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Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Titel: Die fabelhafte Miss Braitwhistle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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Augenbraue hochgezogen.
    »Haben Sie keinen Dietrich?«, hat Hugo gefragt.
    Miss Braitwhistle ist ganz rot geworden. »Naturlich ich habe keinen Dietrich! Oder siehst du hier einen Mann?«
    »Hugo meint keinen Mann, sondern so einen Draht, mit dem man Schlösser aufbekommt«, sagte Clemens.
    Miss Braitwhistle hat verächtlich geschnaubt. »Wer sagt, die Tur ist zu?«
    »Sie ist immer zu«, sagte Molly.
    »Genau, sie ist immer zu«, wiederholte Polly.
    Miss Braitwhistle hat die Klinke runtergedrückt und die Tür ging auf. »Man darf nie glauben ersten Schein.«
    Wir haben nicht ganz verstanden, was sie meinte, aber immerhin waren wir jetzt in der Küche.
    Sehr gemütlich war es da aber nicht. Überall lag Staub und Dreck. Miss Braitwhistle hat ihre Tasche geöffnet und Putzlappen und Schaufel und Besen rausgezogen. Jeder von uns bekam einen Lappen und wir mussten die Tische und den Herd sauber machen. Sie hat den Boden gefegt.
    »Man nur arbeiten kann in ein sauberes Kuche«, hat sie gesagt. Hugo hat mal wieder gejammert, dass er keinen Dreck einatmen darf, weil er eine Hausstauballergie hat, aber Pauline hat gesagt, dass es ja gar kein Haus– sondern Schulstaub ist, der überall rumfliegt.
    Aki hat seinen Lappen viel zu nass gemacht und musste ihn auswringen, dummerweise stand da gerade Hugo vor ihm und dem ist das ganze Wasser in den Kragen gelaufen. Nur gut, dass Hugo nicht auch eine Allergie gegen Wasser hat. Gebrüllt hat er natürlich trotzdem, aber das interessierte keinen, denn Molly hat auf ein Loch in der Scheuerleiste gezeigt und geschrien: »Eine Maus! Da ist sie rein!«
    »Genau, da ist sie rein!«, schrie auch Polly. Und dann haben alle Mädchen geschrien, nur Pauline nicht. Die wollte die Maus fangen und ihrer Katze zum Mittagessen mitbringen. Das fand aber Annalisa nicht nett. »Das arme, arme Mäuschen!«, hat sie geheult. Und auf einmal hockten alle Mädchen vor dem Loch und haben der Maus zugerufen, sie soll rauskommen, damit sie sie vor Paulines Katze retten können. Die Maus war aber nicht blöd und ist in ihrem Loch geblieben.
    Inzwischen war alles blitzeblank, und wir haben drauf gewartet, dass Miss Braitwhistle uns zeigt, wie das geht mit dem Plumpudding, aber sie hat am Herd rumgeschaltet und vor sich hin gemurmelt: »Schlechter Herd, sehr schlechter Herd. Ich brauche richtige Feuer.«
    Richtiges Feuer hatte der Herd nicht, der war nämlich elektrisch, aber in der Ecke stand noch ein altmodischer Ofen, wo man Holz reinsteckt oder Kohlen. Benutzt hat den abernoch nie jemand. Doch Miss Braitwhistle war ganz entzückt, als sie den Ofen gesehen hat. »Really perfect!«
    »Aber wir haben kein Holz«, hat Clemens gesagt.
    »Wir können ja Hugos Kopf nehmen«, hat Aki vorgeschlagen. Das fand der aber nicht lustig.
    Miss Braitwhistle hat aus ihrer Tasche ein paar Holzstücke und eine Zeitung herausgezogen. Die Holzstücke hat sie in den Ofen gelegt, aber was wollte sie mit der Zeitung? Doch nicht etwa lesen? Nein, sie knüllte die Zeitung zusammen und verteilte die Knäuel unter dem Holz. Dann zündete sie das Papier mit einem langen Streichholz an. Aki, Clemens, die anderen Jungs und ich drängten uns um den Herd. So machte man also richtiges Feuer, das nicht gleich wieder ausging. Das wollten wir auch sofort ausprobieren. Als es ordentlich brannte, durfte jeder von uns ein Stück Holz auf die Flammen legen.
    Dann hat sich Miss Bratwhistle aufgerichtet, die Hände abgeklopft und gesagt: »Wir mussen machen Teig.«
    Wieder hat sie die Tasche geöffnet und alles Mögliche rausgeholt: eine Tüte Mehl, eine Packung Eier, ein paar alte Brötchen, Mandeln, Rosinen, Gewürze und eine Flasche.
    »Ist da Schnaps drin?«, hat Hugo gefragt. »Da ist bestimmt Schnaps drin und Schnaps ist für Kinder verboten.«
    »Du musst ja nichts von dem Plumpudding essen«, hat Pauline gesagt.
    Miss Braitwhistle hat dann jedem von uns eine Aufgabe gegeben. Die einen sollten Mandeln klein hacken, die anderen die alten Semmeln reiben oder Eier aufschlagen. Aki und ich mussten Äpfel raspeln.
    Miss Braitwhistle hat Backpflaumen klein geschnitten und mit einer braunen Flüssigkeit übergossen, die in der Flasche war.
    »Das ist Schnaps!«, hat Hugo wieder geschrien. »Ich seh’s genau! Kinder dürfen keinen Schnaps trinken!«
    Miss Braitwhistle hat etwas aus der Flasche auf einen Löffel gegossen und zu Hugo gesagt: »Probier mal.«
    Hugo wollte erst nicht, aber als wir ihn »Feigling« genannt haben, hat er den Mund

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