Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
Vom Netzwerk:
sich schützen wollten. Ffion fragte mich (zum Glück ohne Vorwurf in der Stimme!) ob ich sie nicht schon so kennen würde, hatte ich doch heute Morgen schon ihre Hand gehalten - ja, aber schlafend, lautete die richtige Antwort darauf, und in diesem Zustand bekam ich wohl rein gar nichts mit. Nikita zog daraufhin eine Augenbraue über schmalen Augen nach oben, ich senkte entschuldigend den Blick: Ja, sein Gewässer hatte ich kurz gesehen, als er seinen Kribbeltest gemacht hatte - ein breit gefächertes Delta, in dem sich das bräunliche Wasser der Flüsse mit dem klarblauen eines Meeres mischte. Ich hatte schlicht vergessen, ihn zu warnen, hatte vergessen, dass er keiner der Testkandidaten gewesen war, mit denen Ciaran mich in der Nacht nach Drake konfrontiert hatte - doch Nikita zuckte dann nur mit den Schultern und hob damit eine Tonne Schuld von den meinen, ich dankte ihm mit einem erleichterten Nicken. Peter fragte mich, ob ich ihn überhaupt berühren wolle und auch Ffion wollte wissen, ob ich mich denn trauen würde, in wachem Zustand in die Abgründe ihrer Seele zu schauen, was ich ebenso überraschend wie nett fand - Magnus Sicht der Welt scheint doch nicht so schräg zu sein, dachte ich, als ich wie eine Wahrsagerin beider Hände inklusive erwartungsvollem Gesichtsausdruck gereicht bekam. Wie viele verschiedene Gewässer es doch gab: Maggies klarer, einsamer und unglaublich tiefer Bergsee nahm sich neben Ffions exotischer, türkisblauer Lagune bodenständig und geheimnisvoll aus, Peter dagegen entpuppte sich als ein begrenztes Stück Ozean mit einem riesigen, kunterbunten Korallenriff. Ich bot bereitwillig an, demnächst stets Handschuhe zu tragen, wenn ich mein Zimmer verließ, doch davon wollte selbst von den Verweigerern niemand etwas wissen: 'Berühren auf eigene Gefahr', hieß von nun an das Motto im Umgang mit mir, der amtierenden Hexe der Burg. Mit Ausnahme von Jackson und Magnus stimmten alle in den Chor ein, der mir versprach, mich nicht mit unangekündigten Berührungen zu erschrecken - Jackson drückte mir nur die Hand, Magnus zwinkerte mir frech zu, was ich mit einem pseudo-entrüsteten Kopfschütteln beantwortete. Meine sich anschließende Schilderung von Drakes und Gerards Gefühlen mir gegenüber wurde mit Schweigen aufgenommen, doch ein paar Reaktionen schnappte ich trotz schamhaft gesenkter Augen auf: Maggie verzog angeekelt das Gesicht und drückte mir tröstend den Arm, Magnus ballte die großen Hände zu Fäusten und Josie erschauderte mehrfach, als habe sie etwas wahrhaft Bösem ins Auge geschaut.
    "Das ist also der Preis", sagte Andreas leise, als alle schwiegen, seine Worte hingen bedeutungsschwanger im Raum und ließen ein paar Leute die Stirn runzeln.
    Ich wusste indes, was er meinte: Wer geheilt werden wollte, musste mir seine Seele offenbaren. Wenn es so war, war das ein hoher Preis - mir erschien er teuflisch, wie ein mephistophelischer Pakt.
    "Nein", hörte ich Ciaran bestimmt sagen und sah auf. "Nein, Andreas, das ist nicht der Preis. Das ist das Mittel, um die Würdigen von den Unwürdigen zu unterscheiden. Nicht Worte und Bitten, Geld oder Macht sollen die Bedingung für Sharas Hilfe sein, sondern eine reine Seele."
    Andreas nickte zögernd, dann sah er nachdenklich zu mir herüber.
    "Wen aus unserer Gruppe hast du noch nicht berührt, seit dem du so ... in Menschen hinein sehen kannst?"
    "Davide", antwortete ich, "den hatte ich nur ganz kurz in Drakes Haus und da hab ich mehr nach Anzeichen von Schock oder Schmerzen gesucht. Ansonsten ... Lucia, Sven, Michael und Pablo."
    Andreas nickte den Vieren zu, die eben Abstand zu mir gehalten hatten: Er musste nicht sagen, was er von ihnen wollte und kurz darauf reichten sie mir bereitwillig, wenn auch nicht freiwillig ihre Hände. Ich erfuhr neue Varianten von Wasser, fand aber nichts Schlechtes in ihnen - Lucia piekte ein wenig die Eifersucht, scheinbar hatte sie Jackson recht gern gehabt und sich Hoffnungen gemacht, aber sonst waren sie alle gute Menschen und treue Freunde, daran gab es keinen Zweifel. Ich nickte Andreas nur zu, als ich die letzte Hand los ließ: Meine neueste Fähigkeit musste nicht nur vertraulich behandelt werden, sondern legte auch mir Vertraulichkeit auf: Niemals durfte ich laut aussprechen, was ich in den anderen las. Beichtgeheimnis, dachte ich, das fällt alles unter das Beichtgeheimnis - und was würde ein Priester wohl um diese Gabe geben, Gut und Böse wahrlich unterscheiden zu können! Dass ich Shane

Weitere Kostenlose Bücher