Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
Vom Netzwerk:
ihr sagen können, sie solle sich bei Andreas beschweren, ihm ihre Empörung entgegen schleudern - warum mussten wir hier für was büßen, woran wir uns nur auf Anweisung hin beteiligt hatten? Was ganz und gar nicht unsere Idee gewesen war, was wir auch nicht gutgeheißen hatten?
    Jack sah mittlerweile wieder ganz entspannt aus, wofür ich ihn noch ein wenig mehr hasste. Er goss Shara Wasser ein und ließ in aller Ruhe den Kellner auftragen, was ich beim Zimmerservice bestellt hatte. Keine Ahnung, was das war: Mein Appetit war mir gehörig vergangen, ich wollte nur noch weg. Aber vorher hätte ich Jack noch gern die Zähne eingeschlagen - auch über den Tisch käme ich da problemlos ran. Einfach aufstehen und ausholen: Er würde sich wehren und war schnell mit den Fäusten, aber den ersten, den entscheidenden, den herrlich erleichternden Schlag würde ich landen können, da war ich mir sicher. Und gut würde er sich anfühlen: Befreiend, gerecht, ausgleichend. Ich schätze die Entfernung ab, ballte die Finger schon zur Faust, doch plötzlich beugte Shara sich in mein Blickfeld und nahm die Weinflasche aus dem Kühler. Ich sah, dass ihre helle Haut noch blasser war als sonst, die Augen leicht gerötet und die Lippen fest zusammengepresst. Sie war angespannt, sah verletzt und verletzlich aus - und sie tat mir plötzlich noch ein bisschen mehr Leid als ich mir selber. Sie war eben sehr nett zu mir gewesen, mir die Kopien einfach rüber zu schieben, das hatte Klasse: Sie hatte versucht zu reparieren, was Jack da angezettelt hatte, nur war ihr das leider nicht gelungen. Nun ja, das stimmte wohl nur für mich, denn sie bekam ja gleich, was ihr zustand. Sie lehnte sich zurück und trank einen Schluck, Jack sagte was, ich hörte nicht zu. Komm ruhig näher, dachte ich, als er sich leicht vorbeugte und meine Faust wieder fester wurde - je näher, desto schöner der Schlag. Shara drehte sich zu mir, erneut hatte ich ihr Gesicht im Blick.
    "Magnus? Willst du Wein?", fragten mich ihre hübschen, jetzt allerdings ein wenig blutleeren Lippen - Lippen, denen ich doch eigentlich gar nichts abschlagen konnte, nichts abschlagen durfte. Dennoch: Wein? Nein. Ich wollte Blut sehen, und nicht mit diesem Verräter am Tisch sitzen und trinken.
    "Ich schütte dir einfach was ein", sagte sie, und eine hellgelbe Flüssigkeit rann in mein Glas.
    Sie lächelte mir zu, ich Schwachkopf lächelte zurück: Ich konnte nicht anders, wenn sie mich so ansah - und mochte auch keine wirkliche Freude hinter meiner Miene stecken, brachte das Lächeln doch ein bisschen Frieden in die Mördergrube meines Herzens. Der Kellner schloss die Tür hinter sich, Shara schob ihren Teller mit Salat weg und trank weiter von ihrem Wasser.
    "Magnus, du isst, Jackson, du erzählst", sagte sie befehlsgewohnt, was mich meine Rache dann doch auf später verschieben ließ: Sollte Jack sich doch reinreiten, sich vor der Prinzessin so richtig unmöglich machen - ich würde ihm bestimmt nicht helfen.
    Shara Der Salat auf meinem Teller sah eigentlich gut aus, aber ich konnte ihn nicht essen. Aus den abgedeckten Schüsseln drang mir der Duft von Pasta und Fisch in die Nase, doch mein Magen gab mir deutlich zu verstehen, dass er davon ebenfalls nichts sehen wollte.
    Meinen beiden Tischgenossen schien es nicht anders zu gehen: Jackson hatte sich erst gar nichts geben lassen und Magnus sah nicht so aus, als würde heute noch etwas anderes als wüste Schimpfwörter über seine Lippen kommen. Ich angelte mir meine Zigaretten aus der Hosentasche - nicht die feinste Art, am Tisch zu Rauchen, aber was Anstand und Etikette anging, waren meine neuen Kreuzritterfreunde heute schon vor mir ganz kräftig ins Fettnäpfchen getreten, also fühlte ich mich nicht wirklich schlecht dabei. Ich trank einen Schluck Wein, er schmeckte sauer und zu kalt - außerdem brauchte ich einen klaren Kopf und blieb schon deshalb lieber beim Wasser.
    Nach ein paar Minuten Stille begann Jackson zu sprechen: Er würde es kurz machen, sagte er, aber ich könne ihn natürlich fragen, was ich wolle. Ich nickte.
    "Ich wurde 1879 in England geboren, als drittes von vier Kindern. Meine Eltern waren reich, mein Vater hatte sich seinen Adelstitel mehr oder weniger gekauft, und spielte den Landjunker, hielt aber auch enge Beziehungen zu hochgestellten Personen in der Regierung wie auch am Hof. Ich hatte zwei ältere Brüder und eine jüngere Schwester, und damit war ich in meiner Familie ein Nichts. Meine Schwester war der

Weitere Kostenlose Bücher