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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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geschlossene Tür, als verberge sie den Gral: Hoffnungsvoll, heilsuchend, sehnsüchtig.
    "Sie packt - aber du hast ja wenigstens ein Andenken", witzelte ich, doch das war wohl mal wieder zu viel gewesen, war wohl mal wieder das Falsche gewesen, denn Jack sprang auf und starrte wütend auf mich hinunter.
    "Kannst du vielleicht einmal deine große Klappe halten? Es ist schon schlimm genug für sie, du musst nicht auch noch so tun, als wäre das witzig. Willst du, dass sie Dinge aus deinem alten Leben erfährt - ohne dass du selbst dabei bist, ohne dass du dazu etwas sagen kannst? Du würdest ihr nachher auch nicht in die Augen schauen können, du würdest dich ebenso schämen."
    'Mein Gott, ist der empfindlich', dachte ich, doch dann ging die Tür von Sharas Zimmer erneut auf, der goldene Lichtschimmer daraus erschien mir nach einer halben Stunde in dem dämmerigen Flur wie eine Verheißung von Wärme und Behaglichkeit. Ich korrigierte mein Urteil über Jack sogleich zu 'Mein Gott, ist der gut', denn scheinbar hatte er Sharas Nerv getroffen.
    "Das trifft es ziemlich genau", sagte sie.
    "Es tut mir Leid", antwortete Jack schlicht, ich rappelte mich hoch und nickte.
    "Mir auch."
    Doch damit war es scheinbar noch nicht getan: Sie bat uns nicht hinein, und ihre stahlgrauen Augen funkelten immer noch anklagend.
    "Ich will das Material sehen, dass ihr euch heute angeschaut habt. Und ich will ein Gedächtnisprotokoll des Gesprächs."
    "Shara, das willst du nicht."
    Sie sah Jackson kalt an - Gott, konnte die Frau böse schauen, dagegen war Andreas ein blutiger Anfänger.
    "Bitte nicht. Das würde dich nur noch mehr verletzen. Aber", fuhr er schnell fort, als sie zum Sprechen ansetzte, "ich kann dir etwas anderes als Ausgleich anbieten."
    Er zog aus der Innentasche seiner Jacke einen Stapel Papiere hervor. Ich sah nur für den Bruchteil einer Sekunde eine mir seit langen Jahrhunderten bekannte Handschrift, und als mein Magen fassungslos in Richtung Knie absackte, wusste ich, was das war, musste er das Papier nicht erst auseinander falten: Das waren Kopien aus der Chronik.
    "Scheiße, Jack", sagte ich tonlos, er beachtete mich nicht und streckte Shara die Blätter entgegen.
    Er hatte sie die ganze Zeit in der Tasche gehabt - hatte er geahnt, dass der Abend so enden würde? Dass Shara uns auf die Schliche kommen würde, dass sie den Aufstand proben würde? Und wenn schon: Er konnte trotzdem nicht wollen, dass Shara das las, wenn über ihn auch nur annähernd die Wahrheit da drin stand. Nein, unmöglich - einfach unmöglich!
    Die Prinzessin sah von Jack zu mir, dann auf die Papiere.
    "Was ist das?"
    "Jeder Bruder und jede Schwester des Ordens wurde einer ganz ähnlichen Prüfung unterzogen wie du heute. Im 13. Jahrhundert wurde nach den drei Gründern das erste neue Mitglied aufgenommen, damals hat Andreas begonnen, die Geschichte über sein oder ihr Leben vor dem Orden aufzuschreiben - und natürlich steht da auch, wie wir jeweils in den Orden gekommen sind und was dann im Orden mit uns passiert ist: wie wir uns verhalten haben, wie wir uns verändert haben. Dies hier sind die Einträge von denen, die heute bei deiner Prüfung anwesend waren. Als Ausgleich sozusagen."
    Shara blickte zu mir. "Und du willst nicht, dass ich das lese?"
    Ich schüttelte den Kopf.
    "Warum nicht?"
    Ich räusperte mich, mein Hals war plötzlich ziemlich rau. "Es ist ... schlimm. Ich war ... wir sind alle mehr oder weniger ..." Weiter kam ich nicht, mir versagte die Stimme.
    Shara zuckte mit den Schultern und streckte die Hand aus, Jack legte die Blätter hinein: Damit hielt sie mein Leben in den Händen - mein altes, mein vergessenes Leben.
    "Jackson?" Ein auffordernder Blick in seine Richtung: Sprich, sagte ihr Blick, während mein Kopf ihre befehlenden Augen zu übertönen versuchte: Halt die Schnauze, Jack - aber er hörte natürlich auf Shara, nicht auf mich.
    "Ich möchte, dass du das liest. Quid pro quo, es ist nur gerecht."
    Jack ist durchgeknallt, dachte ich in meiner stummen Fassungslosigkeit, als ich seine Worte hörte, einfach durchgeknallt. Sie hat ihn um den Verstand gebracht, er verrät mich an sie! Und wann hat er bloß diese Kopien gemacht? Die Chronik war ein mordsmäßig dicker, alter Foliant und lag im Safe in Andreas' Arbeitszimmer, nur Ciaran kannte noch die Kombination. Eine Sekunde später hätte ich mir am liebsten vor den Kopf gepatscht, so einfach war die Antwort: Er hatte die Kopien gemacht, als er heute Nachmittag aus der

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