinzessin", flüsterte ich ihr ins Ohr, dann stand ich schweren Herzens auf und ging hinaus.
    Shara Der alte Schwarz-Weiß-Film meiner Alpträume bekam nach einigen Stunden plötzlich Farbe - ein schauderhaftes Blutrot.
    Das Rot bedeckte Wände und Böden eines mir unbekannten Hauses und meine zögernden Schritte hinterließen weiße Flecken in seiner schmierig-schmatzenden Oberfläche. Meine Hände färbten sich Rot, als ich eine feucht schimmernde Tür aufdrückte, von meinen Schuhen und Hosenbeinen zog sich das Blut langsam nach oben, bis es meinen ganzen Körper bedeckte. Ich schmeckte es metallisch auf der Zunge, roch es widerlich kupferig unter meiner Nase, spürte es brennend in meinen Augen und hörte es in meinen Ohren rauschen. Es machte mich eins mit dem Haus, mit seinen Wänden und Böden - und ich wusste, dass ich so schnell wie möglich raus musste, wenn ich nicht hier drin zerfließen, in der roten Masse aufgehen wollte. Ich ging von Raum zu Raum, durchquerte endlose Korridore und öffnete immer gleiche Türen - doch niemals sah ich Fußspuren, die ich selbst hinterlassen hatte, niemals kam ich an eine Stelle, an der ich schon gewesen war. Keiner der Räume hatte Fenster, keiner der Räume hatte auch nur ein Möbelstück. Es waren unendliche, leere Zimmerfluchten und ich ging zunehmend schneller, lief, bis ich fast rannte. Meine panischen Füße fanden irgendwann keinen Halt mehr auf dem feuchten Boden, ich rutschte aus, fiel auf die Knie und glitschte mit den Händen durch das Blut, schob es vor mir her, bis es kleine Wellen schlug und hell schäumte. Als ich mich wieder aufgerichtet hatte, hörte ich ein Geräusch: Ein Tropfen, leise, aber nah. Kurz darauf spürte ich etwas auf meinem Kopf, doch eine wischende Bewegung über meine blutbedeckten Haare förderte nichts zutage - außer Blut und

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