Die Ewigen
Boden verschwand das Blut von meinem Körper, als wäre es nie da gewesen, ich sah erstaunt an mir herunter, dann zu der Gruppe hinüber. Einer der jungen Männer lächelte und zeigte mit einem langen, kräftigen Arm auf eine hohe Flügeltür mir gegenüber: Ein Ausgang. Die Achten kringelten sich nun in glänzendem Silber über den Fußboden bis zu dieser Tür, ich folgte ihnen langsam, behielt dabei die Menschen im Blick. Ihre Gesichter waren freundlich, wenn auch ein wenig traurig - als sähen sie nur ungern, dass ich ging. Ich zögerte, als die Klinke des Ausgangs in meiner Hand lag, und es war erneut eine auffordernde Geste des jungen Mannes, die mich sie hinunterdrücken und ein Stückchen öffnen ließ: Als habe er damit seine Aufgabe erfüllt, strich er sich mit einer schwungvollen Bewegung die langen, perlenbesetzten Zöpfe zurück, warf mir zum Abschied eine Kusshand zu, löste sich von der Gruppe und lief durch die Tür hinaus, durch die ich gerade gekommen war. Ich wollte zurück, wollte ihn aus diesem grausigen Keller voller Blut wieder hoch holen, doch die Achten bildeten einen Kreis um mich und bedeuteten mir in ihrem unendlichem Reigen, ich solle oben bleiben - oder besser noch durch die weiße Tür hinausgehen, jetzt sofort. Die Gruppe Menschen winkte mir zum Abschied, die Tür öffnete sich mit einem leichten Quietschen und ich trat hinaus - nicht erneut in ein helles, gleißendes Licht, sondern in eine dämmerige, stickige Abendluft.
Magnus "Sie war wach", sagte Ciaran gegen acht Uhr abends, als er nach einer längeren Zeit als sonst aus Sharas Zimmer kam.
Ich lächelte ob dieser guten Nachricht, aber nur so lange, bis Jack ihm ein paar Minuten später folgte und sein entsetzter Gesichtsausdruck mir sagte, dass doch nicht alles eitel Sonnenschein war. Er hockte sich wieder neben mich auf das Sofa, Ciaran ging nach unten - wahrscheinlich, um Andreas die frohe Nachricht kundzutun, auch Davide starrte in der Bibliothek sicherlich eher an die Wand als auf das Biologiebuch, aus dem er lernen sollte, und wäre für gute Neuigkeiten mehr als dankbar.
"Sie halluziniert", sagte Jack leise zu mir, als Ciaran draußen war. "Von den Kindern aus dem Krankenhaus, von der alten Frau, von Joseph und Shane. Sie sieht überall Tod und sie hat mich gebeten, ich solle Joseph aus einem Keller voller Blut holen." Er sah auf die Tür, die Ciaran gerade hinter sich geschlossen hatte. "Er hat Recht: Sie hat einen Schock. Nicht nur von gestern - von den ganzen verflixten letzten Wochen. Vom Pantheon, von den Krankenhäusern, von Joseph und Shane."
Er blickte auf seinen Ehering hinunter, dann zu mir. "Sie muss hier weg, Magnus, wir bringen sie sonst um. Nicht absichtlich, nicht bösartig - aber wir verlangen Dinge von ihr, die ihr viel schwerer zu schaffen machen, als sie es zugegeben hat."
Ich öffnete den Mund, doch was Sinnvolles kam mir nicht in den Kopf. Jackson drehte seinen Ring wieder im Kreis und ich schwieg: Erneut lag das Thema von Sharas Abschied auf dem Tisch - und ich fragte mich zum ersten Mal, ob ich nicht ein selbstsüchtiges Arschloch war, wenn ich mich so sehr dagegen sträubte, dass die Prinzessin uns verließ, dass die Prinzessin mich verließ.
Shara
"Joseph!", sagte ich - erstaunt, ich in den dämmerigen Umrissen des neuen Raumes mein eigenes Schlafzimmer in der Burg zu erkennen.
"Shara?"
Das war nicht Joseph, das war Jackson. Ich drehte den Kopf in Richtung der Stimme und kurz darauf spürte ich, wie sich meine Matratze unter dem Gewicht eines zweiten Körpers senkte. Eine Hand berührte meine Stirn und meine Wange - sie fühlte sich ein bisschen kühl an, aber nicht mehr so eisig wie noch vor ein paar Stunden. Die Hand war weit und tief, der klarblaue Ozean in ihr erinnerte mich an die bislang glücklichste Nacht meines Lebens.
"Shara."
Ich drehte mich noch etwas weiter zu der Stimme hin, meine Augen konnten die Gestalt vor mir nicht richtig erfassen, stellten sich nicht richtig scharf. Ich sah dunkle Locken, erstaunlich grüne Augen und einen Mund, nach dem ich mich plötzlich sehr sehnte, ganz tief auf meinem Herzen heraus, doch dann musste ich die Augen wieder schließen, da sie von der ungewohnten Anstrengung brannten.
"Jackson", flüsterte ich sehnsüchtig und mit trockenem Mund, kurz darauf fühlte ich die Berührung des Plastikbechers an meinen Lippen.
"Trink etwas", sagte die geliebte Stimme, ich ließ mir bereitwillig ein wenig Wasser in den Mund träufeln.
Auf das erfrischende
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