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Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Titel: Die fabelhafte Miss Braitwhistle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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hat er dann gesprochen.
    »Achtung, Achtung! Wir breiten jetzt ein Sprungtuch aus und dann springt einer nach dem anderen da rein.«
    Also ich wäre auch ohne Sprungtuch aus dem Fenster gehüpft, die Küche ist im ersten Stock, aber ich habe mir das Sprungtuch wie ein Trampolin vorgestellt und war schon ganz aufgeregt. Da kam Herr Fischli angerannt. Er musste aus der Turnhalle gekommen sein, denn er hatte noch seinen Augenweh-Trainingsanzug an.
    »Was ist denn hier los?«, hat er gerufen.
    »Es brennt«, hat Herr Pommerenke gesagt. »Das sehen Sie doch.«
    Miss Braitwhistle hat ihren Kopf aus dem Fenster gestreckt.
    »Nonsense! Nichts brennt. Ich hab gezeigt Kindern, wie man backt richtige Plumpudding.«
    »Aber ich seh doch, dass es qualmt«, hat Herr Fischli von unten gerufen, während die Feuerwehrleute das Sprungtuch ausgebreitet haben.
    »Der Herd vielleicht ist etwas alt«, sagte Miss Braitwhistle.
    »Sind Sie wahnsinnig?«, hat Herr Pommerenke geschrien und vor Wut einen roten Kopf bekommen. »Der ist doch längst außer Betrieb, der darf überhaupt nicht mehr benutzt werden. Wie sind Sie überhaupt in die Küche gekommen?«
    »Wir haben gemacht auf die Tur«, hat Miss Braitwhistle gesagt, und Herrn Pommerenkes Kopf wurde noch röter.
    »Das ist eine Lüge! Ich hab ja vorhin versucht reinzukommen und sie war von innen abgeschlossen.«
    Clemens ist zur Tür gegangen und hat sie aufgemacht. Wir hätten also genauso gut einfach rausspazieren können, es war inzwischen wirklich ziemlich rauchig in der Küche, und es roch auch nicht mehr nach Weihnachten, sondern so, wie es immer riecht, wenn Papa im Sommer den Grill anheizt. Nicht gut jedenfalls. Aber zur Tür rauszugehen, wäre ja langweilig gewesen. Ich hab Aki angeschaut und Aki hat mich angeschaut. »Wir springen«, hab ich gesagt.
    Und dann sind wir aus dem Fenster gesprungen. Aber wir beide waren die Einzigen, die anderen haben sich nicht getraut. Es war aber gar nicht so lustig, wie wir es uns vorgestellt hatten. Der Stoff war ganz rau und ich hab mir den Arm aufgeschürft. Und Aki hat laut »Aua!« geschrien, weil er mit dem Po so doll aufgekommen ist wie bei einer Arschbombe vom Dreimeterbrett. Ein Trampolin macht jedenfalls mehr Spaß.
    Die Feuerwehrleute waren sehr nett, sie haben Aki und mich aus dem Sprungtuch gezogen und gefragt, ob es uns gut geht oder ob wir uns verletzt haben. Aber mal abgesehen von meinem Arm und Akis Hintern ging’s uns prima. So was erlebt man ja schließlich nicht jeden Tag.
    Als wir in die Schule und in unsere Klasse gingen, hörten wir, wie Herr Fischli zu Herrn Pommerenke sagte: »Ich verstehe überhaupt nicht, warum Sie die Feuerwehr gerufen haben, Herr Pommerenke, die Kinder waren doch gar nicht in Gefahr.«
    »Die Kinder vielleicht nicht, aber die hätte ja um ein Haar die Schule abgefackelt.«
    »Meinen Sie mit die etwa Miss Braitwhistle?«, hat Herr Fischli gefragt. »Miss Braitwhistle wollte den Schülern nur englische Bräuche beibringen. Sie ist neu an der Schule und konnte nicht wissen, dass sich die Küche in diesem katastrophalen Zustand befindet. Sie hätten dafür sorgen müssen, dass der Raum abgeschlossen ist.«
    »Er war abgeschlossen«, hat Herr Pommerenke geknurrt.
    Wir wollten an Herrn Fischli vorbei, da hat er mich am Ärmel festgehalten. »Franz, Aki sagt mal: War die Küche abgeschlossen oder nicht?«
    »Die Küche war nicht abgeschlossen, Herr Fischli«, hab ich gesagt. Und das war schließlich die Wahrheit.
    »Da hören Sie es selbst, Herr Pommerenke«, sagte Herr Fischli. »Der Feuerwehreinsatz wird ein teurer Spaß, die haben es gar nicht gern, wenn man sie umsonst ruft.«
    Herr Pommerenke hat nichts mehr gesagt, sondern nur irgendwas vor sich hin gebrummt, was wie »schöne Scheiße« klang, aber da hab ich mich bestimmt verhört. Erwachsene sagen so was ja nicht.
    Wir sind dann mit Herrn Fischli in die Klasse. Miss Braitwhistle saß auf dem Lehrertisch und trank eine Tasse Tee. »Ich muss beruhigen meine Nerven.«
    Sie sah aber gar nicht beunruhigt aus, sondern eigentlich wie immer. Neben ihr lag auf einer Platte der Plumpudding und sah aus wie ein großer brauner glänzender – ja was?
    »Hundehaufen«, hat Aki mir zugeflüstert.
    »Aber er riecht besser«, hab ich zurückgeflüstert.
    »Können wir jetzt endlich den Pudding essen?«, hat Max gefragt.
    »Gleich, erst kommen die christmas cracker«, hat Miss Braitwhistle gesagt und den Strumpf geschüttelt.
    Kracher? Das hörte sich gut an.

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