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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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zögernden Sekunde, schob die Hände noch tiefer in die Hosentaschen. Sein Gesichtsausdruck war trotzig, was ihn nun tatsächlich wie den uneinsichtigen Klassenrabauken erscheinen ließ.
    "Gut. Die Art von Liebe, die du für mich empfindest, ist eher wie die von Magnus als wie die von Jackson, auch wenn sie dir gerade ganz anders erscheint. Ich kann dir auch sagen, wie ich darauf komme: Du stellst mich innerlich neben Jackson. Nein, mehr noch: Jackson und ich sind für dich eins, unzertrennlich - du kannst uns beide nicht allein denken. Schon eben, als du mir gezeigt hast, wie du dich fühlst, war immer ein schwarzer Schatten direkt neben mir - das war Jackson. Und ich konnte auch keine Eifersucht oder Neid in dir entdecken: Du akzeptierst, dass ich zu Jackson gehöre und du weißt, dass wir beide, also du und ich nicht ... so zusammen sein können wie Jackson und ich zusammen sind. Was du für mich empfindest, ist nur oberflächlich, das wird bald vorbei sein. Und ich würde mich sehr freuen, wenn nach dieser ... Verliebtheit eine andere Liebe bleiben würde, die uns zu Freunden macht."
    Davide hatte den Mund geöffnet und dann sprachlos wieder geschlossen. Ich hatte ihn schweigend angesehen und gewusst, dass das Angebot in meinem letzten Satz ihm wie ein leerer Hohn erscheinen musste. Andererseits: Er hatte Klarheit gewollt, die hatte er bekommen.
    "Denk darüber nach", hatte ich ihm gesagt, kurz bevor ich Jacksons Schritte im Gang hörte. "Du empfindest für mich und Jackson das gleiche, denn für dich sind wir eins. Und wenn das so ist, dann ist deine Liebe zu mir nicht so, wie du dir selbst das einredest."

    Ich drückte meine Zigarette in dem Glas aus, das ich für solche Nikotin-Notfälle unter dem Sofa versteckt hatte, und wischte mir einen Aschekrümel vom Rock. Davide zupfte an seiner Krawatte herum und ich widerstand der Versuchung, sie ihm gerade zu rücken, auch wenn sie es im Gegensatz zu Jacksons nötig gehabt hätte - solche mütterlichen Gesten waren bei seiner jetzigen Stimmung eher nicht gefragt.
    "Gehen wir?", fragte ich ihn, er stand immerhin zögerlich auf, folgte mir jedoch nicht hinein.
    Der Wind auf dem Balkon zerzauste ihm die Haare und er sah wieder mal sehr, sehr jung aus. Gut, dachte ich - es ist Zeit, und wenn er nicht mit mir gehen will, dann muss er eben allein nachkommen.
    "Wir treffen uns in der Halle, folg einfach der Gruppe."
    Ich ging durch das Wohnzimmer und den Korridor zur Treppe hinüber, langsamer als gewöhnlich und lauschend. Tatsächlich: Nach einem Stockwerk hörte ich Davides schnelle, leichte Schritte hinter mir, verlangsamte das Tempo noch mehr und er schloss auf.
    "Ich möchte nicht alleine gehen", sagte er leise, als er etwas atemlos vor mir stand. "Und ich wäre wirklich gern dein Freund, wenn ich darf."
    Ich lächelte, griff jetzt doch korrigierend zu seiner Krawatte und küsste ihn auf die Wange. Er zögerte, dann hauchte er mir ein nur wenig festeres Küsschen auf den Mundwinkel und bot mir sehr erwachsen seinen Arm: Ich hakte mich bei ihm ein, gemeinsam und besänftigt stiegen wir die restlichen Treppen zur Eingangshalle hinunter.
    Shara Als ich um zwanzig vor Sechs in die Kapelle kam, waren die anderen schon da. Jos Sarg stand auf dem großen, grauen Steinquader, der den Altar bildete, ein schwarzes Samttuch mit einem goldenen Schwingenkreuz war darüber gebreitet und fiel in dicken, schimmernden Falten hinunter auf den Boden. In zwei großen Kandelabern brannten Kerzen, ihr mildes Licht ließ das Kreuz auf dem Tuch leuchten und hüllte meine wartenden Freunde mit ihren schwarzen Anzügen in tiefe Schatten. In der Kapelle herrschte absolute Stille, die dicken Wände hielten alles draußen, was Andacht und Trauer gestört hätte.
    Ich gesellte mich zu Jack und Shane, während Andreas und Ciaran sich leise besprachen, dann nickte Andreas und verließ ohne ein weiteres Wort oder einen Blick zu uns die Kapelle. Ich vermied eine zu intensive Musterung des Sargs und betrachtete stattdessen die blassen Gesichter meiner Freunde: Jacks war absolut ausdruckslos. Er hielt den Blick gesenkt, drehte wieder an seinem Ehering herum und zum zweiten Mal beneidete ich ihn darum, dass er ihn hatte - dass er jemanden hatte, dass er Shara hatte. Shane neben ihm blickte auf den Sarg und blinzelte häufig, als müsse er Tränen zurückdrängen, Peter und Shane starrten auf die kahlen Wände der Kapelle, Pablo hockte kraftlos in einer der Bänke und stützte sich schwer auf die Lehne,

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