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Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Titel: Die fabelhafte Miss Braitwhistle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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der Fußboden ist immer nass und schmierig, und es riecht nach altem Scheuerlappen.
    Die Duschen sind am allerekligsten, und wenn überhaupt Wasser rauskommt, dann ist es eiskalt. Ich dusche nie, sondern bespritze mich nur mit Wasser, damit es so aussieht, als hätte ich geduscht.
    Das Schwimmbecken ist auch nicht besser. Ich glaube, da ist fast nur Chlor und kein Wasser drin, so beißt es in den Augen. Meine Mutter sagt, ich soll eine Schwimmbrille aufsetzen, aber das dürfen wir nicht, denn da besteht Verletzungsgefahr. Das hat Frau Taube jedenfalls immer gesagt. Sogar Hugo muss seine Brille absetzen.
    Natürlich ist auch im Becken das Wasser kalt, und manchmal schwimmt da ein altes Pflaster drin rum oder irgendwas anderes Ekliges, das jemand beim Schwimmen verloren hat.
    Der Bademeister ist auch nicht nett, er steht am Rand vom Becken und sagt uns, was wir machen sollen. Und dann wirft er Ringe ins Wasser, nach denen müssen wir tauchen. Oder wir sollen um die Wette schwimmen oder kraulen oder einen Kopfsprung vom Dreier machen.
    An diesem Morgen hab ich mein Schwimmzeug zwar mitgenommen, aber gehofft, jetzt wo Frau Taube weg war, würde Schwimmen vielleicht ausfallen.
    »Hast du Schwimmsachen dabei?«, hab ich Aki gefragt, als ich ihn an der Ecke traf. Aki nickte. Es bringt nämlich gar nichts, wenn man sagt, man hätte es vergessen, dann bekommt man eine Leihbadehose und die ist einem mindestens drei Nummern zu groß. Aki hat mal so eine Riesenhose beim Schwimmen verloren, Frau Taube hat vor lauter Wut einen Anfall bekommen, die Mädchen auch, aber vor lauter Lachen. Seitdem hat Aki seine Badehose nie wieder vergessen. Ich glaube, wenn mir das passiert wäre, wäre ich auf der Stelle vor Schreck ertrunken. Aber Aki hat drei ältere Schwestern, der ist Kummer gewöhnt.
    »Vielleicht fällt’s ja aus«, hab ich gesagt.
    »Vielleicht«, hat Aki gesagt. »Aber vielleicht auch nicht.«
    »Ich glaube ja nicht, dass die Bratwiesel mit uns da hingeht.«Aki nickte. Wir konnten uns beide Miss Braitwhistle nicht im Schwimmbad vorstellen.
    Wir kamen am Kiosk an der Ecke vorbei, und Aki hat mich angeschaut und ich hab Aki angeschaut, und Aki hat gesagt: »Wollen wir uns was kaufen?«
    »Gute Idee«, hab ich gesagt.
    Donnerstags gibt mir meine Mutter immer einen Euro mit, den braucht man als Pfand, um im Schwimmbad seine Sachen im Schrank einzuschließen.
    Für einen Euro bekommt man eine ganze Menge am Kiosk. Zwei Tausendfüßler, vier saure Stäbchen, zwei Tüten Brausepulver und eine weiße Maus.
    Zuerst haben wir die Tausendfüßler gegessen, dann die sauren Stäbchen. Nur die Maus konnten wir nicht so gut teilen, weil wir beide den Kopf haben wollten, wegen der Augen. Das Brausepulver haben wir noch aufgehoben. Ich hab meins in die Hosentasche gesteckt und Aki seins in die Jackentasche.
    Als wir in die Schule kamen, stand Herr Fischli vor dem Lehrerzimmer und rief: »Beeilt euch, der Bus wartet nicht.«
    »Haben wir denn heute Schwimmen?«, hab ich gefragt.
    »Natürlich, warum denn nicht?«, hat Herr Fischli gesagt.
    »Miss Braitwhistle wird euch begleiten, und ich hoffe sehr, dass es keinen Ärger gibt, nicht wahr, Aki?«
    »Ärger? Es hat noch nie Ärger gegeben.« Aki tat ganz harmlos.
    »Und was ist letzten Donnerstag mit Frau Taubes Badehaube passiert?«
    Aki wurde blass. »Keine Ahnung.«
    »Nein? Dann warst nicht du es, der sie aufgeblasen hat, bis sie geplatzt ist?«
    »Geplatzt ist sie nur, weil Max sich draufgesetzt hat. Und außerdem benutzt die Taube ihre blöde Bademütze doch nie, sie geht ja gar nicht ins Wasser«, hat Aki sich verteidigt, denn natürlich ist er es gewesen, der versucht hatte, die Badekappe von Frau Taube in ein Pupskissen zu verwandeln.
    »Egal, ihr benehmt euch bitte!«
    Die anderen saßen schon alle auf ihren Plätzen, als wir in den Bus gestiegen sind. Keiner hat besonders fröhlich ausgesehen. Vor allem nicht Max, er kann den Schwimmunterricht noch weniger leiden als ich. Beim letzten Mal hat der Bademeister gerufen: »Sagt mal dem Fettklops dahinten, dass er nicht die Bahn verstopfen soll!« Das war echt fies.
    Miss Braitwhistle saß vorn, direkt neben dem Fahrer und hatte ihre Tasche auf dem Schoß. Ob da wohl auch eine Badekappe drin war?
    »Miss Brat … äh, also ich wollte nur sagen, meine Mutterhat gesagt, dass ich nicht schwimmen kann, weil ich nämlich Schnupfen hab«, meinte Hugo.
    Natürlich hatte er keinen Schnupfen, aber er versucht es jedes Mal. Frau Taube kannte das

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