Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
Vom Netzwerk:
hat so mit elf, Zzölf angefangen, sich da durch die Regale zu arbeiten."
    Er schob Andreas und Ciaran zwei der Blätter herüber, die neben seinem Laptop lagen.
    "Fotos vom Bücherregal der Eltern und dem in ihrer Wohnung in München, die Titel kann man lesen. Für eine Liste hatten wir keine Zeit. Viele Romane - die Klassiker der Weltliteratur, Historisches, moderne Krimis, Thriller. Dann Bücher aus der Studienzeit, ein paar Biographien von Künstlern, ein paar Bildbände und viele Reiseführer. DVDs und CDs stehen im gleichen Regal: An Filmen normale Hollywood-Kost, eher Action als typisches Frauen-Zeug, die Musik ist von Hiphop bis Klassik ziemlich weit gefächert. Okay, weiter mit der Familie."
    Shane tauschte seinen Seitenblick mit Josie, bevor er fortfuhr und mit einer schnellen Handbewegung ein neues Foto auf den Bildschirm zog.
    "Wir finden das beide etwas komisch, aber wir erzählen einfach mal, wie es ist", sagte er. "Der Sohn" - er nickte zum Bildschirm - "scheint das ein und alles der Eltern zu sein. Von ihm und seiner Familie gibt es jede Menge Fotos im Wohnzimmer, auch sein Zimmer ist unverändert noch vorhanden. Er ist heute verheiratet, wohnt ein paar Straßen vom Elternhaus entfernt, hat einen Sohn und vor kurzem den Job verloren - er hat einen ziemlich miesen Hauptschulabschluss gemacht und auf dem Bau gearbeitet. Er hat vor ein paar Monaten einen Bankkredit für eine Eigentumswohnung angefragt, der ist abgelehnt worden. Hat ein paar unbezahlte Rechnungen in der Schublade und die Raten fürs Auto seit drei Monaten nicht bezahlt."
    Klein war er, Sharas Bruder - Svens Foto zeigte ihn mit der Mutter beim Einkaufen in einem Gartencenter, wahrscheinlich gönnte man sich ein paar Plastik-Frösche, damit die Terrakotta-Igel nicht so einsam waren. Beim Bruder hatte ich keine Probleme, eine Verwandtschaftsbeziehung festzustellen: Die gleiche Haarfarbe, der gleiche mürrische Gesichtsausdruck, die gleiche Größe wie die Frau Mama - und in ein paar Jahren zweifelsohne auch den gleichen Körperumfang, beulte sich sein kariertes Hemd doch jetzt schon deutlich über der Jeans.
    "Hat Shara Kontakt zu ihrem Bruder?", fragte Ciaran, Shane schüttelte den Kopf.
    "Nein, zur ganzen Familie so gut wie gar nicht. Vielleicht noch ganz kurz eine Kleinigkeit: Ihr Kinderzimmer im Elternhaus ist jetzt ein Gästezimmer, wir haben es nur an einem alten Namensschild identifizieren können, das noch an der Tür klebt. Von ihr steht lediglich ein einziges Foto im Wohnzimmer, das Einschulungsfoto aus der Grundschule, das zeige ich gleich noch. Die Eltern haben keines ihrer Bücher - oder Sven hat sie nicht gefunden. Shara ruft etwa einmal im Monat zuhause an, die Gespräche dauern selten länger als fünf Minuten. Zwischen Bruder und Schwester konnten wir gar keinen Kontakt ausmachen, es sei denn, er schreibt ihr Briefe und sie schmeißt sie weg: keine Anrufe, keine Mails, keine SMS. Ein Flug von München nach Bremen letztes Jahr könnte zum sechzigsten Geburtstag des Vaters passen, aber sie ist nur eine Nacht geblieben und hat im Hotel geschlafen, laut Bankauszügen." Er warf wieder einen Blick zu Josie, die nickte ihm aufmunternd zu: Raus damit, hieß das vermutlich. "Wir haben den Eindruck, dass es da eine Kluft zwischen ihr und den Eltern gibt, zum Bruder auch. Sie ist in diesem Haus, in dieser ganzen Familie überhaupt nicht präsent", sagte Shane, ein Zögern in der Stimme.
    "Ist da etwas passiert, was zu diesem ... Bruch geführt haben könnte?"
    Auf diese Frage von Andreas hin hob Ciaran alarmiert den Kopf, und Josie schaltete sich mit besänftigender Stimme ein.
    "Es gab keine Hinweise auf ein Vorkommnis, auf einen Streit oder gar Schlimmeres - aber wie gesagt, wir hatten nicht viel Zeit. Ich würde mal Folgendes vermuten: Als Shara geboren wurde, hatten die Eltern sich mit ihrem Sohn seit zehn Jahren schön gemütlich eingerichtet, die perfekte kleine Familie. Und dann kam das Mädchen nach, ungeplant vielleicht: Aufgeweckt und geistig sehr frühreif - sie hat die Bücher der Eltern in einem Alter gelesen, in dem andere Kinder fast noch mit Puppen spielen. Dass die Mutter wieder arbeiten gehen musste, mag auch ein Hinweis darauf sein, dass Shara nicht wirklich eingeplant war: zwei Kinder kosten nun mal doppelt, und das Mädchen kann auch leider nicht die abgelegten Sachen des großen Bruders auftragen. Es könnte auch gut sein, dass sie die Eltern einfach überfordert hat - sie ist die Erste in beiden Familien, die das

Weitere Kostenlose Bücher