Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
Vom Netzwerk:
eigenen Tod schon fest einkalkuliert hatte? Fast hätte ich Mitleid mit Giuseppe gehabt, aber eben nur fast - er hatte Drake zu eifrig zugearbeitet, war ein zu williges Instrument gewesen, um mich wirklich milde stimmen zu können.
    Giuseppe hatte sich auf dem Bett aufgesetzt, als wir eingetreten waren, mit hängenden Schultern und trübem Blick, als Antwort auf Andreas' Frage hatte er genickt.
    "Ja."
    "Und du hast Drakes Stimme erkannt? Du hast verstanden, was er gesagt hat?"
    "Ja."
    Angesichts seiner unübersehbaren Niedergeschlagenheit war Andreas' Frage eigentlich überflüssig gewesen: Jeder konnte sehen, dass für diesen Menschen vor kurzem eine ganze Welt zusammengebrochen war - und wir hatten ganz kräftig mit an deren Stützpfeilern gerüttelt.
    "Du hast Glück gehabt", hatte Andreas gesagt. "Hättest du Drake gefunden, hätte er dich getötet."
    Giuseppe hatte auf seine schmalen Hände mit angeknabberten Fingernägeln gestarrt. "Wo ist er jetzt?"
    "Warum?"
    "Nur so. Ich würde ihm nur gern ... sagen, was ich von ihm halte."
    Ach Gott, wie bescheiden, hatte ich gedacht - wenn mir jemand so was angetan hätte, würde ich ganz sicher was anders von ihm wollen, als ihm mit Worten mein Missfallen auszudrücken!
"Tu dir das nicht an", hatte Andreas Giuseppe väterlich geraten und ich hatte mich ein wenig über den sanften Ton gewundert, den er diesem Helfershelfer eines Mörders angedeihen ließ. "Es würde ihn nicht interessieren, seine Gleichgültigkeit würde dich nur noch mehr verletzten. Aber ich kann dir anbieten, dass du dabei bist, wenn wir seine Narbe zerstören. Du wirst nichts sagen und nichts tun, du wirst dich im Hintergrund halten - aber du kannst dabei sein."
    Giuseppe hatte hochgesehen und schließlich langsam genickt. "Das will ich."
    "Gut. Wir machen das morgen, heute werden wir einen unserer Brüder begraben und da ist für nichts anderes Platz. Du kannst so lange hier bleiben oder Magnus fährt dich runter ins Dorf, in einen Gasthof. Wenn du hier bleibst, dann in diesem Zimmer. Wir geben dir ein Telefon, und wenn du etwas brauchst, kannst du uns rufen."
    Giuseppe wollte bleiben und hatte Andreas gefragt, ob er vielleicht mit Shara reden dürfe.
    "Nicht heute", hatte Andreas nach kurzem Nachdenken gesagt. "Aber ich werde sie fragen. Was willst du ihr sagen?"
    "Ich möchte sie um Verzeihung bitten."
    Ich hatte unwillig geschnaubt, natürlich gab es dafür einen strafenden Blick von Andreas. Giuseppe dagegen hatte zu meinem rudimentären Einwand genickt.
    "Ja, es ist lächerlich, aber ich muss es trotzdem tun. Sie hätte gestern nicht auf mich zu sprechen kommen müssen, dass sie das getan hat, war sehr ... edel. Ich möchte mich nur bedanken."
    Ich hatte die Reue in seinen Augen gesehen und ihm zugenickt, ganz ohne Spott: Man sollte niemanden davon abbringen, der Prinzessin zu huldigen, hatte ich gedacht - und ob seine Reue echt war, würde eine kurze Berührung von Shara ebenso unbarmherzig wie unzweifelhaft enthüllen.
    Shara Ich war noch nicht für die Beerdigung umgezogen, als Davide um kurz nach vier bei mir anklopfte. Jackson ließ uns allein, um Ciaran bei den Vorbereitungen zu helfen: Ich gab ihm meinen Mp3-Player mit, auf den ich all die Lieder gespielt hatte, die ich mir mit Joseph an einem scheinbar Jahre entfernten Nachmittag hier in meinem Wohnzimmer angehört hatte. Ich hatte Joseph nicht lange genug gekannt, um etwas anderes, etwas Persönlicheres oder Bedeutenderes für ihn zu haben, also hatte ich mich einfach für etwas entschieden, von dem ich wusste, dass es ihm gefallen hätte.
    "Ich bin um Viertel nach fünf wieder da", flüsterte Jackson mir ins Ohr, als er meine Wange mit seinen Lippen streifte, ich drückte ihm die Hand.
    Die Gesprächseröffnung mit Davide kurz darauf erinnerte mich ein wenig an Jackson gestern morgen und Maggie heute Mittag: Er wollte mich umarmen, erfreut über meine Genesung, doch ich wies ihn zurück. Er nahm irritiert neben mir auf dem Sofa Platz, als ich ihn darum bat und ich sah ein paar Sekunden lang in seine karamellbraunen und fragenden Augen, bis ich die richtigen Worte gefunden hatte.
    "Davide, ich muss dir etwas sagen. Es hat mit mir zu tun - aber mach dir keine Sorgen, es ist nichts ... wirklich Schlimmes."
    Das 'wirklich' war mir ungewollt rausgerutscht, wodurch mein Satz dann doch dramatischer als beabsichtigt klang und Davides Augen um einiges größer wurden. Kurz und knapp, nahm ich mir vor, den Jungen nicht unnötig zappeln

Weitere Kostenlose Bücher