Die Ewigen
weicher und glatter, als ich sie mir in meinen verliebten Kleinmädchenträumen vorgestellt hatte, so wunderbar, dass mein Magen vor Freude erschauerte. "Soll ich dir vielleicht eine Geschichte erzählen, damit du wach bleibst?"
Ich schloss zustimmend die Augen, Nicken war zu schmerzhaft: Ja, sprich weiter, ja, bleib bei mir, wollte ich Jackson bedeuten, und irgendwie verstand er mich.
"Gut - ich hoffe, dass sie dir gefällt. Sie ist auch wahr."
Er verstärkte den Druck seines Armes um meine Schultern und der herrliche Zimtduft seiner nahen Haut verlockte mich zu einem unvernünftig tiefen Atemzug, der meine Brust in zwei Teile aus purem Schmerz schnitt - und der es trotzdem wert gewesen war.
"Du weißt doch noch, dass du gesagt hast, dass du keine Geschenke von uns haben möchtest? Nun, in unserer Burg gibt es einen großen, unterirdischen Raum voller Geschenke, alle für dich." Erneut strich seine Hand über meine Wange. "Der Raum ist wie eine Schatzkammer: Er wurde vor Hunderten von Jahren mit bloßen Händen aus dem Fels gehauen und ist sehr dunkel, er hat eine niedrige, dicke Tür aus Holz, mit Eisen beschlagen. Herein kommt man nur, wenn man drei Schlüssel benutzt, und das auch noch in der richtigen Reihenfolge. In dem Raum stehen viele Kisten aus Holz, das sieht erst einmal ziemlich langweilig aus - aber das Besondere ist natürlich in den Kisten: Geschenke über Geschenke. Jeder von uns hat eine Kiste in diesen Raum gestellt, jeder, der jemals Mitglied in unserem Orden war. Kannst du dir vorstellen, was da alles drin ist? Die erste Kiste hat Andreas im 14. Jahrhundert gefüllt, die letzte ist die von Maggie - etwa vom Anfang der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Ich weiß nicht, was die anderen in ihre Kisten getan haben, das verraten wir einander nicht - und wenn du das alles auspackst, darfst du auch niemandem sagen, was du von wem bekommen hast. Ciaran und Andreas haben aber in der Chronik niederschrieben, was sie ausgewählt haben, und wenn du es nicht weitersagst, dann verrate ich dir, dass du dich über eins von Ciarans Geschenken ganz besonders freuen wirst: Es ist eine Abschrift des Nibelungenliedes, wirklich komplett und schön illustriert. Wenn du also doch noch eine wissenschaftliche Karriere anstreben solltest, hättest du da etwas, dass die Literaturwissenschaft aufrütteln dürfte."
Er lächelte auf mich herunter.
"Mit ein paar Sachen wirst du sicherlich gar nichts anfangen können - ich weiß etwa von einem Paar vergoldeter Duellpistolen und von einer Bruyère-Pfeife."
Er lachte leise, ein sanfter Widerhall dieser herrlichen Bewegung in seiner Brust brachte die Klinge in der meinen zum Schwingen und meine schmerzenden Nerven zum Glühen.
"Ich war mir schon immer sicher, dass der Löser des Schwertes eine Frau sein würde, also hab ich in meine Kiste alles Mögliche hineingetan, was man vor hundert Jahren einem schönen Mädchen so schenken konnte."
Ich versuchte, mich auf Jacksons leise Worte zu konzentrieren, doch das Atmen fiel mir zunehmend schwerer und erzeugte rasselnde Geräusche in meiner Brust: Es überlagerte diese herrliche Stimme und ich hasste mich selber dafür, dass es nicht leiser ging. Ich versuchte, mich zu räuspern, schmeckte Blut im Mund, metallisch und bitter. Jackson wischte mir mit dem Ärmel seines Hemdes über Kinn und Lippen und sprach dann weiter, als wäre nichts geschehen, doch ich sah das dunkle Blut auf dem hellen Stoff und wusste nur zu gut, was das bedeutete - was das für meinen Zustand und meine ... Überlebensaussichten bedeutete.
"Du hast wahrscheinlich keine Verwendung für einen hübschen Sonnenschirm mit Spitze und Straußenfedern oder einen Fächer aus Elfenbein? Das war damals absolut modern, deswegen hab ich da nicht lange gezögert. Aber vielleicht gefällt dir ja das Medaillon besser, dass ich in Paris gekauft habe: Innen ist ein Mädchenkopf eingraviert, den ich wunderschön fand - und er sieht dir sogar ähnlich, weißt du das?" Jacksons Locken streichelten meine Wange, als er erneut leise lachte und dabei den Kopf schüttelte. "Aber mal ehrlich: Warum solltest du ein Medaillon tragen, in dem du selber abgebildet bist? Dass das ziemlicher Blödsinn ist, ist mir allerdings erst vorgestern aufgefallen, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind und ich gesehen habe, wie groß die Ähnlichkeit ist. Wir können es ja so machen, dass das Medaillon ein Gutschein für ein Schmuckstück ist, das dir wirklich gefällt."
Eine zähe Flüssigkeit
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