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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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Runde in der Bibliothek und später beim Essen nie wirklich ganz wohl. So nett ich ein paar der Leute fand, so unsympathisch waren mir andere, so leicht ich mit einigen ins Gespräch kam, so erntete ich bei anderen nur kühles Schweigen. Eindeutig nett waren von den Neuen Josie, Shane, Ffion, Sven und Peter, am liebsten verzichtet hätte ich auf Maggie und Pablo, dann aber auch auf Lucia, da die außer meinen Haaren und meiner Figur kein anderes Gesprächsthema zu kennen schien - und auf Gerard, der mir immer ein paar Zentimeter zu nahe rückte.
    Beim Essen hatte ich Andreas zu meiner Rechten und Josie zu meiner Linken - sie zwinkerte mir triumphierend zu, als sie sich neben mich setzte, und unterhielt mich dann eine halbe Stunde lang mit Anekdoten über die modischen Ausrutscher aus Jacksons und Magnus 'Jugend', wann auch immer die gewesen sein mochte. Als ich erfolglos versuchte, in Gedanken Magnus kurze Haare durch eine gepuderte Perücke mit Zopf zu ersetzen und mir dann noch Kniebundhosen und Gehrock mit gerüschten Manschetten dazu vorstellen wollte, gab ich auf, ihre Erzählung auf Realismus zu überprüfen, und ab da wurde es amüsant. Auf meine Fragen bekam ich bereitwillige Antworten, die meisten speicherte ich ohne weitere Gedanken an Wahrheitsgehalt und Plausibilität einfach ab. So behauptete Josie in einem unbedeutenden Nebensatz, sie sei dreihundertzweifünfzig Jahre alt, während Shane mit gut siebzig Jahren (nach der mürrischen Maggie) der Zweitjüngste der Runde war, allerdings schon voll initiiert. Peter legte mir nahe, unbedingt die Ordensburg in Südtirol anzuschauen, in der Josie gerade ein paar Zimmer für mich einrichtete - und diese harmlose Bemerkung löste einen neuen Monolog der kleinen Kupferhaarigen aus, in dem Bodenbeläge und Vorhänge eine zentrale Rolle spielten, und der alle anderen zum gut synchronisierten Augenrollen und Aufstöhnen verleitete.
    Ich hätte nachher nicht sagen können, was es zum Essen gegeben hatte, aber da Magnus mich mit hämischen Bemerkungen über meinen Appetit verschonte, schien ich in ausreichendem Maß gegessen zu haben - was auch immer. Es gab viele verschiedene Gänge, was uns gut zwei Stunden beschäftigte. Scheinbar ging der Tischdienst einmal reihum, denn ich bekam die Suppe von Maggie hingeknallt, einen Zwischengang mit großer Grandezza von Gerard serviert und von dem schönen Kreuzritter abschließend ein paar zuckersüße Petit Fours, unpassenderweise in Blau und Rosa, dafür aber inklusive eines sehr grünen Blickes. Abschließend gab es Kaffee in der Bibliothek, gegen vier Uhr war ich erlöst. Ich schüttelte wieder jede Menge Hände, brachte alle Namen richtig auf die Reihe (und war richtiggehend stolz darauf), wurde von Pablo mit einem sehr viel freundlicheren Lächeln bedacht als noch zu Anfang und war daher halbwegs zufrieden mit mir, als Ciaran mich zum Hotel zurückbrachte.
    Magnus Unsere Prinzessin hält Hof, dachte ich, als Andreas Shara zum Mittagessen an den Tisch führte, und das nicht einmal schlecht. Sie saß genau in der Mitte der langen Tafel, ich leider an einem entfernten Ende, daher musste ich schon ziemlich die Ohren spitzen, um was von ihren Gesprächen mitzubekommen. Jack zwei Plätze weiter sagte auch nicht viel, da seine gespannte Konzentration aber sicher nicht Ciarans ausgezeichneter Suppe galt, konnte ich mir denken, wen er da im Blick behielt. Wenn mich jemand fragt: Ich würde Shara eine sehr gute Haltungsnote geben. Sie war beherrscht, aber nicht steif, antwortete intelligent, ohne auftrumpfen zu wollen, lächelte viel, ohne blöd dabei auszusehen - wie auch, sie sah eigentlich immer aus wie ein großer, zu dünner Engel. Sie schaffte es, zwei Leuten gleichzeitig zuzuhören - und wenn einer davon Josie war, war das schon ein paar Extrapunkte wert. Sie zuckte angesichts der unendlichen Tellerfolge nicht mit der Wimper und ich gab ihr daher auch eine gute B-Note: Keine Zickigkeiten, keine 'Aber', keine Seelenbeschau - heute war sie einfach nur ... entzückend.
    Bestnoten gab es aber auch für die andere Partei: Meine Brüder und Schwestern hatten sich von ihrer besten Seite gezeigt - auch Maggie, immerhin hatte sie der Prinzessin die Hand geschüttelt, ohne dabei würgende Geräusche von sich zu geben. Maggie hatte ihre Jacke zwar die ganze Zeit nicht ausgezogen und seilte sich unmittelbar nach dem Kaffee ab, um mit Sven nach Berlin zurückzufahren - aber auch wenn Shara ihre Reserviertheit bemerkt hatte, war es der

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