Die Ewigen
Nass folgte dann erneut das Fieberthermometer und eine weitere Hand griff unter der Decke nach meinem Puls: Ich erkannte den kalten, klaren Gebirgsbach Ciarans und wunderte mich ein wenig über seine Kraftlosigkeit. Als wäre es ein trockener Sommer gewesen, dachte ich, als sei sein Wasserstand zu niedrig - zu viele Steine und zu wenig Wasser, um lebhaft zu sprudeln.
"Der Puls ist etwas regelmäßiger und langsamer", sagte Ciaran, "die Temperatur ist runter auf neununddreißig Komma eins."
"Hast du gehört, Shara?", fragte die andere Stimme und ich erinnerte mich plötzlich an den fernen Tag, an dem ich sie zum ersten Mal gehört hatte.
Auch damals war sie auch aus der Dunkelheit an mein Ohr gedrungen, auch damals hatte ich im schwachen Licht nicht die Gestalt erkennen können, die zu dieser schönen Stimme gehörte. Ich erinnerte mich: Als Erstes hatte ich Jackson getroffen - er war jetzt mein Mann. Dann Magnus - er war jetzt mein Freund. Dann Joseph - er war jetzt tot und auf dem Weg hinunter in einen Keller mit Wänden, Böden und Decken aus Blut.
"Joseph ist in einem Haus aus Blut", flüsterte ich, Jacksons Hand auf meiner Wange erstarrte.
"Shara ..."
"Doch", beharrte ich und meine Stimme klang kratzig, als hätte ich sie zu lange nicht benutzt. "Ich war auch da, aber er hat mir einen Ausgang gezeigt, dann ist er selber dort hinuntergelaufen. Er hat dabei gelacht."
Ich hörte, dass Ciaran etwas flüsterte, konnte seine Worte aber nicht verstehen.
"Shara, du hast nur einen Alptraum gehabt", sagte Jackson besänftigend, dann küsste er mich auf die Stirn, ein Blitz zuckte durch meinen Kopf und ließ die glatte Oberfläche seines Ozeans hübsch funkeln.
"Aber es war Joseph", wiederholte ich. "Und die Kinder aus dem Krankenhaus waren auch da, Shane und diese alte Frau. Sie waren oben, wo kein Blut war."
Ich spürte Jacksons Wange an meiner, er drückte mich an sich und ich fragte mich benommen, warum ich plötzlich nasse Füße hatte und es im Zimmer nach frischem Gebäck roch.
"Ist es gut, dass er gelacht hat?", fragte Jackson leise in mein Ohr, ich nickte zögernd.
"Ja, er war glücklich. Aber er muss trotzdem aus diesem Keller raus, denn ich kann nicht ... ich kann nicht dort sein, wo es hell und sauber ist, wenn er dort unten ist, gefangen in all dem Blut. Kannst du ihn aus dem Keller holen? Bitte? Ich durfte nicht, die Achten haben es mir verboten."
Jackson schwieg und ich hatte Angst, dass er Nein sagen würde, denn dann wäre Joseph verloren, auf immer und ewig. Doch Jackson nickte schließlich und küsste mich wieder, diesmal auf die Schläfe.
"Wenn du heute Nacht schläfst und es dir morgen gut geht, holen wir ihn aus dem Keller. Wir alle zusammen, dann finden wir ihn garantiert. Joseph hat einen besonderen Platz verdient: auf dem Rasen vor der Burg, unter der großen Eiche. Dort kann er schlafen, dort hat er Frieden. Findest du, dass das der richtige Platz für ihn ist?"
Ich brauchte ein paar weitere Blitze von Jacksons Lippen auf meiner Haut, bis ich mich an die große, alte Eiche auf dem weiten Rasen vor der Burg erinnerte. Ihre knorrigen, dicken Äste spannten sich weit und spendeten einen dichten Schatten, sie war scheinbar immer von Vögeln bevölkert und kleine, dunkelbraune Eichhörnchen flitzten geschäftig an ihr hinauf und hinunter.
"Ja, das ist gut", antwortete ich, Jackson atmete erleichtert ein. "Morgen?"
Er küsste mich auf den Hals, was mich ein bisschen schwindelig machte und mir Wellen warmen Wassers um die Knie wirbeln ließen. "Ja, morgen. Jetzt musst du schlafen. Kannst du das?"
Ich nickte, auch wenn mir Joseph unendlich dafür leidtat, dass er eine ganze Nacht in diesem Keller verbringen musste.
"Ich liebe dich", sagte Jackson leise und ein wenig traurig, ich lächelte mit geschlossenen Augen und spürte leicht enttäuscht, wie mit seiner Berührung auch das warme Wasser an meinen Beinen verschwand.
Magnus
Davide kam gegen zehn Uhr wieder hoch in Sharas Wohnung. Weil Ciaran nicht da war, fragte er Jack, ob er unsere Prinzessin nun besuchen dürfe, er müsse ja dann gleich nach Hause fahren? Jack nickte und der Kleine nahm seine schon leicht schlapp aussehenden Blumen vom Tisch, suchte in der Küche nach einer Vase, stellte den Strauß schließlich in einen Sektkühler und verschwand damit in ihrem Schlafzimmer. Kurz darauf kam Josie heraus und holte sich ein Glas Saft aus dem Kühlschrank, dann setzte sie sich zu uns auf das Sofa.
"Sie schläft", sagte sie und
Weitere Kostenlose Bücher